Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Chassecoeur. Was zum Todtlachen ist! -- Als er regiert haben will, schossen wir in Vincennes auf obrig- keitlichen Befehl seinen Vetter und Helfershelfer, den Enghien, todt und ich selbst band ihm, da es Nacht war, die Laterne vor die Brust, um besser zu zielen. Der alte Officier. O daß ich so alt geworden und nicht in einer Schlacht gefallen bin, ehe die Bourbons in Paris einzogen. (Zu einer Stuhlvermietherin:) Dame, darf ich mich niedersetzen? Meine Füße sind sehr müde, ich kann aber nicht für den Sitz zahlen. Die Stuhlvermietherin. Ich seh' Ihnen an, Sie sind ein Officier der großen Armee. Gebieten Sie über meine Stühle nach Belieben. Zeitungsausrufer. Was Wichtiges! Wichtiges! Vom Palais Bourbon, aus der Deputirtenkammer! Hier die Journale! Viele Stimmen. Her damit -- Lies sie vor! Chaſſecoeur. Was zum Todtlachen iſt! — Als er regiert haben will, ſchoſſen wir in Vincennes auf obrig- keitlichen Befehl ſeinen Vetter und Helfershelfer, den Enghien, todt und ich ſelbſt band ihm, da es Nacht war, die Laterne vor die Bruſt, um beſſer zu zielen. Der alte Officier. O daß ich ſo alt geworden und nicht in einer Schlacht gefallen bin, ehe die Bourbons in Paris einzogen. (Zu einer Stuhlvermietherin:) Dame, darf ich mich niederſetzen? Meine Füße ſind ſehr müde, ich kann aber nicht für den Sitz zahlen. Die Stuhlvermietherin. Ich ſeh’ Ihnen an, Sie ſind ein Officier der großen Armee. Gebieten Sie über meine Stühle nach Belieben. Zeitungsausrufer. Was Wichtiges! Wichtiges! Vom Palais Bourbon, aus der Deputirtenkammer! Hier die Journale! Viele Stimmen. Her damit — Lies ſie vor! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0031" n="23"/> <sp who="#CHA"> <speaker> <hi rendition="#g">Chaſſecoeur.</hi> </speaker><lb/> <p>Was zum Todtlachen iſt! — Als er regiert<lb/> haben will, ſchoſſen wir in Vincennes auf obrig-<lb/> keitlichen Befehl ſeinen Vetter und Helfershelfer,<lb/> den Enghien, todt und ich ſelbſt band ihm, da es<lb/> Nacht war, die Laterne vor die Bruſt, um beſſer<lb/> zu zielen.</p> </sp><lb/> <sp who="#AOFF"> <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Officier.</hi> </speaker><lb/> <p>O daß ich ſo alt geworden und nicht in einer<lb/> Schlacht gefallen bin, ehe die Bourbons in Paris<lb/> einzogen.</p><lb/> <stage>(Zu einer Stuhlvermietherin:)</stage><lb/> <p>Dame, darf ich mich niederſetzen? Meine Füße<lb/> ſind ſehr müde, ich kann aber nicht für den Sitz<lb/> zahlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#STUHLV"> <speaker> <hi rendition="#g">Die Stuhlvermietherin.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich ſeh’ Ihnen an, Sie ſind ein Officier der<lb/> großen Armee. Gebieten Sie über meine Stühle<lb/> nach Belieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEI"> <speaker> <hi rendition="#g">Zeitungsausrufer.</hi> </speaker><lb/> <p>Was Wichtiges! Wichtiges! Vom Palais<lb/> Bourbon, aus der Deputirtenkammer! Hier die<lb/> Journale!</p> </sp><lb/> <sp who="#VIESTIM"> <speaker> <hi rendition="#g">Viele Stimmen.</hi> </speaker><lb/> <p>Her damit — Lies ſie vor!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0031]
Chaſſecoeur.
Was zum Todtlachen iſt! — Als er regiert
haben will, ſchoſſen wir in Vincennes auf obrig-
keitlichen Befehl ſeinen Vetter und Helfershelfer,
den Enghien, todt und ich ſelbſt band ihm, da es
Nacht war, die Laterne vor die Bruſt, um beſſer
zu zielen.
Der alte Officier.
O daß ich ſo alt geworden und nicht in einer
Schlacht gefallen bin, ehe die Bourbons in Paris
einzogen.
(Zu einer Stuhlvermietherin:)
Dame, darf ich mich niederſetzen? Meine Füße
ſind ſehr müde, ich kann aber nicht für den Sitz
zahlen.
Die Stuhlvermietherin.
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großen Armee. Gebieten Sie über meine Stühle
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/31>, abgerufen am 16.02.2025. |