Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Herzog von Wellington. Unmöglich -- Europa's, ja, des Erdkreises Schicksal schwebt in dieser Stunde auf dem Spiel -- wir dürfen nicht eher wagen, bis wir des Er- folges gewiß sind, und ich fürchte, wenn Blücher nicht bald kommt, haben wir mit Ihm bei Cail- lou schon sehr viel gewagt. Lord Somerset. O träf' ihn doch eine, eine von hunderttausend Kugeln, die dahin fliegen -- -- Herzog, sollen denn diese Höhen die riesenhafte Schlachtbank wer- den, auf welcher Altengland sich opfert für die undankbare Welt? Herzog von Wellington. Wenn es zum Aeußersten kommt -- ja. Lord Somerset. O schau' dort -- wieder eine ganze Reihe der braven Bergschotten hinsinkend wie Aehren vor der Sichel -- -- Und hier -- das erste Glied des Leibregiments eben so -- Das zweite marschirt lächelnd ein, Milch und Blut auf den Wangen, die frischeste Jugend, die jemals im heiteren Eng- land schimmerte -- ha, und da winseln sie auch schon im Staube -- -- Mutterherzen, Mutterher- zen, wie wird's euch zerreißen, -- mein Herz ist schon zu Trümmer! Herzog von Wellington. Unmöglich — Europa’s, ja, des Erdkreiſes Schickſal ſchwebt in dieſer Stunde auf dem Spiel — wir dürfen nicht eher wagen, bis wir des Er- folges gewiß ſind, und ich fürchte, wenn Blücher nicht bald kommt, haben wir mit Ihm bei Cail- lou ſchon ſehr viel gewagt. Lord Somerſet. O träf’ ihn doch eine, eine von hunderttauſend Kugeln, die dahin fliegen — — Herzog, ſollen denn dieſe Höhen die rieſenhafte Schlachtbank wer- den, auf welcher Altengland ſich opfert für die undankbare Welt? Herzog von Wellington. Wenn es zum Aeußerſten kommt — ja. Lord Somerſet. O ſchau’ dort — wieder eine ganze Reihe der braven Bergſchotten hinſinkend wie Aehren vor der Sichel — — Und hier — das erſte Glied des Leibregiments eben ſo — Das zweite marſchirt lächelnd ein, Milch und Blut auf den Wangen, die friſcheſte Jugend, die jemals im heiteren Eng- land ſchimmerte — ha, und da winſeln ſie auch ſchon im Staube — — Mutterherzen, Mutterher- zen, wie wird’s euch zerreißen, — mein Herz iſt ſchon zu Trümmer! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0295" n="287"/> <sp who="#WELL"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Wellington</hi>.</speaker><lb/> <p>Unmöglich — Europa’s, ja, des Erdkreiſes<lb/> Schickſal ſchwebt in dieſer Stunde auf dem Spiel<lb/> — wir dürfen nicht eher wagen, bis wir des Er-<lb/> folges gewiß ſind, und ich fürchte, wenn Blücher<lb/> nicht bald kommt, haben wir mit <hi rendition="#g">Ihm bei Cail-<lb/> lou</hi> ſchon ſehr viel gewagt.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOMER"> <speaker><hi rendition="#g">Lord Somerſet</hi>.</speaker><lb/> <p>O träf’ ihn doch eine, eine von hunderttauſend<lb/> Kugeln, die dahin fliegen — — Herzog, ſollen<lb/> denn dieſe Höhen die rieſenhafte Schlachtbank wer-<lb/> den, auf welcher Altengland ſich opfert für die<lb/> undankbare Welt?</p> </sp><lb/> <sp who="#WELL"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Wellington</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn es zum Aeußerſten kommt — ja.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOMER"> <speaker><hi rendition="#g">Lord Somerſet</hi>.</speaker><lb/> <p>O ſchau’ dort — wieder eine ganze Reihe der<lb/> braven Bergſchotten hinſinkend wie Aehren vor<lb/> der Sichel — — Und hier — das erſte Glied des<lb/> Leibregiments eben ſo — Das zweite marſchirt<lb/> lächelnd ein, Milch und Blut auf den Wangen,<lb/> die friſcheſte Jugend, die jemals im heiteren Eng-<lb/> land ſchimmerte — ha, und da winſeln ſie auch<lb/> ſchon im Staube — — Mutterherzen, Mutterher-<lb/> zen, wie wird’s euch zerreißen, — mein Herz iſt<lb/> ſchon zu Trümmer!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [287/0295]
Herzog von Wellington.
Unmöglich — Europa’s, ja, des Erdkreiſes
Schickſal ſchwebt in dieſer Stunde auf dem Spiel
— wir dürfen nicht eher wagen, bis wir des Er-
folges gewiß ſind, und ich fürchte, wenn Blücher
nicht bald kommt, haben wir mit Ihm bei Cail-
lou ſchon ſehr viel gewagt.
Lord Somerſet.
O träf’ ihn doch eine, eine von hunderttauſend
Kugeln, die dahin fliegen — — Herzog, ſollen
denn dieſe Höhen die rieſenhafte Schlachtbank wer-
den, auf welcher Altengland ſich opfert für die
undankbare Welt?
Herzog von Wellington.
Wenn es zum Aeußerſten kommt — ja.
Lord Somerſet.
O ſchau’ dort — wieder eine ganze Reihe der
braven Bergſchotten hinſinkend wie Aehren vor
der Sichel — — Und hier — das erſte Glied des
Leibregiments eben ſo — Das zweite marſchirt
lächelnd ein, Milch und Blut auf den Wangen,
die friſcheſte Jugend, die jemals im heiteren Eng-
land ſchimmerte — ha, und da winſeln ſie auch
ſchon im Staube — — Mutterherzen, Mutterher-
zen, wie wird’s euch zerreißen, — mein Herz iſt
ſchon zu Trümmer!
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/295>, abgerufen am 01.08.2024. |