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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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Ephraim.
Das ist nicht wahr, ist nicht wahr -- irrst
dir -- eure Magd, eure Magd, die Lotte, hat es
gesagt an deinen Vater -- Sie hatte belauscht
unser Spiel -- Nie gestand ich, daß ich deinem
Vater gesagt hätte von die Sache.
Berliner.
Daß du dieses nicht gestanden hast, Ephrim,
glaub' ich dich auf's Wort -- Willst essen, Ephrim?
Ephraim.
Ja, ja, ja --
Berliner.
So siehe zu, wie du etwas bekommst, denn
dieses Stück Rindfleisch --
Ephraim.
Ist gut, ist gut -- Her damit!
Berliner.
Ich will es lieber selbst essen, denn es ist nicht
kauscher, Ephrim -- es könnte dir um Vater
Abrahams alten Schooß bringen und den gönn'
ich dich allzusehr --
Ephraim.
Schweinehund, ich bin wohl ein Jude --
Berliner.
Nicht ganz, nicht ganz -- Dein blondes Haar
Ephraim.
Das iſt nicht wahr, iſt nicht wahr — irrſt
dir — eure Magd, eure Magd, die Lotte, hat es
geſagt an deinen Vater — Sie hatte belauſcht
unſer Spiel — Nie geſtand ich, daß ich deinem
Vater geſagt hätte von die Sache.
Berliner.
Daß du dieſes nicht geſtanden haſt, Ephrim,
glaub’ ich dich auf’s Wort — Willſt eſſen, Ephrim?
Ephraim.
Ja, ja, ja —
Berliner.
So ſiehe zu, wie du etwas bekommſt, denn
dieſes Stück Rindfleiſch —
Ephraim.
Iſt gut, iſt gut — Her damit!
Berliner.
Ich will es lieber ſelbſt eſſen, denn es iſt nicht
kauſcher, Ephrim — es könnte dir um Vater
Abrahams alten Schooß bringen und den gönn’
ich dich allzuſehr —
Ephraim.
Schweinehund, ich bin wohl ein Jude —
Berliner.
Nicht ganz, nicht ganz — Dein blondes Haar
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[264/0272] Ephraim. Das iſt nicht wahr, iſt nicht wahr — irrſt dir — eure Magd, eure Magd, die Lotte, hat es geſagt an deinen Vater — Sie hatte belauſcht unſer Spiel — Nie geſtand ich, daß ich deinem Vater geſagt hätte von die Sache. Berliner. Daß du dieſes nicht geſtanden haſt, Ephrim, glaub’ ich dich auf’s Wort — Willſt eſſen, Ephrim? Ephraim. Ja, ja, ja — Berliner. So ſiehe zu, wie du etwas bekommſt, denn dieſes Stück Rindfleiſch — Ephraim. Iſt gut, iſt gut — Her damit! Berliner. Ich will es lieber ſelbſt eſſen, denn es iſt nicht kauſcher, Ephrim — es könnte dir um Vater Abrahams alten Schooß bringen und den gönn’ ich dich allzuſehr — Ephraim. Schweinehund, ich bin wohl ein Jude — Berliner. Nicht ganz, nicht ganz — Dein blondes Haar

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/272>, abgerufen am 22.11.2024.