Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.
nicht im Mindesten. Es heißt nicht wie sie sagen: "es ist mir lieb" sondern "es ist mich lieb." Feldwebel. Weshalb? Berliner. Deshalb, Herr Feldwebel -- -- -- Nämlich: sagen Sie nicht: "mich wurde die Kuh gestoh- len?" -- He? Feldwebel. Ich sage so ohngefähr. Berliner. Also? Verstehn Sie? -- "Mich wurde die Kuh gestohlen" und "mich ist es lieb" -- Das ist tout egal. Feldwebel. Möglich -- (Geht weiter.) Berliner. Daß diese arme Würmer aus der Provinz durchaus nicht das Deutsche richtig sprechen lernen, oft gar zweifeln, daß in diese Hinsicht nichts über die Residenzer geht! (Feindliche Granaten und Haubitzen fallen, einige dicht neben dem Berliner. Er springt zurück.) Daß dir der Donner! -- Ganz gesund ist's hier
nicht im Mindeſten. Es heißt nicht wie ſie ſagen: «es iſt mir lieb» ſondern «es iſt mich lieb.» Feldwebel. Weshalb? Berliner. Deshalb, Herr Feldwebel — — — Nämlich: ſagen Sie nicht: «mich wurde die Kuh geſtoh- len?» — He? Feldwebel. Ich ſage ſo ohngefähr. Berliner. Alſo? Verſtehn Sie? — «Mich wurde die Kuh geſtohlen» und «mich iſt es lieb» — Das iſt tout égal. Feldwebel. Möglich — (Geht weiter.) Berliner. Daß dieſe arme Würmer aus der Provinz durchaus nicht das Deutſche richtig ſprechen lernen, oft gar zweifeln, daß in dieſe Hinſicht nichts über die Reſidenzer geht! (Feindliche Granaten und Haubitzen fallen, einige dicht neben dem Berliner. Er ſpringt zuruͤck.) Daß dir der Donner! — Ganz geſund iſt’s hier <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#BER"> <p><pb facs="#f0269" n="261"/> nicht im Mindeſten. Es heißt nicht wie ſie ſagen:<lb/> «es iſt mir lieb» ſondern «es iſt mich lieb.»</p> </sp><lb/> <sp who="#FELD"> <speaker><hi rendition="#g">Feldwebel</hi>.</speaker><lb/> <p>Weshalb?</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker><hi rendition="#g">Berliner</hi>.</speaker><lb/> <p>Deshalb, Herr Feldwebel — — — Nämlich:<lb/> ſagen Sie nicht: «mich wurde die Kuh geſtoh-<lb/> len?» — He?</p> </sp><lb/> <sp who="#FELD"> <speaker><hi rendition="#g">Feldwebel</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich ſage ſo ohngefähr.</p> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker><hi rendition="#g">Berliner</hi>.</speaker><lb/> <p>Alſo? Verſtehn Sie? — «Mich wurde die<lb/> Kuh geſtohlen» und «mich iſt es lieb» — Das iſt<lb/><hi rendition="#aq">tout égal</hi>.</p> </sp><lb/> <sp who="#FELD"> <speaker><hi rendition="#g">Feldwebel</hi>.</speaker><lb/> <p>Möglich —</p><lb/> <stage>(Geht weiter.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BER"> <speaker><hi rendition="#g">Berliner</hi>.</speaker><lb/> <p>Daß dieſe arme Würmer aus der Provinz<lb/> durchaus nicht das Deutſche richtig ſprechen lernen,<lb/> oft gar zweifeln, daß in dieſe Hinſicht nichts über<lb/> die Reſidenzer geht!</p><lb/> <stage>(Feindliche Granaten und Haubitzen fallen, einige dicht neben<lb/> dem Berliner. Er ſpringt zuruͤck.)</stage><lb/> <p>Daß dir der Donner! — Ganz geſund iſt’s hier<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [261/0269]
nicht im Mindeſten. Es heißt nicht wie ſie ſagen:
«es iſt mir lieb» ſondern «es iſt mich lieb.»
Feldwebel.
Weshalb?
Berliner.
Deshalb, Herr Feldwebel — — — Nämlich:
ſagen Sie nicht: «mich wurde die Kuh geſtoh-
len?» — He?
Feldwebel.
Ich ſage ſo ohngefähr.
Berliner.
Alſo? Verſtehn Sie? — «Mich wurde die
Kuh geſtohlen» und «mich iſt es lieb» — Das iſt
tout égal.
Feldwebel.
Möglich —
(Geht weiter.)
Berliner.
Daß dieſe arme Würmer aus der Provinz
durchaus nicht das Deutſche richtig ſprechen lernen,
oft gar zweifeln, daß in dieſe Hinſicht nichts über
die Reſidenzer geht!
(Feindliche Granaten und Haubitzen fallen, einige dicht neben
dem Berliner. Er ſpringt zuruͤck.)
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/269>, abgerufen am 16.02.2025. |