Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Sechste Scene. (Wor Ligny. Das französische Heer. Kanonen werden auf- gefahren, die Kaisergarden stehen in Schlachtordnung, die Infanterie- und Cavallerieregimenter der Linie marschiren an beiden Seiten auf. Napoleon liegt, bis an die Brust lose von einem grünen Mantel über- deckt, schlummernd auf der Lafette einer Kanone. Eine Menge Adjutanten und Ordonnanzen zu Pferd und zu Fuß, vom General bis zum Gemeinen, Chasse- coeur und Vitrv darunter, in seiner Nähe. Desgleichen viele Piqueurs mit gesattelten Handpferden. Bertrand und Cambronne stehen, ersterer rechts, der zweite links an seiner Seite, -- der Obrist und Adjutant Labedoyere nicht weit von ihnen.) Vitry. Chassecoeur, nun hast du, was du wolltest -- Da schläft er, und die Gewitter der Schlacht um- ziehen uns, als wären es seine Träume. -- Wie kann er schlafen? -- Vor uns Preußen, vom Him- mel Regen, um uns schlachtdurstende, aufmarschi- rende Franzosen. Chassecoeur. Der Kaiser kann, was er will. So sah' ich ihn schon oft. Sechste Scene. (Wor Ligny. Das franzoͤſiſche Heer. Kanonen werden auf- gefahren, die Kaiſergarden ſtehen in Schlachtordnung, die Infanterie- und Cavallerieregimenter der Linie marſchiren an beiden Seiten auf. Napoleon liegt, bis an die Bruſt loſe von einem gruͤnen Mantel uͤber- deckt, ſchlummernd auf der Lafette einer Kanone. Eine Menge Adjutanten und Ordonnanzen zu Pferd und zu Fuß, vom General bis zum Gemeinen, Chaſſe- coeur und Vitrv darunter, in ſeiner Naͤhe. Desgleichen viele Piqueurs mit geſattelten Handpferden. Bertrand und Cambronne ſtehen, erſterer rechts, der zweite links an ſeiner Seite, — der Obriſt und Adjutant Labedoyere nicht weit von ihnen.) Vitry. Chaſſecoeur, nun haſt du, was du wollteſt — Da ſchläft er, und die Gewitter der Schlacht um- ziehen uns, als wären es ſeine Träume. — Wie kann er ſchlafen? — Vor uns Preußen, vom Him- mel Regen, um uns ſchlachtdurſtende, aufmarſchi- rende Franzoſen. Chaſſecoeur. Der Kaiſer kann, was er will. So ſah’ ich ihn ſchon oft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0234" n="226"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sechste Scene.</hi> </hi> </head><lb/> <stage>(Wor Ligny. Das franzoͤſiſche Heer. Kanonen werden auf-<lb/> gefahren, die Kaiſergarden ſtehen in Schlachtordnung,<lb/> die Infanterie- und Cavallerieregimenter der Linie<lb/> marſchiren an beiden Seiten auf. Napoleon liegt,<lb/> bis an die Bruſt loſe von einem gruͤnen Mantel uͤber-<lb/> deckt, ſchlummernd auf der Lafette einer Kanone.<lb/> Eine Menge Adjutanten und Ordonnanzen zu Pferd<lb/> und zu Fuß, vom General bis zum Gemeinen, Chaſſe-<lb/> coeur und Vitrv darunter, in ſeiner Naͤhe. Desgleichen<lb/> viele Piqueurs mit geſattelten Handpferden. Bertrand<lb/> und Cambronne ſtehen, erſterer rechts, der zweite links<lb/> an ſeiner Seite, — der Obriſt und Adjutant Labedoyere<lb/> nicht weit von ihnen.)</stage><lb/> <sp who="#VIT"> <speaker> <hi rendition="#g">Vitry.</hi> </speaker><lb/> <p>Chaſſecoeur, nun haſt du, was du wollteſt —<lb/> Da ſchläft er, und die Gewitter der Schlacht um-<lb/> ziehen uns, als wären es ſeine Träume. — Wie<lb/> kann er ſchlafen? — Vor uns Preußen, vom Him-<lb/> mel Regen, um uns ſchlachtdurſtende, aufmarſchi-<lb/> rende Franzoſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker> <hi rendition="#g">Chaſſecoeur.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Kaiſer kann, was er will. So ſah’ ich<lb/> ihn ſchon oft.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0234]
Sechste Scene.
(Wor Ligny. Das franzoͤſiſche Heer. Kanonen werden auf-
gefahren, die Kaiſergarden ſtehen in Schlachtordnung,
die Infanterie- und Cavallerieregimenter der Linie
marſchiren an beiden Seiten auf. Napoleon liegt,
bis an die Bruſt loſe von einem gruͤnen Mantel uͤber-
deckt, ſchlummernd auf der Lafette einer Kanone.
Eine Menge Adjutanten und Ordonnanzen zu Pferd
und zu Fuß, vom General bis zum Gemeinen, Chaſſe-
coeur und Vitrv darunter, in ſeiner Naͤhe. Desgleichen
viele Piqueurs mit geſattelten Handpferden. Bertrand
und Cambronne ſtehen, erſterer rechts, der zweite links
an ſeiner Seite, — der Obriſt und Adjutant Labedoyere
nicht weit von ihnen.)
Vitry.
Chaſſecoeur, nun haſt du, was du wollteſt —
Da ſchläft er, und die Gewitter der Schlacht um-
ziehen uns, als wären es ſeine Träume. — Wie
kann er ſchlafen? — Vor uns Preußen, vom Him-
mel Regen, um uns ſchlachtdurſtende, aufmarſchi-
rende Franzoſen.
Chaſſecoeur.
Der Kaiſer kann, was er will. So ſah’ ich
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/234>, abgerufen am 16.02.2025. |