Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
ergangen, -- du sprühtest Funken, wüßtest du, wie
undankbar, wie schlecht die Menschen sind! Allein
das Geschick that doch den härtesten Schlag --
Napoleon.
Hortense, ich bitte, laß deine Gewohnheit, ma-
che mich nicht schwermüthig -- Ich habe andere
Geschäfte. --
Hortense.
Einen Augenblick hast du übrig für das Ange-
denken an Die, die Jahre lang nur dich dachte --
die bescheidene Blume, welche du der prächtigen
Rose des stolzen Oesterreichs opfertest, -- sank
dahin.
Napoleon.
Josephine! -- -- Hortense, du bist hart -- O,
ihr Tod hat mir schon genug schmerzvolle Nächte
gekostet -- Ja, Sie war mein guter Stern! --
Mit ihr erlosch mein Glück! -- -- -- Selige Tage,
wo ich in Italiens Gefilden den Tod verachtete,
und nur siegte, um ihr meine Triumphe zu mel-
den! Das hat mich zum Helden geschaffen! --
Sprach sie von mir noch in den letzten Stunden?
Hortense.
Als sie nicht mehr sprechen konnte, blickte sie
ergangen, — du ſprühteſt Funken, wüßteſt du, wie
undankbar, wie ſchlecht die Menſchen ſind! Allein
das Geſchick that doch den härteſten Schlag —
Napoleon.
Hortenſe, ich bitte, laß deine Gewohnheit, ma-
che mich nicht ſchwermüthig — Ich habe andere
Geſchäfte. —
Hortenſe.
Einen Augenblick haſt du übrig für das Ange-
denken an Die, die Jahre lang nur dich dachte —
die beſcheidene Blume, welche du der prächtigen
Roſe des ſtolzen Oeſterreichs opferteſt, — ſank
dahin.
Napoleon.
Joſephine! — — Hortenſe, du biſt hart — O,
ihr Tod hat mir ſchon genug ſchmerzvolle Nächte
gekoſtet — Ja, Sie war mein guter Stern! —
Mit ihr erloſch mein Glück! — — — Selige Tage,
wo ich in Italiens Gefilden den Tod verachtete,
und nur ſiegte, um ihr meine Triumphe zu mel-
den! Das hat mich zum Helden geſchaffen! —
Sprach ſie von mir noch in den letzten Stunden?
Hortenſe.
Als ſie nicht mehr ſprechen konnte, blickte ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#HORTEN">
              <p><pb facs="#f0178" n="170"/>
ergangen, &#x2014; du &#x017F;prühte&#x017F;t Funken, wüßte&#x017F;t du, wie<lb/>
undankbar, wie &#x017F;chlecht die Men&#x017F;chen &#x017F;ind! Allein<lb/>
das Ge&#x017F;chick that doch den härte&#x017F;ten Schlag &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Horten&#x017F;e, ich bitte, laß deine Gewohnheit, ma-<lb/>
che mich nicht &#x017F;chwermüthig &#x2014; Ich habe andere<lb/>
Ge&#x017F;chäfte. &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#HORTEN">
              <speaker><hi rendition="#g">Horten&#x017F;e</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Einen Augenblick ha&#x017F;t du übrig für das Ange-<lb/>
denken an Die, die Jahre lang nur dich dachte &#x2014;<lb/>
die be&#x017F;cheidene Blume, welche du der prächtigen<lb/>
Ro&#x017F;e des &#x017F;tolzen Oe&#x017F;terreichs opferte&#x017F;t, &#x2014; &#x017F;ank<lb/>
dahin.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Jo&#x017F;ephine! &#x2014; &#x2014; Horten&#x017F;e, du bi&#x017F;t hart &#x2014; O,<lb/>
ihr Tod hat mir &#x017F;chon genug &#x017F;chmerzvolle Nächte<lb/>
geko&#x017F;tet &#x2014; Ja, Sie war mein guter Stern! &#x2014;<lb/>
Mit ihr erlo&#x017F;ch mein Glück! &#x2014; &#x2014; &#x2014; Selige Tage,<lb/>
wo ich in Italiens Gefilden den Tod verachtete,<lb/>
und nur &#x017F;iegte, um ihr meine Triumphe zu mel-<lb/>
den! Das hat mich zum Helden ge&#x017F;chaffen! &#x2014;<lb/>
Sprach &#x017F;ie von mir noch in den letzten Stunden?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#HORTEN">
              <speaker><hi rendition="#g">Horten&#x017F;e</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Als &#x017F;ie nicht mehr &#x017F;prechen konnte, blickte &#x017F;ie<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0178] ergangen, — du ſprühteſt Funken, wüßteſt du, wie undankbar, wie ſchlecht die Menſchen ſind! Allein das Geſchick that doch den härteſten Schlag — Napoleon. Hortenſe, ich bitte, laß deine Gewohnheit, ma- che mich nicht ſchwermüthig — Ich habe andere Geſchäfte. — Hortenſe. Einen Augenblick haſt du übrig für das Ange- denken an Die, die Jahre lang nur dich dachte — die beſcheidene Blume, welche du der prächtigen Roſe des ſtolzen Oeſterreichs opferteſt, — ſank dahin. Napoleon. Joſephine! — — Hortenſe, du biſt hart — O, ihr Tod hat mir ſchon genug ſchmerzvolle Nächte gekoſtet — Ja, Sie war mein guter Stern! — Mit ihr erloſch mein Glück! — — — Selige Tage, wo ich in Italiens Gefilden den Tod verachtete, und nur ſiegte, um ihr meine Triumphe zu mel- den! Das hat mich zum Helden geſchaffen! — Sprach ſie von mir noch in den letzten Stunden? Hortenſe. Als ſie nicht mehr ſprechen konnte, blickte ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/178
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/178>, abgerufen am 27.11.2024.