Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Bertrand.
Auch haben alle Mitglieder des Congresses --
Napoleon.
Zaud're nicht --
Bertrand.
-- eine Art Acht über dich ausgesprochen.
Napoleon.
Es ist spaßhaft. Geächtet? Mich? Warum?
Bertrand.
Sire --
Napoleon.
Ich will dir es sagen: alle die Leute mit all ih-
ren Generalen, den alten, tollen Blücher vielleicht
ausgenommen, beben nicht vor Frankreich, wie es
jetzt ist, sondern vor meinem Genie. -- Geächtet!
Ich! Ich kann mir die schönen Phrasen denken,
in welchen die Aechtung ausposaunt ist -- vom
"Störer des Weltfriedens, Eroberer, Tyrannen"
wird's darin wimmeln. -- Eh, eine treffliche Spra-
che im Munde der Theiler von Polen -- Vermieden
sie nur die politische Scheinsucht, -- würden sie
nur nicht zugleich kleinliche Heuchler, indem sie
große Gewaltthaten begehen, -- aber da wird alles
mit erlogenen Beweggründen motivirt, jeder Raub
mit glatten Worten ausgeputzt, und beides dient
blos die Bewältiger und Räuber verhaßter und
Bertrand.
Auch haben alle Mitglieder des Congreſſes —
Napoleon.
Zaud’re nicht —
Bertrand.
— eine Art Acht über dich ausgeſprochen.
Napoleon.
Es iſt ſpaßhaft. Geächtet? Mich? Warum?
Bertrand.
Sire —
Napoleon.
Ich will dir es ſagen: alle die Leute mit all ih-
ren Generalen, den alten, tollen Blücher vielleicht
ausgenommen, beben nicht vor Frankreich, wie es
jetzt iſt, ſondern vor meinem Genie. — Geächtet!
Ich! Ich kann mir die ſchönen Phraſen denken,
in welchen die Aechtung auspoſaunt iſt — vom
«Störer des Weltfriedens, Eroberer, Tyrannen»
wird’s darin wimmeln. — Eh, eine treffliche Spra-
che im Munde der Theiler von Polen — Vermieden
ſie nur die politiſche Scheinſucht, — würden ſie
nur nicht zugleich kleinliche Heuchler, indem ſie
große Gewaltthaten begehen, — aber da wird alles
mit erlogenen Beweggründen motivirt, jeder Raub
mit glatten Worten ausgeputzt, und beides dient
blos die Bewältiger und Räuber verhaßter und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0172" n="164"/>
            <sp who="#BERT">
              <speaker><hi rendition="#g">Bertrand</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Auch haben alle Mitglieder des Congre&#x017F;&#x017F;es &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Zaud&#x2019;re nicht &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BERT">
              <speaker><hi rendition="#g">Bertrand</hi>.</speaker><lb/>
              <p>&#x2014; eine Art Acht über dich ausge&#x017F;prochen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t &#x017F;paßhaft. Geächtet? Mich? Warum?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BERT">
              <speaker><hi rendition="#g">Bertrand</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Sire &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAP">
              <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ich will dir es &#x017F;agen: alle die Leute mit all ih-<lb/>
ren Generalen, den alten, tollen Blücher vielleicht<lb/>
ausgenommen, beben nicht vor Frankreich, wie es<lb/>
jetzt i&#x017F;t, &#x017F;ondern vor meinem Genie. &#x2014; Geächtet!<lb/>
Ich! Ich kann mir die &#x017F;chönen Phra&#x017F;en denken,<lb/>
in welchen die Aechtung auspo&#x017F;aunt i&#x017F;t &#x2014; vom<lb/>
«Störer des Weltfriedens, Eroberer, Tyrannen»<lb/>
wird&#x2019;s darin wimmeln. &#x2014; Eh, eine treffliche Spra-<lb/>
che im Munde der Theiler von Polen &#x2014; Vermieden<lb/>
&#x017F;ie nur die politi&#x017F;che Schein&#x017F;ucht, &#x2014; würden &#x017F;ie<lb/>
nur nicht zugleich kleinliche Heuchler, indem &#x017F;ie<lb/>
große Gewaltthaten begehen, &#x2014; aber da wird alles<lb/>
mit erlogenen Beweggründen motivirt, jeder Raub<lb/>
mit glatten Worten ausgeputzt, und beides dient<lb/>
blos die Bewältiger und Räuber verhaßter und<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0172] Bertrand. Auch haben alle Mitglieder des Congreſſes — Napoleon. Zaud’re nicht — Bertrand. — eine Art Acht über dich ausgeſprochen. Napoleon. Es iſt ſpaßhaft. Geächtet? Mich? Warum? Bertrand. Sire — Napoleon. Ich will dir es ſagen: alle die Leute mit all ih- ren Generalen, den alten, tollen Blücher vielleicht ausgenommen, beben nicht vor Frankreich, wie es jetzt iſt, ſondern vor meinem Genie. — Geächtet! Ich! Ich kann mir die ſchönen Phraſen denken, in welchen die Aechtung auspoſaunt iſt — vom «Störer des Weltfriedens, Eroberer, Tyrannen» wird’s darin wimmeln. — Eh, eine treffliche Spra- che im Munde der Theiler von Polen — Vermieden ſie nur die politiſche Scheinſucht, — würden ſie nur nicht zugleich kleinliche Heuchler, indem ſie große Gewaltthaten begehen, — aber da wird alles mit erlogenen Beweggründen motivirt, jeder Raub mit glatten Worten ausgeputzt, und beides dient blos die Bewältiger und Räuber verhaßter und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/172
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/172>, abgerufen am 24.11.2024.