Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Ein Kammerherr (tritt ein:) Sire, hier Depechen -- schriftliche Nachrichten von dem Telegraphen -- Napoleon. Her damit -- -- Die Depeche ist albern -- (Er wirft sie weg.) -- Da Aufruhr in der Vendee -- General Tra- vot kennt den Distrikt seit zwanzig Jahren -- Er soll hin mit zehntausend Mann -- Schnell, schnell das expedirt, ihr Schreibenden! Die Truppen nimmt er aus Nantes und Angers. -- -- -- Hier -- o, alles, alles seit dem April von 1814 in Frankreich Ruin, Festungen und bürgerliche Ord- nungen -- bloß mit den Einkünften der Pfaffen steht's gut -- wenigstens beschweren sich die Ge- meinden über das Unmaß derselben. (Zu den Schreibenden:) Die Missionskreuze auf den Marktplätzen sollen fort, -- kein Geistlicher unter Bischofsrang erhält mehr Gehalt als ein Bezirksrichter. -- Nochmals der Telegraph? -- Murat mar- schirt. Konnt' er denn nicht warten, bis Ich ge- rüstet war? Die Uebereilung ist schlimm für ihn und etwas Schade für mich. -- Zwölf Zimmer sollen in Toulon königlich eingerichtet, und ihm Ein Kammerherr (tritt ein:) Sire, hier Depechen — ſchriftliche Nachrichten von dem Telegraphen — Napoleon. Her damit — — Die Depeche iſt albern — (Er wirft ſie weg.) — Da Aufruhr in der Vendée — General Tra- vot kennt den Diſtrikt ſeit zwanzig Jahren — Er ſoll hin mit zehntauſend Mann — Schnell, ſchnell das expedirt, ihr Schreibenden! Die Truppen nimmt er aus Nantes und Angers. — — — Hier — o, alles, alles ſeit dem April von 1814 in Frankreich Ruin, Feſtungen und bürgerliche Ord- nungen — bloß mit den Einkünften der Pfaffen ſteht’s gut — wenigſtens beſchweren ſich die Ge- meinden über das Unmaß derſelben. (Zu den Schreibenden:) Die Miſſionskreuze auf den Marktplätzen ſollen fort, — kein Geiſtlicher unter Biſchofsrang erhält mehr Gehalt als ein Bezirksrichter. — Nochmals der Telegraph? — Murat mar- ſchirt. Konnt’ er denn nicht warten, bis Ich ge- rüſtet war? Die Uebereilung iſt ſchlimm für ihn und etwas Schade für mich. — Zwölf Zimmer ſollen in Toulon königlich eingerichtet, und ihm <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0165" n="157"/> <sp who="#KAMMERH"> <speaker> <hi rendition="#g">Ein Kammerherr</hi> </speaker> <stage>(tritt ein:)</stage><lb/> <p>Sire, hier Depechen — ſchriftliche Nachrichten<lb/> von dem Telegraphen —</p> </sp><lb/> <sp who="#NAP"> <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/> <p>Her damit — — Die Depeche iſt albern —</p><lb/> <stage>(Er wirft ſie weg.)</stage><lb/> <p>— Da Aufruhr in der Vend<hi rendition="#aq">é</hi>e — General Tra-<lb/> vot kennt den Diſtrikt ſeit zwanzig Jahren — Er<lb/> ſoll hin mit zehntauſend Mann — Schnell, ſchnell<lb/> das expedirt, ihr Schreibenden! Die Truppen<lb/> nimmt er aus Nantes und Angers. — — — Hier<lb/> — o, alles, alles ſeit dem April von 1814 in<lb/> Frankreich Ruin, Feſtungen und bürgerliche Ord-<lb/> nungen — bloß mit den Einkünften der Pfaffen<lb/> ſteht’s gut — wenigſtens beſchweren ſich die Ge-<lb/> meinden über das Unmaß derſelben.</p><lb/> <stage>(Zu den Schreibenden:)</stage><lb/> <p>Die Miſſionskreuze auf den Marktplätzen ſollen<lb/> fort, — kein Geiſtlicher unter Biſchofsrang erhält<lb/> mehr Gehalt als ein Bezirksrichter.</p><lb/> <p>— Nochmals der Telegraph? — Murat mar-<lb/> ſchirt. Konnt’ er denn nicht warten, bis Ich ge-<lb/> rüſtet war? Die Uebereilung iſt ſchlimm für ihn<lb/> und etwas Schade für mich. — Zwölf Zimmer<lb/> ſollen in Toulon königlich eingerichtet, und ihm<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0165]
Ein Kammerherr (tritt ein:)
Sire, hier Depechen — ſchriftliche Nachrichten
von dem Telegraphen —
Napoleon.
Her damit — — Die Depeche iſt albern —
(Er wirft ſie weg.)
— Da Aufruhr in der Vendée — General Tra-
vot kennt den Diſtrikt ſeit zwanzig Jahren — Er
ſoll hin mit zehntauſend Mann — Schnell, ſchnell
das expedirt, ihr Schreibenden! Die Truppen
nimmt er aus Nantes und Angers. — — — Hier
— o, alles, alles ſeit dem April von 1814 in
Frankreich Ruin, Feſtungen und bürgerliche Ord-
nungen — bloß mit den Einkünften der Pfaffen
ſteht’s gut — wenigſtens beſchweren ſich die Ge-
meinden über das Unmaß derſelben.
(Zu den Schreibenden:)
Die Miſſionskreuze auf den Marktplätzen ſollen
fort, — kein Geiſtlicher unter Biſchofsrang erhält
mehr Gehalt als ein Bezirksrichter.
— Nochmals der Telegraph? — Murat mar-
ſchirt. Konnt’ er denn nicht warten, bis Ich ge-
rüſtet war? Die Uebereilung iſt ſchlimm für ihn
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/165>, abgerufen am 31.07.2024. |