Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Die Dame der Halle. O, mein Herr, welche Zunge vermag es wieder zu sagen? "Die rührendsten Beweise der Liebe hätt' er von seinem Volke erhalten! wenige Ver- räther störten Frankreichs Glück! Er wolle sich an die Spitze der Armee stellen!" O, der wahre Sohn Heinrichs des Vierten! Chassecoeur. Der alte podagrische -- will an die Spitze der Armee? Schneidermeister. Alles sehr gut, meine Dame, aber weshalb läuft er fort, wenn so rührende Beweise der Liebe und so wenig Verräther da sind? -- Volk, Volk, laß dich durch Mitleid und Edelmuth nicht um deine Klugheit betrügen! Der König will nach Wien und dort auf dem Congresse Frankreichs beste Provinzen verschenken! Dafür sollen ihm die Russen helfen, alle Nicht-Emigranten zu un- terdrücken! Das ist schon lange im Werk ge- wesen! Volk (wüthend:) Der verfluchte bourbonische Heuchler! Ihm nach -- fanget, fesselt ihn! Die Dame der Halle. O, mein Herr, welche Zunge vermag es wieder zu ſagen? »Die rührendſten Beweiſe der Liebe hätt’ er von ſeinem Volke erhalten! wenige Ver- räther ſtörten Frankreichs Glück! Er wolle ſich an die Spitze der Armee ſtellen!« O, der wahre Sohn Heinrichs des Vierten! Chaſſecoeur. Der alte podagriſche — will an die Spitze der Armee? Schneidermeiſter. Alles ſehr gut, meine Dame, aber weshalb läuft er fort, wenn ſo rührende Beweiſe der Liebe und ſo wenig Verräther da ſind? — Volk, Volk, laß dich durch Mitleid und Edelmuth nicht um deine Klugheit betrügen! Der König will nach Wien und dort auf dem Congreſſe Frankreichs beſte Provinzen verſchenken! Dafür ſollen ihm die Ruſſen helfen, alle Nicht-Emigranten zu un- terdrücken! Das iſt ſchon lange im Werk ge- weſen! Volk (wuͤthend:) Der verfluchte bourboniſche Heuchler! Ihm nach — fanget, feſſelt ihn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0139" n="131"/> <sp who="#DAMEH"> <speaker><hi rendition="#g">Die Dame der Halle</hi>.</speaker><lb/> <p>O, mein Herr, welche Zunge vermag es wieder<lb/> zu ſagen? »Die rührendſten Beweiſe der Liebe<lb/> hätt’ er von ſeinem Volke erhalten! wenige Ver-<lb/> räther ſtörten Frankreichs Glück! Er wolle ſich an<lb/> die Spitze der Armee ſtellen!« O, der wahre Sohn<lb/> Heinrichs des Vierten!</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Chaſſecoeur</hi>.</speaker><lb/> <p>Der alte podagriſche — will an die Spitze der<lb/> Armee?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHNEID"> <speaker><hi rendition="#g">Schneidermeiſter</hi>.</speaker><lb/> <p>Alles ſehr gut, meine Dame, aber weshalb<lb/> läuft er fort, wenn ſo rührende Beweiſe der Liebe<lb/> und ſo wenig Verräther da ſind? — Volk, Volk,<lb/> laß dich durch Mitleid und Edelmuth nicht um<lb/> deine Klugheit betrügen! Der König will nach<lb/> Wien und dort auf dem Congreſſe Frankreichs<lb/> beſte Provinzen verſchenken! Dafür ſollen ihm die<lb/> Ruſſen helfen, alle Nicht-Emigranten zu un-<lb/> terdrücken! Das iſt ſchon lange im Werk ge-<lb/> weſen!</p> </sp><lb/> <sp who="#VOL"> <speaker> <hi rendition="#g">Volk</hi> </speaker> <stage>(wuͤthend:)</stage><lb/> <p>Der verfluchte bourboniſche Heuchler! Ihm<lb/> nach — fanget, feſſelt ihn!</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [131/0139]
Die Dame der Halle.
O, mein Herr, welche Zunge vermag es wieder
zu ſagen? »Die rührendſten Beweiſe der Liebe
hätt’ er von ſeinem Volke erhalten! wenige Ver-
räther ſtörten Frankreichs Glück! Er wolle ſich an
die Spitze der Armee ſtellen!« O, der wahre Sohn
Heinrichs des Vierten!
Chaſſecoeur.
Der alte podagriſche — will an die Spitze der
Armee?
Schneidermeiſter.
Alles ſehr gut, meine Dame, aber weshalb
läuft er fort, wenn ſo rührende Beweiſe der Liebe
und ſo wenig Verräther da ſind? — Volk, Volk,
laß dich durch Mitleid und Edelmuth nicht um
deine Klugheit betrügen! Der König will nach
Wien und dort auf dem Congreſſe Frankreichs
beſte Provinzen verſchenken! Dafür ſollen ihm die
Ruſſen helfen, alle Nicht-Emigranten zu un-
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/139>, abgerufen am 31.07.2024. |