Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.
schmack, Geschmack, du sinkst in das Meer! Das verschulden die Engländer! Eine Dame der Halle (tritt auf:) Ach Gott, ich weine -- wie erschütternd geht es in der Deputirtenkammer her. -- Alle Depu- tirten wollen sich für den König opfern -- Vitry. Thun sie es auch? Die Dame der Halle. Sie hätten es gewiß gethan, wenn er nicht zu schnell Abschied genommen hätte. Und wie sprach er! Thränen, sag' ich, Thränen im Auge! Mit einem battistenen Schnupftuch voll gestickter Lilien wischte er sie ab -- ach, die Lilien werden unter solchen Tropfen nur zu herbe genäßt. Vitry. Da hält der Königsmann mit seiner Kutsche im Gedränge. Chassecoeur. Er wird etwas herschwatzen, was wir in die- ser Entfernung gar nicht hören, und von den Nächststehenden kaum drei, ohne daß sie es be- greifen. Vitry. Desto mehr Respect haben sie davor. 9
ſchmack, Geſchmack, du ſinkſt in das Meer! Das verſchulden die Engländer! Eine Dame der Halle (tritt auf:) Ach Gott, ich weine — wie erſchütternd geht es in der Deputirtenkammer her. — Alle Depu- tirten wollen ſich für den König opfern — Vitry. Thun ſie es auch? Die Dame der Halle. Sie hätten es gewiß gethan, wenn er nicht zu ſchnell Abſchied genommen hätte. Und wie ſprach er! Thränen, ſag’ ich, Thränen im Auge! Mit einem battiſtenen Schnupftuch voll geſtickter Lilien wiſchte er ſie ab — ach, die Lilien werden unter ſolchen Tropfen nur zu herbe genäßt. Vitry. Da hält der Königsmann mit ſeiner Kutſche im Gedränge. Chaſſecoeur. Er wird etwas herſchwatzen, was wir in die- ſer Entfernung gar nicht hören, und von den Nächſtſtehenden kaum drei, ohne daß ſie es be- greifen. Vitry. Deſto mehr Reſpect haben ſie davor. 9
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ſchmack, Geſchmack, du ſinkſt in das Meer! Das
verſchulden die Engländer!
Eine Dame der Halle (tritt auf:)
Ach Gott, ich weine — wie erſchütternd geht
es in der Deputirtenkammer her. — Alle Depu-
tirten wollen ſich für den König opfern —
Vitry.
Thun ſie es auch?
Die Dame der Halle.
Sie hätten es gewiß gethan, wenn er nicht
zu ſchnell Abſchied genommen hätte. Und wie
ſprach er! Thränen, ſag’ ich, Thränen im Auge!
Mit einem battiſtenen Schnupftuch voll geſtickter
Lilien wiſchte er ſie ab — ach, die Lilien werden
unter ſolchen Tropfen nur zu herbe genäßt.
Vitry.
Da hält der Königsmann mit ſeiner Kutſche
im Gedränge.
Chaſſecoeur.
Er wird etwas herſchwatzen, was wir in die-
ſer Entfernung gar nicht hören, und von den
Nächſtſtehenden kaum drei, ohne daß ſie es be-
greifen.
Vitry.
Deſto mehr Reſpect haben ſie davor.
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/137>, abgerufen am 08.07.2024. |