Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite
Von Oden, oder Liedern.
Des Himmels Huld bestimmte dir,
Nach deiner ersten Gattin Leichen,
Ein wiederhohltes Gnaden-Zeichen,
Durch aller Prinzeßinnen Zier.
Sein Auge sah sogleich Christinen,
Aus Frießlands Fürstlichem Geschlecht.
Drauf hieß es: Diese soll mir dienen,
Sie sey der Lohn vor meinen Knecht:
Weil Gandersheims geweyhter Orden,
Bisher nach Hertzens-Wunsch von ihr gezieret worden.
Des Höchsten Schlüsse fehlen nicht.
Man hörte bald aus Famens Munde:
Sophia tritt zum holden Bunde,
Wo Amor ihr die Kräntze flicht.
Sie hatt' ihr Hertze GOtt geweyhet;
Das hebt der Ehstand gar nicht auf.
Und da sich Stadt und Land erfreuet;
So folget Glück und Seegen drauf:
So wird ihr Beyspiel künftig lehren,
Wie glücklich Bräute sind, die GOttes Winck verehren.
Es sey so! ruft gantz Rudolstadt,
Es sey so! wünschet Volck und Adel,
Diß neue Band ist ohne Tadel,
Dieweil es GOtt zum Stiffter hat.
Durchlauchter Fürst, dein mildes Wesen,
Dein Gnaden-reiches Angesicht
Scheint auch den Musen auserlesen,
Und treibet sie zu ihrer Pflicht:
Und Phöbus läst dir mit Ergetzen,
Den Lust-erfüllten Wunsch zu deinen Myrthen setzen.
Dein neuer Ehstand, Theurer Fürst,
Sey deine Lust, der Bürger Wonne,
Die du, als deines Landes Sonne,
Mit Licht und Krafft beseelen wirst.
Es diene dir ein stetes Glücke!
Dein Ehstand sey an Seegen reich!
Und siehst du einst auf uns zurücke,
So denck an unsre Treu zugleich;
Die dich zu ihrer Lust erkohren,
Und deinem Namen Preis, dir Ehrfurcht zugeschworen.
Auf
Von Oden, oder Liedern.
Des Himmels Huld beſtimmte dir,
Nach deiner erſten Gattin Leichen,
Ein wiederhohltes Gnaden-Zeichen,
Durch aller Prinzeßinnen Zier.
Sein Auge ſah ſogleich Chriſtinen,
Aus Frießlands Fuͤrſtlichem Geſchlecht.
Drauf hieß es: Dieſe ſoll mir dienen,
Sie ſey der Lohn vor meinen Knecht:
Weil Gandersheims geweyhter Orden,
Bisher nach Hertzens-Wunſch von ihr gezieret worden.
Des Hoͤchſten Schluͤſſe fehlen nicht.
Man hoͤrte bald aus Famens Munde:
Sophia tritt zum holden Bunde,
Wo Amor ihr die Kraͤntze flicht.
Sie hatt’ ihr Hertze GOtt geweyhet;
Das hebt der Ehſtand gar nicht auf.
Und da ſich Stadt und Land erfreuet;
So folget Gluͤck und Seegen drauf:
So wird ihr Beyſpiel kuͤnftig lehren,
Wie gluͤcklich Braͤute ſind, die GOttes Winck verehren.
Es ſey ſo! ruft gantz Rudolſtadt,
Es ſey ſo! wuͤnſchet Volck und Adel,
Diß neue Band iſt ohne Tadel,
Dieweil es GOtt zum Stiffter hat.
Durchlauchter Fuͤrſt, dein mildes Weſen,
Dein Gnaden-reiches Angeſicht
Scheint auch den Muſen auserleſen,
Und treibet ſie zu ihrer Pflicht:
Und Phoͤbus laͤſt dir mit Ergetzen,
Den Luſt-erfuͤllten Wunſch zu deinen Myrthen ſetzen.
Dein neuer Ehſtand, Theurer Fuͤrſt,
Sey deine Luſt, der Buͤrger Wonne,
Die du, als deines Landes Sonne,
Mit Licht und Krafft beſeelen wirſt.
Es diene dir ein ſtetes Gluͤcke!
Dein Ehſtand ſey an Seegen reich!
Und ſiehſt du einſt auf uns zuruͤcke,
So denck an unſre Treu zugleich;
Die dich zu ihrer Luſt erkohren,
Und deinem Namen Preis, dir Ehrfurcht zugeſchworen.
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0375" n="347"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von Oden, oder Liedern.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="47">
                <l>Des Himmels Huld be&#x017F;timmte dir,</l><lb/>
                <l>Nach deiner er&#x017F;ten Gattin Leichen,</l><lb/>
                <l>Ein wiederhohltes Gnaden-Zeichen,</l><lb/>
                <l>Durch aller Prinzeßinnen Zier.</l><lb/>
                <l>Sein Auge &#x017F;ah &#x017F;ogleich Chri&#x017F;tinen,</l><lb/>
                <l>Aus Frießlands Fu&#x0364;r&#x017F;tlichem Ge&#x017F;chlecht.</l><lb/>
                <l>Drauf hieß es: Die&#x017F;e &#x017F;oll mir dienen,</l><lb/>
                <l>Sie &#x017F;ey der Lohn vor meinen Knecht:</l><lb/>
                <l>Weil Gandersheims geweyhter Orden,</l><lb/>
                <l>Bisher nach Hertzens-Wun&#x017F;ch von ihr gezieret worden.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="48">
                <l>Des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e fehlen nicht.</l><lb/>
                <l>Man ho&#x0364;rte bald aus Famens Munde:</l><lb/>
                <l>Sophia tritt zum holden Bunde,</l><lb/>
                <l>Wo Amor ihr die Kra&#x0364;ntze flicht.</l><lb/>
                <l>Sie hatt&#x2019; ihr Hertze GOtt geweyhet;</l><lb/>
                <l>Das hebt der Eh&#x017F;tand gar nicht auf.</l><lb/>
                <l>Und da &#x017F;ich Stadt und Land erfreuet;</l><lb/>
                <l>So folget Glu&#x0364;ck und Seegen drauf:</l><lb/>
                <l>So wird ihr Bey&#x017F;piel ku&#x0364;nftig lehren,</l><lb/>
                <l>Wie glu&#x0364;cklich Bra&#x0364;ute &#x017F;ind, die GOttes Winck verehren.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="49">
                <l>Es &#x017F;ey &#x017F;o! ruft gantz Rudol&#x017F;tadt,</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;ey &#x017F;o! wu&#x0364;n&#x017F;chet Volck und Adel,</l><lb/>
                <l>Diß neue Band i&#x017F;t ohne Tadel,</l><lb/>
                <l>Dieweil es GOtt zum Stiffter hat.</l><lb/>
                <l>Durchlauchter Fu&#x0364;r&#x017F;t, dein mildes We&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Dein Gnaden-reiches Ange&#x017F;icht</l><lb/>
                <l>Scheint auch den Mu&#x017F;en auserle&#x017F;en,</l><lb/>
                <l>Und treibet &#x017F;ie zu ihrer Pflicht:</l><lb/>
                <l>Und Pho&#x0364;bus la&#x0364;&#x017F;t dir mit Ergetzen,</l><lb/>
                <l>Den Lu&#x017F;t-erfu&#x0364;llten Wun&#x017F;ch zu deinen Myrthen &#x017F;etzen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="50">
                <l>Dein neuer Eh&#x017F;tand, Theurer Fu&#x0364;r&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Sey deine Lu&#x017F;t, der Bu&#x0364;rger Wonne,</l><lb/>
                <l>Die du, als deines Landes Sonne,</l><lb/>
                <l>Mit Licht und Krafft be&#x017F;eelen wir&#x017F;t.</l><lb/>
                <l>Es diene dir ein &#x017F;tetes Glu&#x0364;cke!</l><lb/>
                <l>Dein Eh&#x017F;tand &#x017F;ey an Seegen reich!</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ieh&#x017F;t du ein&#x017F;t auf uns zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
                <l>So denck an un&#x017F;re Treu zugleich;</l><lb/>
                <l>Die dich zu ihrer Lu&#x017F;t erkohren,</l><lb/>
                <l>Und deinem Namen Preis, dir Ehrfurcht zuge&#x017F;chworen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Auf</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0375] Von Oden, oder Liedern. Des Himmels Huld beſtimmte dir, Nach deiner erſten Gattin Leichen, Ein wiederhohltes Gnaden-Zeichen, Durch aller Prinzeßinnen Zier. Sein Auge ſah ſogleich Chriſtinen, Aus Frießlands Fuͤrſtlichem Geſchlecht. Drauf hieß es: Dieſe ſoll mir dienen, Sie ſey der Lohn vor meinen Knecht: Weil Gandersheims geweyhter Orden, Bisher nach Hertzens-Wunſch von ihr gezieret worden. Des Hoͤchſten Schluͤſſe fehlen nicht. Man hoͤrte bald aus Famens Munde: Sophia tritt zum holden Bunde, Wo Amor ihr die Kraͤntze flicht. Sie hatt’ ihr Hertze GOtt geweyhet; Das hebt der Ehſtand gar nicht auf. Und da ſich Stadt und Land erfreuet; So folget Gluͤck und Seegen drauf: So wird ihr Beyſpiel kuͤnftig lehren, Wie gluͤcklich Braͤute ſind, die GOttes Winck verehren. Es ſey ſo! ruft gantz Rudolſtadt, Es ſey ſo! wuͤnſchet Volck und Adel, Diß neue Band iſt ohne Tadel, Dieweil es GOtt zum Stiffter hat. Durchlauchter Fuͤrſt, dein mildes Weſen, Dein Gnaden-reiches Angeſicht Scheint auch den Muſen auserleſen, Und treibet ſie zu ihrer Pflicht: Und Phoͤbus laͤſt dir mit Ergetzen, Den Luſt-erfuͤllten Wunſch zu deinen Myrthen ſetzen. Dein neuer Ehſtand, Theurer Fuͤrſt, Sey deine Luſt, der Buͤrger Wonne, Die du, als deines Landes Sonne, Mit Licht und Krafft beſeelen wirſt. Es diene dir ein ſtetes Gluͤcke! Dein Ehſtand ſey an Seegen reich! Und ſiehſt du einſt auf uns zuruͤcke, So denck an unſre Treu zugleich; Die dich zu ihrer Luſt erkohren, Und deinem Namen Preis, dir Ehrfurcht zugeſchworen. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/375
Zitationshilfe: Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/375>, abgerufen am 23.11.2024.