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Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

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im Fischbein-Rocke.
Herr Simon, 2000 Gulden. Ach! der kans
wohl geben; hat er doch die Adjunctur davor
bekommen, davor er sonst 3000 Gulden hätte
geben müssen.
Frau Hadersdorffin, 100 Gulden. Das
ist nicht zu viel, meine gute Frau Hadersdorffin!
Euer Proceß taugte gar nichts; und ihr hättet
ihn nimmermehr gewonnen, wenn unsere Schwe-
stern nicht für euch gebethen hätten.
Herr Magister Saalbader, 150 Gulden.
Ja! das ist wohl gut; aber ich habe ihm auch
versprechen müssen, so viel Leute in seine Predigt
zu schicken, daß kein Apfel zur Erden fallen könte;
und er predigt so elend, daß mir angst und bange
ist, wie ichs machen will.
Frau Kalbskopfin, 60 Gulden. Nun, die
ist ein guter dummer Teufel! Sie schickt sich gut
zur Pietistin; und glaubts auch, daß das Geld
vor die Armen geht. Doch da kömmt Frau
Glaubeleichtin, ich muß meine Rechnung ver-
stecken.


Dritter Auftritt.
Fr. Glaubeleichtin, Fr. Bettelsackin.
Frau Glaubeleichtin.
Seyd ihr schon wieder da, Bettelsackin? Jhr
seyd ja unersättlich.

Frau
E 2
im Fiſchbein-Rocke.
Herr Simon, 2000 Gulden. Ach! der kans
wohl geben; hat er doch die Adjunctur davor
bekommen, davor er ſonſt 3000 Gulden haͤtte
geben muͤſſen.
Frau Hadersdorffin, 100 Gulden. Das
iſt nicht zu viel, meine gute Frau Hadersdorffin!
Euer Proceß taugte gar nichts; und ihr haͤttet
ihn nimmermehr gewonnen, wenn unſere Schwe-
ſtern nicht fuͤr euch gebethen haͤtten.
Herr Magiſter Saalbader, 150 Gulden.
Ja! das iſt wohl gut; aber ich habe ihm auch
verſprechen muͤſſen, ſo viel Leute in ſeine Predigt
zu ſchicken, daß kein Apfel zur Erden fallen koͤnte;
und er predigt ſo elend, daß mir angſt und bange
iſt, wie ichs machen will.
Frau Kalbskopfin, 60 Gulden. Nun, die
iſt ein guter dummer Teufel! Sie ſchickt ſich gut
zur Pietiſtin; und glaubts auch, daß das Geld
vor die Armen geht. Doch da koͤmmt Frau
Glaubeleichtin, ich muß meine Rechnung ver-
ſtecken.


Dritter Auftritt.
Fr. Glaubeleichtin, Fr. Bettelſackin.
Frau Glaubeleichtin.
Seyd ihr ſchon wieder da, Bettelſackin? Jhr
ſeyd ja unerſaͤttlich.

Frau
E 2
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[67/0087] im Fiſchbein-Rocke. Herr Simon, 2000 Gulden. Ach! der kans wohl geben; hat er doch die Adjunctur davor bekommen, davor er ſonſt 3000 Gulden haͤtte geben muͤſſen. Frau Hadersdorffin, 100 Gulden. Das iſt nicht zu viel, meine gute Frau Hadersdorffin! Euer Proceß taugte gar nichts; und ihr haͤttet ihn nimmermehr gewonnen, wenn unſere Schwe- ſtern nicht fuͤr euch gebethen haͤtten. Herr Magiſter Saalbader, 150 Gulden. Ja! das iſt wohl gut; aber ich habe ihm auch verſprechen muͤſſen, ſo viel Leute in ſeine Predigt zu ſchicken, daß kein Apfel zur Erden fallen koͤnte; und er predigt ſo elend, daß mir angſt und bange iſt, wie ichs machen will. Frau Kalbskopfin, 60 Gulden. Nun, die iſt ein guter dummer Teufel! Sie ſchickt ſich gut zur Pietiſtin; und glaubts auch, daß das Geld vor die Armen geht. Doch da koͤmmt Frau Glaubeleichtin, ich muß meine Rechnung ver- ſtecken. Dritter Auftritt. Fr. Glaubeleichtin, Fr. Bettelſackin. Frau Glaubeleichtin. Seyd ihr ſchon wieder da, Bettelſackin? Jhr ſeyd ja unerſaͤttlich. Frau E 2

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Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/87>, abgerufen am 22.11.2024.