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Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

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im Fischbein-Rocke.
was anders zu lesen, davon ich nicht gerne eine
Zeile überhüpffen wollte. Wenn mein Schwager
kömmt, so rufft mich. Cathrine komm! räume
meinen Nacht-Tisch auf!
(Gehen ab.)


Dritter Auftritt.
Jungfer Dorchen, Jungfer Luischen.
Jungfer Dorchen.
Mich dünckt, Schwester, daß du nach dem Le-
sen dieses Buchs eben kein grosses Verlangen trägst.
Jungfer Luischen.
Was soll ich denn lesen? Jch sehe, daß alle die
Schrifften immer einerley sagen. Ein erschrecklich
Klagen über die Orthodoxen; etliche Sprüche aus
der Heil. Schrifft, oder aus Doctor Luthern, wohl
oder übel angewandt; ein Hauffen Geschrey vom
verborgenen inneren Funcken, und allerley Ge-
schwätze, was ich nicht verstehe; das ist alles, was
ich darinnen finde.
Jungfer Dorchen.
Was du nicht verstehst. Du must sehr dumm
seyn.
Jungfer Luischen.
Das kan wohl seyn. Mein Trost ist aber, daß
ich hierinnen vielen andern Personen gleich bin, die
man doch eben nicht für so gar dumm hält.

Jung-
im Fiſchbein-Rocke.
was anders zu leſen, davon ich nicht gerne eine
Zeile uͤberhuͤpffen wollte. Wenn mein Schwager
koͤmmt, ſo rufft mich. Cathrine komm! raͤume
meinen Nacht-Tiſch auf!
(Gehen ab.)


Dritter Auftritt.
Jungfer Dorchen, Jungfer Luischen.
Jungfer Dorchen.
Mich duͤnckt, Schweſter, daß du nach dem Le-
ſen dieſes Buchs eben kein groſſes Verlangen traͤgſt.
Jungfer Luischen.
Was ſoll ich denn leſen? Jch ſehe, daß alle die
Schrifften immer einerley ſagen. Ein erſchrecklich
Klagen uͤber die Orthodoxen; etliche Spruͤche aus
der Heil. Schrifft, oder aus Doctor Luthern, wohl
oder uͤbel angewandt; ein Hauffen Geſchrey vom
verborgenen inneren Funcken, und allerley Ge-
ſchwaͤtze, was ich nicht verſtehe; das iſt alles, was
ich darinnen finde.
Jungfer Dorchen.
Was du nicht verſtehſt. Du muſt ſehr dumm
ſeyn.
Jungfer Luischen.
Das kan wohl ſeyn. Mein Troſt iſt aber, daß
ich hierinnen vielen andern Perſonen gleich bin, die
man doch eben nicht fuͤr ſo gar dumm haͤlt.

Jung-
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[13/0033] im Fiſchbein-Rocke. was anders zu leſen, davon ich nicht gerne eine Zeile uͤberhuͤpffen wollte. Wenn mein Schwager koͤmmt, ſo rufft mich. Cathrine komm! raͤume meinen Nacht-Tiſch auf!(Gehen ab.) Dritter Auftritt. Jungfer Dorchen, Jungfer Luischen. Jungfer Dorchen. Mich duͤnckt, Schweſter, daß du nach dem Le- ſen dieſes Buchs eben kein groſſes Verlangen traͤgſt. Jungfer Luischen. Was ſoll ich denn leſen? Jch ſehe, daß alle die Schrifften immer einerley ſagen. Ein erſchrecklich Klagen uͤber die Orthodoxen; etliche Spruͤche aus der Heil. Schrifft, oder aus Doctor Luthern, wohl oder uͤbel angewandt; ein Hauffen Geſchrey vom verborgenen inneren Funcken, und allerley Ge- ſchwaͤtze, was ich nicht verſtehe; das iſt alles, was ich darinnen finde. Jungfer Dorchen. Was du nicht verſtehſt. Du muſt ſehr dumm ſeyn. Jungfer Luischen. Das kan wohl ſeyn. Mein Troſt iſt aber, daß ich hierinnen vielen andern Perſonen gleich bin, die man doch eben nicht fuͤr ſo gar dumm haͤlt. Jung-

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Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/33>, abgerufen am 24.11.2024.