Jch sehe mich genöthiget Jhnen dieses zu bekennen: weil ich gemercket, daß Sie mir dieselbe einzig und allein zuschreiben, welche Ehre mir doch gar nicht gebühret. Sie wissens, daß vor etlichen Jahren in den Jansenistischen Händeln zu Paris al- lerhand Comödien gedruckt worden, diese Secte dadurch lächerlich zu machen. Die allererste und beste darunter hieß: La Femme Docteur ou la Theologie Janse- niste tombee en Quenouille. So bald ich diese zu lesen bekam, vergnügte ich mich über die sinnreiche Art, welcher sich der Verfasser bedienet hatte, die Frömmlinge und Scheinheiligen seines Orts zum Ge- lächter zu machen; Und ich wünschte von Hertzen, daß sich auch in unserer Kirche eine scharffsinnige Feder finden und dem Unheile der Scheinheiligkeit auf gleiche Art steuren möchte. Jch habe etliche Jahre vergebens darauf gewartet, und also end- lich selbst den Entschluß gefasset, doch nur zu meinem eigenen Vergnügen, einen Ver- such zu thun, in wie weit sich die Erfindun-
gen
Jch ſehe mich genoͤthiget Jhnen dieſes zu bekennen: weil ich gemercket, daß Sie mir dieſelbe einzig und allein zuſchreiben, welche Ehre mir doch gar nicht gebuͤhret. Sie wiſſens, daß vor etlichen Jahren in den Janſeniſtiſchen Haͤndeln zu Paris al- lerhand Comoͤdien gedruckt worden, dieſe Secte dadurch laͤcherlich zu machen. Die allererſte und beſte darunter hieß: La Femme Docteur ou la Theologie Janſe- niſte tombèe en Quenouïlle. So bald ich dieſe zu leſen bekam, vergnuͤgte ich mich uͤber die ſinnreiche Art, welcher ſich der Verfaſſer bedienet hatte, die Froͤmmlinge und Scheinheiligen ſeines Orts zum Ge- laͤchter zu machen; Und ich wuͤnſchte von Hertzen, daß ſich auch in unſerer Kirche eine ſcharffſinnige Feder finden und dem Unheile der Scheinheiligkeit auf gleiche Art ſteuren moͤchte. Jch habe etliche Jahre vergebens darauf gewartet, und alſo end- lich ſelbſt den Entſchluß gefaſſet, doch nur zu meinem eigenen Vergnuͤgen, einen Ver- ſuch zu thun, in wie weit ſich die Erfindun-
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[0017]
Jch ſehe mich genoͤthiget Jhnen dieſes zu
bekennen: weil ich gemercket, daß Sie
mir dieſelbe einzig und allein zuſchreiben,
welche Ehre mir doch gar nicht gebuͤhret.
Sie wiſſens, daß vor etlichen Jahren in
den Janſeniſtiſchen Haͤndeln zu Paris al-
lerhand Comoͤdien gedruckt worden, dieſe
Secte dadurch laͤcherlich zu machen. Die
allererſte und beſte darunter hieß: La
Femme Docteur ou la Theologie Janſe-
niſte tombèe en Quenouïlle. So bald ich
dieſe zu leſen bekam, vergnuͤgte ich mich
uͤber die ſinnreiche Art, welcher ſich der
Verfaſſer bedienet hatte, die Froͤmmlinge
und Scheinheiligen ſeines Orts zum Ge-
laͤchter zu machen; Und ich wuͤnſchte von
Hertzen, daß ſich auch in unſerer Kirche
eine ſcharffſinnige Feder finden und dem
Unheile der Scheinheiligkeit auf gleiche Art
ſteuren moͤchte. Jch habe etliche Jahre
vergebens darauf gewartet, und alſo end-
lich ſelbſt den Entſchluß gefaſſet, doch nur
zu meinem eigenen Vergnuͤgen, einen Ver-
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Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/17>, abgerufen am 16.07.2024.
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