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Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.

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Schicksal über mich verhänget sey. Um
GOttes Willen! was fangen Sie mit mir
an? Jst denn dasjenige Vertrauen, so
ich zu Dero auffrichtigen Freundschafft
gehabt, einer solchen Straffe wehrt gewe-
sen? was wird die Welt von mir geden-
cken? von mir, dessen Amt und Lebens-
Art am allerwenigsten zu einer solchen
Schreib-Art Anlaß geben sollte? Wollen
Sie mir noch mehr Verdruß und Strei-
tigkeiten über den Hals laden, als ich schon
wegen einiger weit unschuldiger Schrifften
wieder dieses Fanatische Geschmeisse be-
kommen habe? haben Sie nicht bedacht,
an was vor einem Orte ich lebe? und wie
leicht man auf die Muthmassung fallen
wird, daß ich der Urheber dieser Schrifft
nothwendig seyn müsse? gleichwol, wenn
ich die Wahrheit gestehen soll; so bin ich
nicht einmahl dafür anzusehen. Ein ge-
wisser ungenannter Frantzose hat mehr
Theil daran, als ich. Und ich bin eher vor
einen unschuldigen Uebersetzer, als für den
Urheber dieses Lust-Spiels anzusehen.

Jch

Schickſal uͤber mich verhaͤnget ſey. Um
GOttes Willen! was fangen Sie mit mir
an? Jſt denn dasjenige Vertrauen, ſo
ich zu Dero auffrichtigen Freundſchafft
gehabt, einer ſolchen Straffe wehrt gewe-
ſen? was wird die Welt von mir geden-
cken? von mir, deſſen Amt und Lebens-
Art am allerwenigſten zu einer ſolchen
Schreib-Art Anlaß geben ſollte? Wollen
Sie mir noch mehr Verdruß und Strei-
tigkeiten uͤber den Hals laden, als ich ſchon
wegen einiger weit unſchuldiger Schrifften
wieder dieſes Fanatiſche Geſchmeiſſe be-
kommen habe? haben Sie nicht bedacht,
an was vor einem Orte ich lebe? und wie
leicht man auf die Muthmaſſung fallen
wird, daß ich der Urheber dieſer Schrifft
nothwendig ſeyn muͤſſe? gleichwol, wenn
ich die Wahrheit geſtehen ſoll; ſo bin ich
nicht einmahl dafuͤr anzuſehen. Ein ge-
wiſſer ungenannter Frantzoſe hat mehr
Theil daran, als ich. Und ich bin eher vor
einen unſchuldigen Ueberſetzer, als fuͤr den
Urheber dieſes Luſt-Spiels anzuſehen.

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[0016] Schickſal uͤber mich verhaͤnget ſey. Um GOttes Willen! was fangen Sie mit mir an? Jſt denn dasjenige Vertrauen, ſo ich zu Dero auffrichtigen Freundſchafft gehabt, einer ſolchen Straffe wehrt gewe- ſen? was wird die Welt von mir geden- cken? von mir, deſſen Amt und Lebens- Art am allerwenigſten zu einer ſolchen Schreib-Art Anlaß geben ſollte? Wollen Sie mir noch mehr Verdruß und Strei- tigkeiten uͤber den Hals laden, als ich ſchon wegen einiger weit unſchuldiger Schrifften wieder dieſes Fanatiſche Geſchmeiſſe be- kommen habe? haben Sie nicht bedacht, an was vor einem Orte ich lebe? und wie leicht man auf die Muthmaſſung fallen wird, daß ich der Urheber dieſer Schrifft nothwendig ſeyn muͤſſe? gleichwol, wenn ich die Wahrheit geſtehen ſoll; ſo bin ich nicht einmahl dafuͤr anzuſehen. Ein ge- wiſſer ungenannter Frantzoſe hat mehr Theil daran, als ich. Und ich bin eher vor einen unſchuldigen Ueberſetzer, als fuͤr den Urheber dieſes Luſt-Spiels anzuſehen. Jch

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Zitationshilfe: Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/16>, abgerufen am 27.11.2024.