Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_295.001 pgo_295.003 pgo_295.007 Mit sonnenrothem Angesichte pgo_295.011 Flieg' ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ihrem Lichte pgo_295.012 Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhab'ner klang. pgo_295.013 Durch welche Töne wälzt mein heiliger Gesang, pgo_295.014 Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen pgo_295.015 Sich strömend fort, und braust von meinen Lippen. Uz. pgo_295.016 Dein König, o Berlin, durch den du weiser pgo_295.018 Als alle deine Schwestern bist, pgo_295.019 Voll Künste deine Thore, Felsen deine Häuser, pgo_295.020 Die Flur ein Garten ist. Ramler. pgo_295.021 pgo_295.024 pgo_295.029 1. Die Hymne. pgo_295.030 *) pgo_295.033
Solche pindarische "Oden" haben einzelne Engländer zu dichten versucht z. B. pgo_295.034 Gray: The progress of poesy, West: institution of the garter u. A. pgo_295.001 pgo_295.003 pgo_295.007 Mit sonnenrothem Angesichte pgo_295.011 Flieg' ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ihrem Lichte pgo_295.012 Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhab'ner klang. pgo_295.013 Durch welche Töne wälzt mein heiliger Gesang, pgo_295.014 Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen pgo_295.015 Sich strömend fort, und braust von meinen Lippen. Uz. pgo_295.016 Dein König, o Berlin, durch den du weiser pgo_295.018 Als alle deine Schwestern bist, pgo_295.019 Voll Künste deine Thore, Felsen deine Häuser, pgo_295.020 Die Flur ein Garten ist. Ramler. pgo_295.021 pgo_295.024 pgo_295.029 1. Die Hymne. pgo_295.030 *) pgo_295.033
Solche pindarische „Oden“ haben einzelne Engländer zu dichten versucht z. B. pgo_295.034 Gray: The progress of poesy, West: institution of the garter u. A. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0317" n="295"/><lb n="pgo_295.001"/><hi rendition="#g">Stolberg, Kosegarten, Goethe, Heine</hi> in seinen Nordseebildern, <lb n="pgo_295.002"/> gereimt von mir in meiner „Hymne an den Tod“ angewendet wurden.</p> <p><lb n="pgo_295.003"/> 3) Gereimte Pindarische Strophen, Gegenstrophen und Schlußstrophen <lb n="pgo_295.004"/> von metrischer Strenge, aber Einfachheit, sodaß die Gegenstrophe <lb n="pgo_295.005"/> ein bis in's Kleinste entsprechendes Gegenbild der Hauptstrophe, <lb n="pgo_295.006"/> die Schlußstrophe ihre taktvolle Vereinigung ist<note xml:id="PGO_295_1" place="foot" n="*)"><lb n="pgo_295.033"/> Solche pindarische „Oden“ haben einzelne Engländer zu dichten versucht z. B. <lb n="pgo_295.034"/> Gray: The progress of poesy, <hi rendition="#g">West:</hi> institution of the garter u. A.</note>.</p> <p><lb n="pgo_295.007"/> 4) Gereimte jambische Strophen von abwechselnder Länge der Verszeilen, <lb n="pgo_295.008"/> wie sie mit großem Geschick „<hi rendition="#g">Uz</hi>“ besonders in seiner Theodicee <lb n="pgo_295.009"/> und Ramler in einigen Oden gebildet. Z. B.</p> <lb n="pgo_295.010"/> <lg> <l>Mit sonnenrothem Angesichte</l> <lb n="pgo_295.011"/> <l>Flieg' ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ihrem Lichte</l> <lb n="pgo_295.012"/> <l>Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhab'ner klang.</l> <lb n="pgo_295.013"/> <l>Durch welche Töne wälzt mein heiliger Gesang,</l> <lb n="pgo_295.014"/> <l>Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen</l> <lb n="pgo_295.015"/> <l>Sich strömend fort, und braust von meinen Lippen.</l> </lg> <p><hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Uz</hi></hi>. </p> <p><lb n="pgo_295.016"/> oder:</p> <lb n="pgo_295.017"/> <lg> <l>Dein König, o Berlin, durch den du weiser</l> <lb n="pgo_295.018"/> <l>Als alle deine Schwestern bist,</l> <lb n="pgo_295.019"/> <l>Voll Künste deine Thore, Felsen deine Häuser,</l> <lb n="pgo_295.020"/> <l>Die Flur ein Garten ist.</l> </lg> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Ramler</hi>.</hi> </p> <p><lb n="pgo_295.021"/> Die zweite und dritte Form eignet sich mehr für hymnenartige <lb n="pgo_295.022"/> Gesänge; die erste und vierte für einfachere, dem Liede näherstehende <lb n="pgo_295.023"/> Oden.</p> <p><lb n="pgo_295.024"/> Je nachdem die Begeisterung des Dichters die höchsten unerreichbaren <lb n="pgo_295.025"/> Mächte der Welt und des Lebens ansingt, oder das menschlich Nahe und <lb n="pgo_295.026"/> Verwandte feiert, oder im Taumel des irdischen Lebens eine göttliche <lb n="pgo_295.027"/> Beseligung findet, kann man die Ode in die <hi rendition="#g">Hymne,</hi> die eigentliche <lb n="pgo_295.028"/> <hi rendition="#g">Ode</hi> und die <hi rendition="#g">Dithyrambe</hi> eintheilen.</p> <div n="5"> <lb n="pgo_295.029"/> <head> <hi rendition="#c">1. Die Hymne.</hi> </head> <p><lb n="pgo_295.030"/> Die Hymne ist in freiester und kühnster rhythmischer Form ein Hinansingen <lb n="pgo_295.031"/> zur Gottheit, zu den ewigen Mächten, von denen der Mensch sich <lb n="pgo_295.032"/> abhängig fühlt. So ist sie religiös im weitesten Sinne des Wortes, und </p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [295/0317]
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Stolberg, Kosegarten, Goethe, Heine in seinen Nordseebildern, pgo_295.002
gereimt von mir in meiner „Hymne an den Tod“ angewendet wurden.
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3) Gereimte Pindarische Strophen, Gegenstrophen und Schlußstrophen pgo_295.004
von metrischer Strenge, aber Einfachheit, sodaß die Gegenstrophe pgo_295.005
ein bis in's Kleinste entsprechendes Gegenbild der Hauptstrophe, pgo_295.006
die Schlußstrophe ihre taktvolle Vereinigung ist *).
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4) Gereimte jambische Strophen von abwechselnder Länge der Verszeilen, pgo_295.008
wie sie mit großem Geschick „Uz“ besonders in seiner Theodicee pgo_295.009
und Ramler in einigen Oden gebildet. Z. B.
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Mit sonnenrothem Angesichte pgo_295.011
Flieg' ich zur Gottheit auf! Ein Strahl von ihrem Lichte pgo_295.012
Glänzt auf mein Saitenspiel, das nie erhab'ner klang. pgo_295.013
Durch welche Töne wälzt mein heiliger Gesang, pgo_295.014
Wie eine Fluth von furchtbarn Klippen pgo_295.015
Sich strömend fort, und braust von meinen Lippen.
Uz.
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oder:
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Dein König, o Berlin, durch den du weiser pgo_295.018
Als alle deine Schwestern bist, pgo_295.019
Voll Künste deine Thore, Felsen deine Häuser, pgo_295.020
Die Flur ein Garten ist.
Ramler.
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Die zweite und dritte Form eignet sich mehr für hymnenartige pgo_295.022
Gesänge; die erste und vierte für einfachere, dem Liede näherstehende pgo_295.023
Oden.
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Je nachdem die Begeisterung des Dichters die höchsten unerreichbaren pgo_295.025
Mächte der Welt und des Lebens ansingt, oder das menschlich Nahe und pgo_295.026
Verwandte feiert, oder im Taumel des irdischen Lebens eine göttliche pgo_295.027
Beseligung findet, kann man die Ode in die Hymne, die eigentliche pgo_295.028
Ode und die Dithyrambe eintheilen.
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1. Die Hymne. pgo_295.030
Die Hymne ist in freiester und kühnster rhythmischer Form ein Hinansingen pgo_295.031
zur Gottheit, zu den ewigen Mächten, von denen der Mensch sich pgo_295.032
abhängig fühlt. So ist sie religiös im weitesten Sinne des Wortes, und
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Solche pindarische „Oden“ haben einzelne Engländer zu dichten versucht z. B. pgo_295.034
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