Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_009.001 pgo_009.007 pgo_009.021 pgo_009.026 *) pgo_009.032 Ramler übersetzte Batteux "Cours de belles-lettres" (4 Bde. 1753). **) pgo_009.033
De nonnullis ad poema pertinentibus (1735); Aesthetica (2 Bde. 1750 bis pgo_009.034 1758). Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften (3 Bde. 1748-50), nach seinem pgo_009.035 Ableben von Meier herausgegeben. pgo_009.001 pgo_009.007 pgo_009.021 pgo_009.026 *) pgo_009.032 Ramler übersetzte Batteux „Cours de belles-lettres“ (4 Bde. 1753). **) pgo_009.033
De nonnullis ad poëma pertinentibus (1735); Aesthetica (2 Bde. 1750 bis pgo_009.034 1758). Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften (3 Bde. 1748–50), nach seinem pgo_009.035 Ableben von Meier herausgegeben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0031" n="9"/><lb n="pgo_009.001"/> Zeit entsprechend, nicht wieder ausgefüllt worden ist. Was der Kritiker <lb n="pgo_009.002"/> über den Charakter und guten Geschmack eines Poeten, über poetische <lb n="pgo_009.003"/> Nachahmungen, über poetische Worte, Perioden, Figuren, über die poetische <lb n="pgo_009.004"/> Schreibart sagt, hat meistens seinen guten Grund, und nur dem <lb n="pgo_009.005"/> besondern Theil fehlt, bei einzelnen treffenden Bemerkungen, die tiefere <lb n="pgo_009.006"/> Einsicht in das Wesen der Dichtgattungen.</p> <p><lb n="pgo_009.007"/> Gegenüber diesem, vorzugsweise auf die Reinheit des Geschmackes <lb n="pgo_009.008"/> hinarbeitenden Werke verfocht nur <hi rendition="#g">Breitinger's</hi> „<hi rendition="#g">Kritische Dichtkunst</hi>“ <lb n="pgo_009.009"/> (2 Bde. 1740) eine phantasievollere Richtung, stellte die englischen <lb n="pgo_009.010"/> Muster den französischen gegenüber und gab den Anstoß zum Streit der <lb n="pgo_009.011"/> Schweizer und der Anhänger Gottsched's und damit zur fruchtbringenden <lb n="pgo_009.012"/> Fortentwickelung deutscher Poesie. Der ganzen bisherigen Poetik <lb n="pgo_009.013"/> fehlte es indeß an einem höheren Princip. Eine gründliche Reform auf <lb n="pgo_009.014"/> diesem Gebiete konnte daher erst stattfinden, als die Aesthetik selbst durch <lb n="pgo_009.015"/> die Fortschritte der Philosophie einen tiefern Jnhalt gewonnen, während <lb n="pgo_009.016"/> gleichzeitig die geniale Praxis großer Dichter neue Muster schuf. Die <lb n="pgo_009.017"/> seltene Vereinigung bedeutender Denker und Dichter, welche die Blüthe <lb n="pgo_009.018"/> unserer Nationalliteratur bezeichnet, mußte die Fundamente einer neuen <lb n="pgo_009.019"/> Aesthetik legen, deren Entwickelung wir, da wir keine Geschichte der <lb n="pgo_009.020"/> <hi rendition="#g">Aesthetik</hi> schreiben, nur in allgemeinen Umrissen andeuten können.</p> <p><lb n="pgo_009.021"/> Nach einem Princip des Schönen hatten französische und englische <lb n="pgo_009.022"/> Philosophen und Kunstrichter gesucht. <hi rendition="#g">Batteux,</hi> verführt durch die <lb n="pgo_009.023"/> <foreign xml:lang="grc">μιμησις</foreign> des Aristoteles, glaubte es in der Nachahmung der schönen <lb n="pgo_009.024"/> Natur gefunden zu haben, eine flache und äußerliche Auffassung, welche <lb n="pgo_009.025"/> durch Ramler und Andere auch in Deutschland verbreitet wurde<note xml:id="PGO_009_1" place="foot" n="*)"><lb n="pgo_009.032"/><hi rendition="#g">Ramler</hi> übersetzte <hi rendition="#g">Batteux</hi> „<hi rendition="#g">Cours de belles-lettres</hi>“ (4 Bde. 1753).</note>.</p> <p><lb n="pgo_009.026"/> Die englischen Sensualisten <hi rendition="#g">Shaftesbury, Hutcheson, Adam <lb n="pgo_009.027"/> Smith, Hogarth,</hi> und vor Allen der geistreichste <hi rendition="#g">Edmund Burke,</hi> <lb n="pgo_009.028"/> faßten ebenfalls das Schöne zu äußerlich und sonderten das ästhetische <lb n="pgo_009.029"/> Gebiet nicht vom moralischen und politischen. Erst der Deutsche <lb n="pgo_009.030"/> <hi rendition="#g">Alexander Gottlieb Baumgarten</hi> (geb. 1714), ein Schüler Wolf's, <lb n="pgo_009.031"/> legte die Fundamente der Aesthetik als einer selbstständigen Wissenschaft<note xml:id="PGO_009_2" place="foot" n="**)"><lb n="pgo_009.033"/> De nonnullis ad poëma pertinentibus (1735); <hi rendition="#g">Aesthetica</hi> (2 Bde. 1750 bis <lb n="pgo_009.034"/> 1758). Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften (3 Bde. 1748–50), nach seinem <lb n="pgo_009.035"/> Ableben von <hi rendition="#g">Meier</hi> herausgegeben.</note>. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0031]
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Zeit entsprechend, nicht wieder ausgefüllt worden ist. Was der Kritiker pgo_009.002
über den Charakter und guten Geschmack eines Poeten, über poetische pgo_009.003
Nachahmungen, über poetische Worte, Perioden, Figuren, über die poetische pgo_009.004
Schreibart sagt, hat meistens seinen guten Grund, und nur dem pgo_009.005
besondern Theil fehlt, bei einzelnen treffenden Bemerkungen, die tiefere pgo_009.006
Einsicht in das Wesen der Dichtgattungen.
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Gegenüber diesem, vorzugsweise auf die Reinheit des Geschmackes pgo_009.008
hinarbeitenden Werke verfocht nur Breitinger's „Kritische Dichtkunst“ pgo_009.009
(2 Bde. 1740) eine phantasievollere Richtung, stellte die englischen pgo_009.010
Muster den französischen gegenüber und gab den Anstoß zum Streit der pgo_009.011
Schweizer und der Anhänger Gottsched's und damit zur fruchtbringenden pgo_009.012
Fortentwickelung deutscher Poesie. Der ganzen bisherigen Poetik pgo_009.013
fehlte es indeß an einem höheren Princip. Eine gründliche Reform auf pgo_009.014
diesem Gebiete konnte daher erst stattfinden, als die Aesthetik selbst durch pgo_009.015
die Fortschritte der Philosophie einen tiefern Jnhalt gewonnen, während pgo_009.016
gleichzeitig die geniale Praxis großer Dichter neue Muster schuf. Die pgo_009.017
seltene Vereinigung bedeutender Denker und Dichter, welche die Blüthe pgo_009.018
unserer Nationalliteratur bezeichnet, mußte die Fundamente einer neuen pgo_009.019
Aesthetik legen, deren Entwickelung wir, da wir keine Geschichte der pgo_009.020
Aesthetik schreiben, nur in allgemeinen Umrissen andeuten können.
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Nach einem Princip des Schönen hatten französische und englische pgo_009.022
Philosophen und Kunstrichter gesucht. Batteux, verführt durch die pgo_009.023
μιμησις des Aristoteles, glaubte es in der Nachahmung der schönen pgo_009.024
Natur gefunden zu haben, eine flache und äußerliche Auffassung, welche pgo_009.025
durch Ramler und Andere auch in Deutschland verbreitet wurde *).
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Die englischen Sensualisten Shaftesbury, Hutcheson, Adam pgo_009.027
Smith, Hogarth, und vor Allen der geistreichste Edmund Burke, pgo_009.028
faßten ebenfalls das Schöne zu äußerlich und sonderten das ästhetische pgo_009.029
Gebiet nicht vom moralischen und politischen. Erst der Deutsche pgo_009.030
Alexander Gottlieb Baumgarten (geb. 1714), ein Schüler Wolf's, pgo_009.031
legte die Fundamente der Aesthetik als einer selbstständigen Wissenschaft **).
*) pgo_009.032
Ramler übersetzte Batteux „Cours de belles-lettres“ (4 Bde. 1753).
**) pgo_009.033
De nonnullis ad poëma pertinentibus (1735); Aesthetica (2 Bde. 1750 bis pgo_009.034
1758). Anfangsgründe aller schönen Wissenschaften (3 Bde. 1748–50), nach seinem pgo_009.035
Ableben von Meier herausgegeben.
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