Schön ist Mutter Natur, deiner Erfindung Prachtpgo_241.006 Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gemüth,pgo_241.007 Das den großen Gedankenpgo_241.008 Deiner Schöpfung noch einmal denkt.
pgo_241.009
Klopstock.
pgo_241.010 Die choriambische Grundlage giebt allen diesen Strophen einen pgo_241.011 geflügelten Gang, der aber bedeutend durch die vorn und hinten angehängten pgo_241.012 Gewichte ermäßigt wird. Nur die glykonischen Verse, einzeln pgo_241.013 gebraucht, eignen sich zum leichthinhüpfenden Ausdruck eines heitern pgo_241.014 Jnhaltes. Durch die zwei Choriamben wird der Gedanke immer wieder pgo_241.015 mit einem gewissen Schwung auf sich selbst zurückgeworfen, so daß sich pgo_241.016 die asklepiadäischen Verse eben so für einen schwunghaften, ernsten, ja pgo_241.017 melancholischen Jnhalt eignen. Jch habe auch diese Verse in ihrer verschiedenen pgo_241.018 Form zu reimen versucht, zugleich auf ihrer Grundlage neue pgo_241.019 Strophen aufgebaut, für deren Architektonik der Reim ein willkommener pgo_241.020 Schlußstein ist. Das Festhalten des choriambischen Grundtones ist bei pgo_241.021 dieser Strophenbildung wesentlich:
pgo_241.022
Um die Wipfel des Parks dämmert des Mondes Strahl,pgo_241.023 Tief in Schweigen gehüllt schlummert das Schattenthal.pgo_241.024 Längst ist mit Blüthen und Liedern der Lenz entflohn,pgo_241.025 Gelbliche Blätter verstreuen die Winde schon,pgo_241.026 Saat der Vergänglichkeit, welkes Laubpgo_241.027 Raschelt im Staub.
Gottschall.
pgo_241.028 Der größere asklepiadäische Vers erhält einen ernsteren Charakter pgo_241.029 durch das Hinzukommen eines Choriambus:
pgo_241.030
_ _- _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _.
pgo_241.031 d. Die großen Odenstrophen.
pgo_241.032 Pindar und die chorische Lyrik der attischen Tragödie bildeten die pgo_241.033 Plastik des griechischen Rhythmus zu langen und wechselnden Reihen pgo_241.034 aus, deren Gang eine höchst kunstvolle Zusammensetzung der Versfüße pgo_241.035 enthält. Der daktylische und choriambische Gang wird durch Spondäen
Schön ist Mutter Natur, deiner Erfindung Prachtpgo_241.006 Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gemüth,pgo_241.007 Das den großen Gedankenpgo_241.008 Deiner Schöpfung noch einmal denkt.
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Klopstock.
pgo_241.010 Die choriambische Grundlage giebt allen diesen Strophen einen pgo_241.011 geflügelten Gang, der aber bedeutend durch die vorn und hinten angehängten pgo_241.012 Gewichte ermäßigt wird. Nur die glykonischen Verse, einzeln pgo_241.013 gebraucht, eignen sich zum leichthinhüpfenden Ausdruck eines heitern pgo_241.014 Jnhaltes. Durch die zwei Choriamben wird der Gedanke immer wieder pgo_241.015 mit einem gewissen Schwung auf sich selbst zurückgeworfen, so daß sich pgo_241.016 die asklepiadäischen Verse eben so für einen schwunghaften, ernsten, ja pgo_241.017 melancholischen Jnhalt eignen. Jch habe auch diese Verse in ihrer verschiedenen pgo_241.018 Form zu reimen versucht, zugleich auf ihrer Grundlage neue pgo_241.019 Strophen aufgebaut, für deren Architektonik der Reim ein willkommener pgo_241.020 Schlußstein ist. Das Festhalten des choriambischen Grundtones ist bei pgo_241.021 dieser Strophenbildung wesentlich:
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Um die Wipfel des Parks dämmert des Mondes Strahl,pgo_241.023 Tief in Schweigen gehüllt schlummert das Schattenthal.pgo_241.024 Längst ist mit Blüthen und Liedern der Lenz entflohn,pgo_241.025 Gelbliche Blätter verstreuen die Winde schon,pgo_241.026 Saat der Vergänglichkeit, welkes Laubpgo_241.027 Raschelt im Staub.
Gottschall.
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pgo_241.032 Pindar und die chorische Lyrik der attischen Tragödie bildeten die pgo_241.033 Plastik des griechischen Rhythmus zu langen und wechselnden Reihen pgo_241.034 aus, deren Gang eine höchst kunstvolle Zusammensetzung der Versfüße pgo_241.035 enthält. Der daktylische und choriambische Gang wird durch Spondäen
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Die choriambische Grundlage giebt allen diesen Strophen einen pgo_241.011
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Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/263>, abgerufen am 16.02.2025.
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