Jn dem Dome zu Korduvapgo_213.002 Stehen Säulen dreizehnhundert,pgo_213.003 Dreizehnhundert Riesensäulenpgo_213.004 Tragen die gewalt'ge Kuppel.
Heine.
pgo_213.005 oder:
pgo_213.006
Jn dem Schloß zu Alkoleapgo_213.007 Tanzen zwölf geschmückte Damen,pgo_213.008 Tanzen zwölf geschmückte Ritter,pgo_213.009 Doch am schönsten tanzt Alonzo.
Heine.
pgo_213.010 Jm letzten Gesange meines "Carlo Zeno" hab' ich den vierfüßigen pgo_213.011 Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, pgo_213.012 den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.
pgo_213.013
d. Fünffüßige Trochäen.
pgo_213.014
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ pgo_213.015 _ _ _ _ _ _ _ _ _
pgo_213.016
Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläutepgo_213.017 Vom bemoosten Kirchenthurm herab.
pgo_213.018
Hölty.
pgo_213.019
Schweigend in der Abenddämm'rung Schleierpgo_213.020 Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt;pgo_213.021 Nur daß hier im alternden Gemäuerpgo_213.022 Melancholisch noch ein Heimchen zirpt.
pgo_213.023
Matthisson.
pgo_213.024 Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen pgo_213.025 und schweren Austönen einer melancholischen Stimmung, zu Elegieen im pgo_213.026 engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, pgo_213.027 besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer pgo_213.028 und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch pgo_213.029 die serbische Volksepik, den Fünffüßler zum Träger von Balladen, pgo_213.030 Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen pgo_213.031 mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden pgo_213.032 wir in Platen's "Abassiden." Ohne solchen daktylischen Wechsel ist "die pgo_213.033 weiße Schlange" von Geibel gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen pgo_213.034 anwendet:
pgo_213.035
Auf der Burg in reichgeschmückter Hallepgo_213.036 Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan,pgo_213.037 Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,
pgo_213.001
Jn dem Dome zu Korduvapgo_213.002 Stehen Säulen dreizehnhundert,pgo_213.003 Dreizehnhundert Riesensäulenpgo_213.004 Tragen die gewalt'ge Kuppel.
Heine.
pgo_213.005 oder:
pgo_213.006
Jn dem Schloß zu Alkoleapgo_213.007 Tanzen zwölf geschmückte Damen,pgo_213.008 Tanzen zwölf geschmückte Ritter,pgo_213.009 Doch am schönsten tanzt Alonzo.
Heine.
pgo_213.010 Jm letzten Gesange meines „Carlo Zeno“ hab' ich den vierfüßigen pgo_213.011 Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, pgo_213.012 den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.
pgo_213.013
d. Fünffüßige Trochäen.
pgo_213.014
_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_213.015 _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _
pgo_213.016
Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläutepgo_213.017 Vom bemoosten Kirchenthurm herab.
pgo_213.018
Hölty.
pgo_213.019
Schweigend in der Abenddämm'rung Schleierpgo_213.020 Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt;pgo_213.021 Nur daß hier im alternden Gemäuerpgo_213.022 Melancholisch noch ein Heimchen zirpt.
pgo_213.023
Matthisson.
pgo_213.024 Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen pgo_213.025 und schweren Austönen einer melancholischen Stimmung, zu Elegieen im pgo_213.026 engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, pgo_213.027 besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer pgo_213.028 und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch pgo_213.029 die serbische Volksepik, den Fünffüßler zum Träger von Balladen, pgo_213.030 Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen pgo_213.031 mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden pgo_213.032 wir in Platen's „Abassiden.“ Ohne solchen daktylischen Wechsel ist „die pgo_213.033 weiße Schlange“ von Geibel gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen pgo_213.034 anwendet:
pgo_213.035
Auf der Burg in reichgeschmückter Hallepgo_213.036 Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan,pgo_213.037 Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><pbfacs="#f0235"n="213"/><lbn="pgo_213.001"/><lg><l>Jn dem Dome zu Korduva</l><lbn="pgo_213.002"/><l>Stehen Säulen dreizehnhundert,</l><lbn="pgo_213.003"/><l>Dreizehnhundert Riesensäulen</l><lbn="pgo_213.004"/><l>Tragen die gewalt'ge Kuppel.</l></lg><p><hirendition="#right"><hirendition="#g">Heine</hi>. </hi></p><p><lbn="pgo_213.005"/>
oder:</p><lbn="pgo_213.006"/><lg><l>Jn dem Schloß zu Alkolea</l><lbn="pgo_213.007"/><l>Tanzen zwölf geschmückte Damen,</l><lbn="pgo_213.008"/><l>Tanzen zwölf geschmückte Ritter,</l><lbn="pgo_213.009"/><l>Doch am schönsten tanzt Alonzo.</l></lg><p><hirendition="#right"><hirendition="#g">Heine</hi>.</hi></p><p><lbn="pgo_213.010"/>
Jm letzten Gesange meines „<hirendition="#g">Carlo Zeno</hi>“ hab' ich den vierfüßigen <lbn="pgo_213.011"/>
Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, <lbn="pgo_213.012"/>
den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.</p></div><divn="6"><lbn="pgo_213.013"/><head><hirendition="#c">d. <hirendition="#g">Fünffüßige Trochäen.</hi></hi></head><lbn="pgo_213.014"/><p><hirendition="#right">_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿<lbn="pgo_213.015"/>
_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _</hi></p><lbn="pgo_213.016"/><lg><l>Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute</l><lbn="pgo_213.017"/><l>Vom bemoosten Kirchenthurm herab.</l></lg><lbn="pgo_213.018"/><p><hirendition="#right"><hirendition="#g">Hölty</hi>.</hi></p><lbn="pgo_213.019"/><lg><l>Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier</l><lbn="pgo_213.020"/><l>Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt;</l><lbn="pgo_213.021"/><l>Nur daß hier im alternden Gemäuer</l><lbn="pgo_213.022"/><l>Melancholisch noch ein Heimchen zirpt.</l></lg><lbn="pgo_213.023"/><p><hirendition="#right"><hirendition="#g">Matthisson</hi>.</hi></p><p><lbn="pgo_213.024"/>
Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen <lbn="pgo_213.025"/>
und schweren Austönen einer melancholischen Stimmung, zu Elegieen im <lbn="pgo_213.026"/>
engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, <lbn="pgo_213.027"/>
besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer <lbn="pgo_213.028"/>
und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch <lbn="pgo_213.029"/>
die serbische Volksepik, den Fünffüßler zum Träger von Balladen, <lbn="pgo_213.030"/>
Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen <lbn="pgo_213.031"/>
mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden <lbn="pgo_213.032"/>
wir in Platen's „Abassiden.“ Ohne solchen daktylischen Wechsel ist „die <lbn="pgo_213.033"/>
weiße Schlange“ von <hirendition="#g">Geibel</hi> gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen <lbn="pgo_213.034"/>
anwendet:</p><lbn="pgo_213.035"/><lg><l>Auf der Burg in reichgeschmückter Halle</l><lbn="pgo_213.036"/><l>Schweigsam brütend sitzt der greise <hirendition="#g">Stojan,</hi></l><lbn="pgo_213.037"/><l>Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,</l></lg></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[213/0235]
pgo_213.001
Jn dem Dome zu Korduva pgo_213.002
Stehen Säulen dreizehnhundert, pgo_213.003
Dreizehnhundert Riesensäulen pgo_213.004
Tragen die gewalt'ge Kuppel.
Heine.
pgo_213.005
oder:
pgo_213.006
Jn dem Schloß zu Alkolea pgo_213.007
Tanzen zwölf geschmückte Damen, pgo_213.008
Tanzen zwölf geschmückte Ritter, pgo_213.009
Doch am schönsten tanzt Alonzo.
Heine.
pgo_213.010
Jm letzten Gesange meines „Carlo Zeno“ hab' ich den vierfüßigen pgo_213.011
Trochäus gebraucht, weil er mir zum elegisch reflektirenden Charakter, pgo_213.012
den hier die Dichtung annimmt, zu stimmen schien.
pgo_213.013
d. Fünffüßige Trochäen. pgo_213.014
_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_213.015
_ ‿ _ ‿ _ ‿ _ ‿ _
pgo_213.016
Schwermuthsvoll und dumpfig hallt Geläute pgo_213.017
Vom bemoosten Kirchenthurm herab.
pgo_213.018
Hölty.
pgo_213.019
Schweigend in der Abenddämm'rung Schleier pgo_213.020
Ruht die Flur, das Lied der Haine stirbt; pgo_213.021
Nur daß hier im alternden Gemäuer pgo_213.022
Melancholisch noch ein Heimchen zirpt.
pgo_213.023
Matthisson.
pgo_213.024
Man hat, wie diese Beispiele zeigen, den Vers früher zum vollen pgo_213.025
und schweren Austönen einer melancholischen Stimmung, zu Elegieen im pgo_213.026
engeren Sinne des Wortes benutzt, und in der That eignet er sich hierzu, pgo_213.027
besonders wenn Spondäen noch seinen hinsterbenden Tonfall schwerer pgo_213.028
und schmerzlicher machen. Jn neuer Zeit dagegen hat man, erregt durch pgo_213.029
die serbische Volksepik, den Fünffüßler zum Träger von Balladen, pgo_213.030
Sagen, Märchen gemacht, ihm aber durch hineinverwebte Daktylen pgo_213.031
mehr Abwechslung und Lebendigkeit gegeben. Dies Versmaß finden pgo_213.032
wir in Platen's „Abassiden.“ Ohne solchen daktylischen Wechsel ist „die pgo_213.033
weiße Schlange“ von Geibel gedichtet, der dafür mit Vorliebe Spondäen pgo_213.034
anwendet:
pgo_213.035
Auf der Burg in reichgeschmückter Halle pgo_213.036
Schweigsam brütend sitzt der greise Stojan, pgo_213.037
Sitzt bei'm vollen Silberkrug und trinkt nicht,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/235>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.