Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_210.001 pgo_210.007 a. Die trochäische Dipodie. pgo_210.008_ _ _ _ | pgo_210.009 pgo_210.014 Was ich thue pgo_210.016 pgo_210.019Und vollbringe, pgo_210.017 Jch erringe pgo_210.018 Nie die Ruhe. Platen. pgo_210.020 Jn die Blüthen, pgo_210.022 pgo_210.032Jn die Blätter pgo_210.023 Rauscht das erste pgo_210.024 Frühlingswetter, pgo_210.025 Ruft die erste pgo_210.026 Nachtigall, pgo_210.027 Aller Blumen pgo_210.028 Kelche füllend, pgo_210.029 Himmlisch, himmlisch pgo_210.030 Zu den Wolken pgo_210.031 Aus dem Thal. Leopold Schefer. pgo_210.033 b. Dreifüßige Trochäen. pgo_210.034_ _ _ _ _ _ pgo_210.035 pgo_210.036 pgo_210.001 pgo_210.007 a. Die trochäische Dipodie. pgo_210.008_ ‿ _ ‿ | pgo_210.009 pgo_210.014 Was ich thue pgo_210.016 pgo_210.019Und vollbringe, pgo_210.017 Jch erringe pgo_210.018 Nie die Ruhe. Platen. pgo_210.020 Jn die Blüthen, pgo_210.022 pgo_210.032Jn die Blätter pgo_210.023 Rauscht das erste pgo_210.024 Frühlingswetter, pgo_210.025 Ruft die erste pgo_210.026 Nachtigall, pgo_210.027 Aller Blumen pgo_210.028 Kelche füllend, pgo_210.029 Himmlisch, himmlisch pgo_210.030 Zu den Wolken pgo_210.031 Aus dem Thal. Leopold Schefer. pgo_210.033 b. Dreifüßige Trochäen. pgo_210.034_ ‿ _ ‿ _ ‿ pgo_210.035 pgo_210.036 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0232" n="210"/><lb n="pgo_210.001"/> der Daktylus nur sehr selten und mit großer Vorsicht anzuwenden, <lb n="pgo_210.002"/> weil der aufdringliche Tonfall dieses Versfußes leicht dem Ganzen einen <lb n="pgo_210.003"/> hüpfenden Charakter verleiht. Die deutsche Sprache ist sehr reich an <lb n="pgo_210.004"/> Trochäen; aber indem selbstständige Wörter sehr oft diesen Versfuß bilden, <lb n="pgo_210.005"/> ist hier das Zusammenfallen des Vers- und Wortfußes eine schwer <lb n="pgo_210.006"/> zu vermeidende Gefahr.</p> <div n="6"> <lb n="pgo_210.007"/> <head> <hi rendition="#c">a. <hi rendition="#g">Die trochäische Dipodie.</hi></hi> </head> <lb n="pgo_210.008"/> <p> <hi rendition="#right">_ ‿ _ ‿ |</hi> </p> <p><lb n="pgo_210.009"/> Der einzelne Doppelfuß bildet schon eine Verszeile, abwechselnd mit <lb n="pgo_210.010"/> dem <hi rendition="#g">Kretikus,</hi> der eben eine katalektische, trochäische Dipodie ist. <lb n="pgo_210.011"/> Doch werden beide am besten nicht regelmäßig wechselnd neben einandergestellt, <lb n="pgo_210.012"/> sondern der <hi rendition="#g">Kretikus</hi> erst nach mehreren Dipodieen als <lb n="pgo_210.013"/> Ruhepunkt.</p> <p><lb n="pgo_210.014"/> Dieser Vers eignet sich für die leichtere Betrachtung:</p> <lb n="pgo_210.015"/> <lg> <l>Was ich thue</l> <lb n="pgo_210.016"/> <l>Und vollbringe,</l> <lb n="pgo_210.017"/> <l>Jch erringe</l> <lb n="pgo_210.018"/> <l>Nie die Ruhe.</l> </lg> <lb n="pgo_210.019"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Platen</hi>.</hi> </p> <p><lb n="pgo_210.020"/> oder für das anmuthige Naturbild:</p> <lb n="pgo_210.021"/> <lg> <l>Jn die Blüthen,</l> <lb n="pgo_210.022"/> <l>Jn die Blätter</l> <lb n="pgo_210.023"/> <l>Rauscht das erste</l> <lb n="pgo_210.024"/> <l>Frühlingswetter,</l> <lb n="pgo_210.025"/> <l>Ruft die erste</l> <lb n="pgo_210.026"/> <l>Nachtigall,</l> <lb n="pgo_210.027"/> <l>Aller Blumen</l> <lb n="pgo_210.028"/> <l>Kelche füllend,</l> <lb n="pgo_210.029"/> <l>Himmlisch, himmlisch</l> <lb n="pgo_210.030"/> <l>Zu den Wolken</l> <lb n="pgo_210.031"/> <l>Aus dem Thal.</l> </lg> <lb n="pgo_210.032"/> <p> <hi rendition="#right"><hi rendition="#g">Leopold Schefer</hi>.</hi> </p> </div> <div n="6"> <lb n="pgo_210.033"/> <head> <hi rendition="#c">b. <hi rendition="#g">Dreifüßige Trochäen.</hi></hi> </head> <lb n="pgo_210.034"/> <p> <hi rendition="#right">_ ‿ _ ‿ _ ‿ <lb n="pgo_210.035"/> _ ‿ _ ‿ _</hi> </p> <p><lb n="pgo_210.036"/> Dies Versmaß, in welchem der katalektische und akatalektische Vers, <lb n="pgo_210.037"/> der männliche und weibliche Reim mannichfach wechseln können, hat einen </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0232]
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der Daktylus nur sehr selten und mit großer Vorsicht anzuwenden, pgo_210.002
weil der aufdringliche Tonfall dieses Versfußes leicht dem Ganzen einen pgo_210.003
hüpfenden Charakter verleiht. Die deutsche Sprache ist sehr reich an pgo_210.004
Trochäen; aber indem selbstständige Wörter sehr oft diesen Versfuß bilden, pgo_210.005
ist hier das Zusammenfallen des Vers- und Wortfußes eine schwer pgo_210.006
zu vermeidende Gefahr.
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a. Die trochäische Dipodie. pgo_210.008
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Der einzelne Doppelfuß bildet schon eine Verszeile, abwechselnd mit pgo_210.010
dem Kretikus, der eben eine katalektische, trochäische Dipodie ist. pgo_210.011
Doch werden beide am besten nicht regelmäßig wechselnd neben einandergestellt, pgo_210.012
sondern der Kretikus erst nach mehreren Dipodieen als pgo_210.013
Ruhepunkt.
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Dieser Vers eignet sich für die leichtere Betrachtung:
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Was ich thue pgo_210.016
Und vollbringe, pgo_210.017
Jch erringe pgo_210.018
Nie die Ruhe.
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Platen.
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oder für das anmuthige Naturbild:
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Jn die Blüthen, pgo_210.022
Jn die Blätter pgo_210.023
Rauscht das erste pgo_210.024
Frühlingswetter, pgo_210.025
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Nachtigall, pgo_210.027
Aller Blumen pgo_210.028
Kelche füllend, pgo_210.029
Himmlisch, himmlisch pgo_210.030
Zu den Wolken pgo_210.031
Aus dem Thal.
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Leopold Schefer.
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Dies Versmaß, in welchem der katalektische und akatalektische Vers, pgo_210.037
der männliche und weibliche Reim mannichfach wechseln können, hat einen
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