Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_208.001 Versammelt hielt sein Sclavenheer pgo_208.002 Der Tracier Spartacus am Meer, pgo_208.003 Und auf zum rauchenden Vesuv pgo_208.004 Erklang der wilde Freiheitsruf: pgo_208.005 Von nun an Männer, nicht mehr Sclaven, pgo_208.006 Erheben wir das Schwert und strafen pgo_208.007 Der Unterdrücker Uebermuth. pgo_208.008 Du Berg dort blitz' in uns're Rache, pgo_208.009 Der Menschheit ganzes Herz erwache pgo_208.010 Jn uns, um ihr verlornes Gut. pgo_208.011 Germanen, Skythen, Perser, Parther, pgo_208.012 Jllyrier, Gallier, Dacier, Sparter, pgo_208.013 Jetzt treffet, daß die Wunde klafft. pgo_208.014 Wir waren lang genug die Schlächter pgo_208.015 Für dieses Volkes Blutge lächter, pgo_208.016 Genug die Mörder uns'rer Kraft. pgo_208.017 Ein Tiger lauert in der Schlucht, pgo_208.018 Auf, Nubier, jagt ihn in die Flucht. pgo_208.019 Ein Wolf ist's, Cimbern, der euch droht, pgo_208.020 Schwingt eure Keulen, schlagt ihn todt! pgo_208.021 Beweist die Kraft der erz'nen Sehnen, pgo_208.022 Die ihr so oft in den Arenen pgo_208.023 Beim lauten Beifallruf erprobt; pgo_208.024 Doch diesmal, wenn der Sand zerstoben, pgo_208.025 Soll euch der todte Römer loben, pgo_208.026 Wie lebend er euch nie gelobt. pgo_208.027 Erhebt die Schwerter, schwingt die Sensen. pgo_208.028 Gebt ihnen Feste, gebt Circensen, pgo_208.029 Gebt einen Gladiatorenkampf! pgo_208.030 Kämpft! Kämpft, bis über Leichen wogen pgo_208.031 Das Roß der Ritter Purpurtogen pgo_208.032 Jn Staub und Fetzen niederstampf'. pgo_208.033 pgo_208.001 Versammelt hielt sein Sclavenheer pgo_208.002 Der Tracier Spartacus am Meer, pgo_208.003 Und auf zum rauchenden Vesuv pgo_208.004 Erklang der wilde Freiheitsruf: pgo_208.005 Von nun an Männer, nicht mehr Sclaven, pgo_208.006 Erheben wir das Schwert und strafen pgo_208.007 Der Unterdrücker Uebermuth. pgo_208.008 Du Berg dort blitz' in uns're Rache, pgo_208.009 Der Menschheit ganzes Herz erwache pgo_208.010 Jn uns, um ihr verlornes Gut. pgo_208.011 Germanen, Skythen, Perser, Parther, pgo_208.012 Jllyrier, Gallier, Dacier, Sparter, pgo_208.013 Jetzt treffet, daß die Wunde klafft. pgo_208.014 Wir waren lang genug die Schlächter pgo_208.015 Für dieses Volkes Blutge lächter, pgo_208.016 Genug die Mörder uns'rer Kraft. pgo_208.017 Ein Tiger lauert in der Schlucht, pgo_208.018 Auf, Nubier, jagt ihn in die Flucht. pgo_208.019 Ein Wolf ist's, Cimbern, der euch droht, pgo_208.020 Schwingt eure Keulen, schlagt ihn todt! pgo_208.021 Beweist die Kraft der erz'nen Sehnen, pgo_208.022 Die ihr so oft in den Arenen pgo_208.023 Beim lauten Beifallruf erprobt; pgo_208.024 Doch diesmal, wenn der Sand zerstoben, pgo_208.025 Soll euch der todte Römer loben, pgo_208.026 Wie lebend er euch nie gelobt. pgo_208.027 Erhebt die Schwerter, schwingt die Sensen. pgo_208.028 Gebt ihnen Feste, gebt Circensen, pgo_208.029 Gebt einen Gladiatorenkampf! pgo_208.030 Kämpft! 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Durch die in den Reim gestellten Wörter: <hi rendition="#g">Circensen, <lb n="pgo_208.039"/> Arenen, Togen</hi> wird das römische Kolorit des Gedichtes und </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0230]
pgo_208.001
Versammelt hielt sein Sclavenheer pgo_208.002
Der Tracier Spartacus am Meer, pgo_208.003
Und auf zum rauchenden Vesuv pgo_208.004
Erklang der wilde Freiheitsruf: pgo_208.005
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Erheben wir das Schwert und strafen pgo_208.007
Der Unterdrücker Uebermuth. pgo_208.008
Du Berg dort blitz' in uns're Rache, pgo_208.009
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Jn uns, um ihr verlornes Gut. pgo_208.011
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Jllyrier, Gallier, Dacier, Sparter, pgo_208.013
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pgo_208.033
Mit Ausnahme der letzten etwas harten Elision, die im Reim zu vermeiden pgo_208.034
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Auge beleidigen, haben wir hier eine Reihenfolge reiner, gedankenkräftiger pgo_208.037
und neuer Reime, welche die Energie des ganzen Gedichtes außerordentlich pgo_208.038
stützen. Durch die in den Reim gestellten Wörter: Circensen, pgo_208.039
Arenen, Togen wird das römische Kolorit des Gedichtes und
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Zitationshilfe: | Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschall_poetik_1858/230>, abgerufen am 16.02.2025. |