Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.verehrten Göttin Ostera geheiligt gewesen zu seyn scheint: so ist es in der That mehr als bloß wahrscheinlich, daß die große Anhänglichkeit der Sachsen an dieß besonders fröhliche Fest des ersten Maies jenes unaufhaltsam nächtliche Zuströmen der Unholde zum Opferplatze veranlaßte; - daß der in mehrern Gegenden Deutschlands noch bis auf diesen Tag herrschende Gebrauch, am Pfingstfeste die Häuser und Kirchen mit Maien zu schmücken, noch ein Rest von jener heidnischen Feierlichkeit ist; - daß die ebenfalls noch übliche Gewohnheit der jungen Bursche in und am Harz, am ersten Osterabend auf den Bergen ein großes Freudenfeuer anzuzünden, und da herum zu tanzen, von den heidnischen Tänzen der ersten Mainacht herstammet, - und daß endlich vielleicht unser deutsches Wort selbst aus dem Götzenthum in die Kirchensprache der Christen hinübergetragen ist. verehrten Göttin Ostera geheiligt gewesen zu seyn scheint: so ist es in der That mehr als bloß wahrscheinlich, daß die große Anhänglichkeit der Sachsen an dieß besonders fröhliche Fest des ersten Maies jenes unaufhaltsam nächtliche Zuströmen der Unholde zum Opferplatze veranlaßte; – daß der in mehrern Gegenden Deutschlands noch bis auf diesen Tag herrschende Gebrauch, am Pfingstfeste die Häuser und Kirchen mit Maien zu schmücken, noch ein Rest von jener heidnischen Feierlichkeit ist; – daß die ebenfalls noch übliche Gewohnheit der jungen Bursche in und am Harz, am ersten Osterabend auf den Bergen ein großes Freudenfeuer anzuzünden, und da herum zu tanzen, von den heidnischen Tänzen der ersten Mainacht herstammet, – und daß endlich vielleicht unser deutsches Wort selbst aus dem Götzenthum in die Kirchensprache der Christen hinübergetragen ist. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="9"/> verehrten Göttin Ostera geheiligt gewesen zu seyn scheint: so ist es in der That mehr als bloß wahrscheinlich, daß die große Anhänglichkeit der Sachsen an dieß besonders fröhliche Fest des ersten Maies jenes unaufhaltsam nächtliche Zuströmen der Unholde zum Opferplatze veranlaßte; – daß der in mehrern Gegenden Deutschlands noch bis auf diesen Tag herrschende Gebrauch, am Pfingstfeste die Häuser und Kirchen mit Maien zu schmücken, noch ein Rest von jener heidnischen Feierlichkeit ist; – daß die ebenfalls noch übliche Gewohnheit der jungen Bursche in und am Harz, am ersten Osterabend auf den Bergen ein großes Freudenfeuer anzuzünden, und da herum zu tanzen, von den heidnischen Tänzen der ersten Mainacht herstammet, – und daß endlich vielleicht unser deutsches Wort selbst aus dem Götzenthum in die Kirchensprache der Christen hinübergetragen ist.</p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0048]
verehrten Göttin Ostera geheiligt gewesen zu seyn scheint: so ist es in der That mehr als bloß wahrscheinlich, daß die große Anhänglichkeit der Sachsen an dieß besonders fröhliche Fest des ersten Maies jenes unaufhaltsam nächtliche Zuströmen der Unholde zum Opferplatze veranlaßte; – daß der in mehrern Gegenden Deutschlands noch bis auf diesen Tag herrschende Gebrauch, am Pfingstfeste die Häuser und Kirchen mit Maien zu schmücken, noch ein Rest von jener heidnischen Feierlichkeit ist; – daß die ebenfalls noch übliche Gewohnheit der jungen Bursche in und am Harz, am ersten Osterabend auf den Bergen ein großes Freudenfeuer anzuzünden, und da herum zu tanzen, von den heidnischen Tänzen der ersten Mainacht herstammet, – und daß endlich vielleicht unser deutsches Wort selbst aus dem Götzenthum in die Kirchensprache der Christen hinübergetragen ist.
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Zitationshilfe: | Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/48>, abgerufen am 17.02.2025. |