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Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

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der ganze Konradsburger Convent in feierlicher Procession nach Stangerode. Man grub unter dem Nußbaum nach, und fand den erschlagenen Mönch, und neben ihm die blutige Axt. In aller Stille brachte man den Körper nach den Klostermauern zurück, wo er mit Sang und Klang begraben wurde.

Ganz Stangerode zitterte vor der Wuth der hochgebietenden Herren. Es fürchtete nicht ohne Grund, mit Feuer und Schwert verwüstet, oder doch ins Interdict gelegt zu werden. Aber, sey es, daß man in Konradsburg die genaue Untersuchung einer Geschichte scheute, die das tausendzüngige Gerücht schon zu weit ausgebreitet hatte, oder, daß der Thäter nicht zu entdecken war, oder, daß das Kloster auf die Ausfüllung eines leeren Plätzchens im Märtyrer- und Heiligen-Kalender nach Jahrhunderten speculirte; kurz, das Urtheil der dieß Mal nicht ganz ungnädigen

der ganze Konradsburger Convent in feierlicher Procession nach Stangerode. Man grub unter dem Nußbaum nach, und fand den erschlagenen Mönch, und neben ihm die blutige Axt. In aller Stille brachte man den Körper nach den Klostermauern zurück, wo er mit Sang und Klang begraben wurde.

Ganz Stangerode zitterte vor der Wuth der hochgebietenden Herren. Es fürchtete nicht ohne Grund, mit Feuer und Schwert verwüstet, oder doch ins Interdict gelegt zu werden. Aber, sey es, daß man in Konradsburg die genaue Untersuchung einer Geschichte scheute, die das tausendzüngige Gerücht schon zu weit ausgebreitet hatte, oder, daß der Thäter nicht zu entdecken war, oder, daß das Kloster auf die Ausfüllung eines leeren Plätzchens im Märtyrer- und Heiligen-Kalender nach Jahrhunderten speculirte; kurz, das Urtheil der dieß Mal nicht ganz ungnädigen

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[277/0316] der ganze Konradsburger Convent in feierlicher Procession nach Stangerode. Man grub unter dem Nußbaum nach, und fand den erschlagenen Mönch, und neben ihm die blutige Axt. In aller Stille brachte man den Körper nach den Klostermauern zurück, wo er mit Sang und Klang begraben wurde. Ganz Stangerode zitterte vor der Wuth der hochgebietenden Herren. Es fürchtete nicht ohne Grund, mit Feuer und Schwert verwüstet, oder doch ins Interdict gelegt zu werden. Aber, sey es, daß man in Konradsburg die genaue Untersuchung einer Geschichte scheute, die das tausendzüngige Gerücht schon zu weit ausgebreitet hatte, oder, daß der Thäter nicht zu entdecken war, oder, daß das Kloster auf die Ausfüllung eines leeren Plätzchens im Märtyrer- und Heiligen-Kalender nach Jahrhunderten speculirte; kurz, das Urtheil der dieß Mal nicht ganz ungnädigen

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Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/316>, abgerufen am 22.11.2024.