Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

schon geöffnet, der Justizbeamte steht da, nimmt den Zins von sechs Pfennigen in Empfang, giebt dem Bauermeister eine Quittung darüber, und ein den Werth der Abgabe jetzt weit übersteigendes Trinkgeld. Der Volkshaufe hat sich indessen immer noch vergrößert, und hebt nun an zu rufen:

"Wir haben gebracht - unserm gnädigen Herrn - den Thomaspfennig - den Thomaspfennig - den Kuttenzins!"

Zahllose Stimmen schreien tausendfach diese Worte nach, von wildem Gelächter begleitet. Der Zug geht wieder durch's Dorf durch, und die Stangeröder Abgeordneten kehren mit dem Empfangschein nach Hause.

Von dem Entstehen dieser sonderbaren und auffallenden Sitte, bei der für unsere Zeiten gar kein Zusammenhang mit irgend einer weltbürgerlichen oder auch nur provinziel wichtigen Idee, gar kein Vortheil weder auf Seiten der Gebenden, noch der Empfangenden,

schon geöffnet, der Justizbeamte steht da, nimmt den Zins von sechs Pfennigen in Empfang, giebt dem Bauermeister eine Quittung darüber, und ein den Werth der Abgabe jetzt weit übersteigendes Trinkgeld. Der Volkshaufe hat sich indessen immer noch vergrößert, und hebt nun an zu rufen:

„Wir haben gebracht – unserm gnädigen Herrn – den Thomaspfennig – den Thomaspfennig – den Kuttenzins!“

Zahllose Stimmen schreien tausendfach diese Worte nach, von wildem Gelächter begleitet. Der Zug geht wieder durch’s Dorf durch, und die Stangeröder Abgeordneten kehren mit dem Empfangschein nach Hause.

Von dem Entstehen dieser sonderbaren und auffallenden Sitte, bei der für unsere Zeiten gar kein Zusammenhang mit irgend einer weltbürgerlichen oder auch nur provinziel wichtigen Idee, gar kein Vortheil weder auf Seiten der Gebenden, noch der Empfangenden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0306" n="267"/>
schon geöffnet, der Justizbeamte steht da, nimmt den Zins von sechs Pfennigen in Empfang, giebt dem Bauermeister eine Quittung darüber, und ein den Werth der Abgabe jetzt weit übersteigendes Trinkgeld. Der Volkshaufe hat sich indessen immer noch vergrößert, und hebt nun an zu rufen:</p>
        <p>&#x201E;Wir haben gebracht &#x2013; unserm gnädigen Herrn &#x2013; den Thomaspfennig &#x2013; den Thomaspfennig &#x2013; den Kuttenzins!&#x201C;</p>
        <p>Zahllose Stimmen schreien tausendfach diese Worte nach, von wildem Gelächter begleitet. Der Zug geht wieder durch&#x2019;s Dorf durch, und die Stangeröder Abgeordneten kehren mit dem Empfangschein nach Hause.</p>
        <p>Von dem Entstehen dieser sonderbaren und auffallenden Sitte, bei der für unsere Zeiten gar kein Zusammenhang mit irgend einer weltbürgerlichen oder auch nur provinziel wichtigen Idee, gar kein Vortheil weder auf Seiten der Gebenden, noch der Empfangenden,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0306] schon geöffnet, der Justizbeamte steht da, nimmt den Zins von sechs Pfennigen in Empfang, giebt dem Bauermeister eine Quittung darüber, und ein den Werth der Abgabe jetzt weit übersteigendes Trinkgeld. Der Volkshaufe hat sich indessen immer noch vergrößert, und hebt nun an zu rufen: „Wir haben gebracht – unserm gnädigen Herrn – den Thomaspfennig – den Thomaspfennig – den Kuttenzins!“ Zahllose Stimmen schreien tausendfach diese Worte nach, von wildem Gelächter begleitet. Der Zug geht wieder durch’s Dorf durch, und die Stangeröder Abgeordneten kehren mit dem Empfangschein nach Hause. Von dem Entstehen dieser sonderbaren und auffallenden Sitte, bei der für unsere Zeiten gar kein Zusammenhang mit irgend einer weltbürgerlichen oder auch nur provinziel wichtigen Idee, gar kein Vortheil weder auf Seiten der Gebenden, noch der Empfangenden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/306
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/306>, abgerufen am 25.11.2024.