Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.eine vortreffliche und überlegene Zeit zu betrachten und zu preisen sich nicht hätten erwehren können, und von welcher aus sie die verflossenen Zeiten nicht bloß zu eigener Genugthuung vornehm betrachtet, sondern auch deren Thaten, Arbeiten und Bestrebungen einer neuen Prüfung und verständigen Sichtung zu unterwerfen für nöthig erachtet hätten, so würde eine solche Zeit begreiflicher Weise der Poesie eben nicht günstig gewesen seyn. Wozu hätte sie auch in ihrer eigenen Vortrefflichkeit diesen schöneren Gegensatz einer unvollkommenen Wirklichkeit, dieses erfreuliche Bild eines besseren Lebens, diese hülfreiche und tröstenden Begleiterin des beschränkten Daseyns eben gebrauchen können. Wenn sie aber dennoch der Poesie, als einer angenehmen Zugabe, eines herkömmlichen Luxus des Lebens, etwa zur Uebung des Urtheils und Witzes, oder zu gelegentlicher Erwärmung der Empfindung nicht ganz hätte entbehren wollen; so würde sie doch gewiß nicht unterlassen haben, derselben eine neue angemessene Richtung zu ertheilen. Sie würde also zuvörderst das Alterthümliche und hauptsächlich alles Wunderbare daraus verbannt, und sie sodann angewiesen haben, sich in allen Stücken, so viel wie möglich, an die wirklichen eine vortreffliche und überlegene Zeit zu betrachten und zu preisen sich nicht hätten erwehren können, und von welcher aus sie die verflossenen Zeiten nicht bloß zu eigener Genugthuung vornehm betrachtet, sondern auch deren Thaten, Arbeiten und Bestrebungen einer neuen Prüfung und verständigen Sichtung zu unterwerfen für nöthig erachtet hätten, so würde eine solche Zeit begreiflicher Weise der Poesie eben nicht günstig gewesen seyn. Wozu hätte sie auch in ihrer eigenen Vortrefflichkeit diesen schöneren Gegensatz einer unvollkommenen Wirklichkeit, dieses erfreuliche Bild eines besseren Lebens, diese hülfreiche und tröstenden Begleiterin des beschränkten Daseyns eben gebrauchen können. Wenn sie aber dennoch der Poesie, als einer angenehmen Zugabe, eines herkömmlichen Luxus des Lebens, etwa zur Uebung des Urtheils und Witzes, oder zu gelegentlicher Erwärmung der Empfindung nicht ganz hätte entbehren wollen; so würde sie doch gewiß nicht unterlassen haben, derselben eine neue angemessene Richtung zu ertheilen. Sie würde also zuvörderst das Alterthümliche und hauptsächlich alles Wunderbare daraus verbannt, und sie sodann angewiesen haben, sich in allen Stücken, so viel wie möglich, an die wirklichen <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="XXV"/> eine vortreffliche und überlegene Zeit zu betrachten und zu preisen sich nicht hätten erwehren können, und von welcher aus sie die verflossenen Zeiten nicht bloß zu eigener Genugthuung vornehm betrachtet, sondern auch deren Thaten, Arbeiten und Bestrebungen einer neuen Prüfung und verständigen Sichtung zu unterwerfen für nöthig erachtet hätten, so würde eine solche Zeit begreiflicher Weise der Poesie eben nicht günstig gewesen seyn. Wozu hätte sie auch in ihrer eigenen Vortrefflichkeit diesen schöneren Gegensatz einer unvollkommenen Wirklichkeit, dieses erfreuliche Bild eines besseren Lebens, diese hülfreiche und tröstenden Begleiterin des beschränkten Daseyns eben gebrauchen können. Wenn sie aber dennoch der Poesie, als einer angenehmen Zugabe, eines herkömmlichen Luxus des Lebens, etwa zur Uebung des Urtheils und Witzes, oder zu gelegentlicher Erwärmung der Empfindung nicht ganz hätte entbehren wollen; so würde sie doch gewiß nicht unterlassen haben, derselben eine neue angemessene Richtung zu ertheilen. Sie würde also zuvörderst das Alterthümliche und hauptsächlich alles Wunderbare daraus verbannt, und sie sodann angewiesen haben, sich in allen Stücken, so viel wie möglich, an die wirklichen </p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [XXV/0028]
eine vortreffliche und überlegene Zeit zu betrachten und zu preisen sich nicht hätten erwehren können, und von welcher aus sie die verflossenen Zeiten nicht bloß zu eigener Genugthuung vornehm betrachtet, sondern auch deren Thaten, Arbeiten und Bestrebungen einer neuen Prüfung und verständigen Sichtung zu unterwerfen für nöthig erachtet hätten, so würde eine solche Zeit begreiflicher Weise der Poesie eben nicht günstig gewesen seyn. Wozu hätte sie auch in ihrer eigenen Vortrefflichkeit diesen schöneren Gegensatz einer unvollkommenen Wirklichkeit, dieses erfreuliche Bild eines besseren Lebens, diese hülfreiche und tröstenden Begleiterin des beschränkten Daseyns eben gebrauchen können. Wenn sie aber dennoch der Poesie, als einer angenehmen Zugabe, eines herkömmlichen Luxus des Lebens, etwa zur Uebung des Urtheils und Witzes, oder zu gelegentlicher Erwärmung der Empfindung nicht ganz hätte entbehren wollen; so würde sie doch gewiß nicht unterlassen haben, derselben eine neue angemessene Richtung zu ertheilen. Sie würde also zuvörderst das Alterthümliche und hauptsächlich alles Wunderbare daraus verbannt, und sie sodann angewiesen haben, sich in allen Stücken, so viel wie möglich, an die wirklichen
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