Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

und auf dem Eichenblatt stand mit einer Nadel eingeritzt:

"Gott zum Gruß!
Notburga dankt dem Geber
des Manna in
der Wüsten."

Als aber Kaspar und Else mit Mühe diese Worte gelesen, da liefen den alten Leuten die Augen über von Thränen. "So hat der fromme Hirsch das Brot gebracht!" rief Kaspar; und "Gott, ach Gott!" schluchzte Else, "die zarte Jungfrau in der Wüste, nur genährt von unserm trocknen Brote!" und ging, und holte ein gekochtes Huhn, und band's dem Hirsche mit dem Strumpfbande an, und der Hirsch trug's schnell wieder bergab, dem Neckar zu, und kam erst am zweiten Tage wieder, und nur von Zeit zu Zeit, und die alten Leute gaben ihm immer ihr Bestes mit. Dafür brachte er manchmal ein paar dankbare Worte auf einem Blatte.

und auf dem Eichenblatt stand mit einer Nadel eingeritzt:

     „Gott zum Gruß!
Notburga dankt dem Geber
     des Manna in
     der Wüsten.“

Als aber Kaspar und Else mit Mühe diese Worte gelesen, da liefen den alten Leuten die Augen über von Thränen. „So hat der fromme Hirsch das Brot gebracht!“ rief Kaspar; und „Gott, ach Gott!“ schluchzte Else, „die zarte Jungfrau in der Wüste, nur genährt von unserm trocknen Brote!“ und ging, und holte ein gekochtes Huhn, und band’s dem Hirsche mit dem Strumpfbande an, und der Hirsch trug’s schnell wieder bergab, dem Neckar zu, und kam erst am zweiten Tage wieder, und nur von Zeit zu Zeit, und die alten Leute gaben ihm immer ihr Bestes mit. Dafür brachte er manchmal ein paar dankbare Worte auf einem Blatte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0210" n="171"/>
und auf dem Eichenblatt stand mit einer Nadel eingeritzt:</p>
        <lg>
          <l>     &#x201E;Gott zum Gruß!</l><lb/>
          <l>Notburga dankt dem Geber</l><lb/>
          <l>     des Manna in</l><lb/>
          <l>     der Wüsten.&#x201C;</l><lb/>
        </lg>
        <p>Als aber Kaspar und Else mit Mühe diese Worte gelesen, da liefen den alten Leuten die Augen über von Thränen. &#x201E;So hat der fromme Hirsch das Brot gebracht!&#x201C; rief Kaspar; und &#x201E;Gott, ach Gott!&#x201C; schluchzte Else, &#x201E;die zarte Jungfrau in der Wüste, nur genährt von unserm trocknen Brote!&#x201C; und ging, und holte ein gekochtes Huhn, und band&#x2019;s dem Hirsche mit dem Strumpfbande an, und der Hirsch trug&#x2019;s schnell wieder bergab, dem Neckar zu, und kam erst am zweiten Tage wieder, und nur von Zeit zu Zeit, und die alten Leute gaben ihm immer ihr Bestes mit. Dafür brachte er manchmal ein paar dankbare Worte auf einem Blatte.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0210] und auf dem Eichenblatt stand mit einer Nadel eingeritzt:      „Gott zum Gruß! Notburga dankt dem Geber      des Manna in      der Wüsten.“ Als aber Kaspar und Else mit Mühe diese Worte gelesen, da liefen den alten Leuten die Augen über von Thränen. „So hat der fromme Hirsch das Brot gebracht!“ rief Kaspar; und „Gott, ach Gott!“ schluchzte Else, „die zarte Jungfrau in der Wüste, nur genährt von unserm trocknen Brote!“ und ging, und holte ein gekochtes Huhn, und band’s dem Hirsche mit dem Strumpfbande an, und der Hirsch trug’s schnell wieder bergab, dem Neckar zu, und kam erst am zweiten Tage wieder, und nur von Zeit zu Zeit, und die alten Leute gaben ihm immer ihr Bestes mit. Dafür brachte er manchmal ein paar dankbare Worte auf einem Blatte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/210
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/210>, abgerufen am 04.12.2024.