Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814."Ach! Gabriel, du bist's!" schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen. Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf's umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel: "Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?" Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer „Ach! Gabriel, du bist’s!“ schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen. Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf’s umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel: „Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?“ Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0191" n="152"/> <p>„Ach! Gabriel, du bist’s!“ schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen.</p> <p>Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf’s umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel:</p> <p>„Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?“</p> <p>Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer </p> </div> </body> </text> </TEI> [152/0191]
„Ach! Gabriel, du bist’s!“ schrie Hans, und die Freunde lagen sich in den Armen.
Nun war Hans wieder wie sonst gegen Gabriel. Er duzte ihn wie vorhin, er erzählte ihm seine Schicksale, sein gehabtes Unglück, seine Wanderungen nach Venedig, alles auf’s umständlichste. So verging der Tag unter traulichen Gesprächen, bis es Schlafenszeit war. Da sagte der reiche Gabriel:
„Nun, alter Hans, bei wem willst du diese Nacht schlafen? Du hast die Wahl, bei einem Bären, bei einem Wolfe oder bei einem wilden Schweine?“
Der Fichtelberger wußte nicht, was die Fragen bedeuten sollten. Er ahndete nichts Geringeres, als die Bestrafung seiner Freiheiten in diesem kostbaren Herrenhause. Da er immer schwieg, so nahm ihn Gabriel lächelnd bei der Hand, und führte ihn durch eine Menge Gemächer, wovon eins immer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |