Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.So verging der erste, so der zweite und auch der dritte Tag. Hans lief sich matt und müde durch alle Straßen, fragte und fragte, aber Gabriel war nicht zu finden. "Ach, ich unglücklicher Mann!" rief er aus, "da bin ich nun in Gabriels, meines alten Freundes, Stadt, und kann ihn nicht finden. Nach Haus darf ich nicht kommen, Geld habe ich auch nicht mehr, was soll aus mir werden!" Voll Kummer setzte er sich auf die Mauer an einem Kanal, und die hellen Thränen liefen ihm über die Backen. "Finde ich ihn heute nicht," sagte er, "so stürze ich mich ins Meer." Da war's ihm, als höre er seinen Namen rufen. Er schaute umher, horchend, ob er sich auch nicht irre. Da rief eine Stimme noch lauter: "Hans! Hans vom Fichtelgebirge!" So verging der erste, so der zweite und auch der dritte Tag. Hans lief sich matt und müde durch alle Straßen, fragte und fragte, aber Gabriel war nicht zu finden. „Ach, ich unglücklicher Mann!“ rief er aus, „da bin ich nun in Gabriels, meines alten Freundes, Stadt, und kann ihn nicht finden. Nach Haus darf ich nicht kommen, Geld habe ich auch nicht mehr, was soll aus mir werden!“ Voll Kummer setzte er sich auf die Mauer an einem Kanal, und die hellen Thränen liefen ihm über die Backen. „Finde ich ihn heute nicht,“ sagte er, „so stürze ich mich ins Meer.“ Da war’s ihm, als höre er seinen Namen rufen. Er schaute umher, horchend, ob er sich auch nicht irre. Da rief eine Stimme noch lauter: „Hans! Hans vom Fichtelgebirge!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0188" n="149"/> <p>So verging der erste, so der zweite und auch der dritte Tag. Hans lief sich matt und müde durch alle Straßen, fragte und fragte, aber Gabriel war nicht zu finden.</p> <p>„Ach, ich unglücklicher Mann!“ rief er aus, „da bin ich nun in Gabriels, meines alten Freundes, Stadt, und kann ihn nicht finden. Nach Haus darf ich nicht kommen, Geld habe ich auch nicht mehr, was soll aus mir werden!“</p> <p>Voll Kummer setzte er sich auf die Mauer an einem Kanal, und die hellen Thränen liefen ihm über die Backen.</p> <p>„Finde ich ihn heute nicht,“ sagte er, „so stürze ich mich ins Meer.“</p> <p>Da war’s ihm, als höre er seinen Namen rufen. Er schaute umher, horchend, ob er sich auch nicht irre. Da rief eine Stimme noch lauter:</p> <p>„Hans! Hans vom Fichtelgebirge!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0188]
So verging der erste, so der zweite und auch der dritte Tag. Hans lief sich matt und müde durch alle Straßen, fragte und fragte, aber Gabriel war nicht zu finden.
„Ach, ich unglücklicher Mann!“ rief er aus, „da bin ich nun in Gabriels, meines alten Freundes, Stadt, und kann ihn nicht finden. Nach Haus darf ich nicht kommen, Geld habe ich auch nicht mehr, was soll aus mir werden!“
Voll Kummer setzte er sich auf die Mauer an einem Kanal, und die hellen Thränen liefen ihm über die Backen.
„Finde ich ihn heute nicht,“ sagte er, „so stürze ich mich ins Meer.“
Da war’s ihm, als höre er seinen Namen rufen. Er schaute umher, horchend, ob er sich auch nicht irre. Da rief eine Stimme noch lauter:
„Hans! Hans vom Fichtelgebirge!“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |