Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

seine Zeche, ohne zu äußern, daß er bald, daß er überhaupt einmal wieder fortgehen werde. Beide waren an einander gewöhnt, und lebten gern beisammen.

Da es dem Bauer, nach einer so langen Reihe von Jahren gar nicht einfiel, daß sein Freund ihn je wieder verlassen könne, so kam es ihm um so unerwarteter, als Gabriel ihm einst ganz schlank sagte: er werde des andern Tags aufbrechen, nach Venedig zurückgehen, und nie wieder in diese Gegend kommen.

Alles im Hause ward betrübt über diese Nachricht, und Weib und Kind weinten, als gehe ihr Vater weg. Aber Gabriel ging doch. Beim Abschiede drückte er seinem biedern Hauswirthe recht herzlich die Hand, und sprach:

"Leb wohl, Hans, und laß dir zum Abschiede noch sagen: Es steht dir ein trauriges Geschick bevor. Du wirst einst in große Noth gerathen, wo du Geld und Freunde

seine Zeche, ohne zu äußern, daß er bald, daß er überhaupt einmal wieder fortgehen werde. Beide waren an einander gewöhnt, und lebten gern beisammen.

Da es dem Bauer, nach einer so langen Reihe von Jahren gar nicht einfiel, daß sein Freund ihn je wieder verlassen könne, so kam es ihm um so unerwarteter, als Gabriel ihm einst ganz schlank sagte: er werde des andern Tags aufbrechen, nach Venedig zurückgehen, und nie wieder in diese Gegend kommen.

Alles im Hause ward betrübt über diese Nachricht, und Weib und Kind weinten, als gehe ihr Vater weg. Aber Gabriel ging doch. Beim Abschiede drückte er seinem biedern Hauswirthe recht herzlich die Hand, und sprach:

„Leb wohl, Hans, und laß dir zum Abschiede noch sagen: Es steht dir ein trauriges Geschick bevor. Du wirst einst in große Noth gerathen, wo du Geld und Freunde

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0183" n="144"/>
seine Zeche, ohne zu äußern, daß er bald, daß er überhaupt einmal wieder fortgehen werde. Beide waren an einander gewöhnt, und lebten gern beisammen.</p>
        <p>Da es dem Bauer, nach einer so langen Reihe von Jahren gar nicht einfiel, daß sein Freund ihn je wieder verlassen könne, so kam es ihm um so unerwarteter, als Gabriel ihm einst ganz schlank sagte: er werde des andern Tags aufbrechen, nach Venedig zurückgehen, und nie wieder in diese Gegend kommen.</p>
        <p>Alles im Hause ward betrübt über diese Nachricht, und Weib und Kind weinten, als gehe ihr Vater weg. Aber Gabriel ging doch. Beim Abschiede drückte er seinem biedern Hauswirthe recht herzlich die Hand, und sprach:</p>
        <p>&#x201E;Leb wohl, Hans, und laß dir zum Abschiede noch sagen: Es steht dir ein trauriges Geschick bevor. Du wirst einst in große Noth gerathen, wo du Geld und Freunde
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0183] seine Zeche, ohne zu äußern, daß er bald, daß er überhaupt einmal wieder fortgehen werde. Beide waren an einander gewöhnt, und lebten gern beisammen. Da es dem Bauer, nach einer so langen Reihe von Jahren gar nicht einfiel, daß sein Freund ihn je wieder verlassen könne, so kam es ihm um so unerwarteter, als Gabriel ihm einst ganz schlank sagte: er werde des andern Tags aufbrechen, nach Venedig zurückgehen, und nie wieder in diese Gegend kommen. Alles im Hause ward betrübt über diese Nachricht, und Weib und Kind weinten, als gehe ihr Vater weg. Aber Gabriel ging doch. Beim Abschiede drückte er seinem biedern Hauswirthe recht herzlich die Hand, und sprach: „Leb wohl, Hans, und laß dir zum Abschiede noch sagen: Es steht dir ein trauriges Geschick bevor. Du wirst einst in große Noth gerathen, wo du Geld und Freunde

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/183
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/183>, abgerufen am 24.11.2024.