Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

daß er ihm die Stadt Zerbst abtreten solle. Der Fürst weigerte sich Anfangs, allein der Teufel ließ nicht nach; und da der Fürst sah, daß er dem Verlangen nicht werde ausweichen können, so bequemte er sich endlich dazu, machte aber noch die Bedingung: daß der Teufel zuvor einen am Hainholze bei Zerbst liegenden großen Stein drei Mal um die Stadt herum tragen müsse.

Der Teufel war das zufrieden, hieb mit einer Axt gewaltig in den Stein, daß sie darin stecken blieb, nahm dann den Stein auf die Schulter, und trat den Marsch um die Stadt an.

Der Fürst war unterdessen in der größten Angst. Er betete inbrünstig zu Gott um Abwendung des der Stadt bevorstehenden großen Unglücks, und sein Gebet wurde erhört.

Zwei Mal hatte der Teufel die Stadt schon umgangen, da fiel ihm beim Hainholze der Stein von der Axt. Ergrimmt darüber,

daß er ihm die Stadt Zerbst abtreten solle. Der Fürst weigerte sich Anfangs, allein der Teufel ließ nicht nach; und da der Fürst sah, daß er dem Verlangen nicht werde ausweichen können, so bequemte er sich endlich dazu, machte aber noch die Bedingung: daß der Teufel zuvor einen am Hainholze bei Zerbst liegenden großen Stein drei Mal um die Stadt herum tragen müsse.

Der Teufel war das zufrieden, hieb mit einer Axt gewaltig in den Stein, daß sie darin stecken blieb, nahm dann den Stein auf die Schulter, und trat den Marsch um die Stadt an.

Der Fürst war unterdessen in der größten Angst. Er betete inbrünstig zu Gott um Abwendung des der Stadt bevorstehenden großen Unglücks, und sein Gebet wurde erhört.

Zwei Mal hatte der Teufel die Stadt schon umgangen, da fiel ihm beim Hainholze der Stein von der Axt. Ergrimmt darüber,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0175" n="136"/>
daß er ihm die Stadt Zerbst abtreten solle. Der Fürst weigerte sich Anfangs, allein der Teufel ließ nicht nach; und da der Fürst sah, daß er dem Verlangen nicht werde ausweichen können, so bequemte er sich endlich dazu, machte aber noch die Bedingung: daß der Teufel zuvor einen am Hainholze bei Zerbst liegenden großen Stein drei Mal um die Stadt herum tragen müsse.</p>
        <p>Der Teufel war das zufrieden, hieb mit einer Axt gewaltig in den Stein, daß sie darin stecken blieb, nahm dann den Stein auf die Schulter, und trat den Marsch um die Stadt an.</p>
        <p>Der Fürst war unterdessen in der größten Angst. Er betete inbrünstig zu Gott um Abwendung des der Stadt bevorstehenden großen Unglücks, und sein Gebet wurde erhört.</p>
        <p>Zwei Mal hatte der Teufel die Stadt schon umgangen, da fiel ihm beim Hainholze der Stein von der Axt. Ergrimmt darüber,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0175] daß er ihm die Stadt Zerbst abtreten solle. Der Fürst weigerte sich Anfangs, allein der Teufel ließ nicht nach; und da der Fürst sah, daß er dem Verlangen nicht werde ausweichen können, so bequemte er sich endlich dazu, machte aber noch die Bedingung: daß der Teufel zuvor einen am Hainholze bei Zerbst liegenden großen Stein drei Mal um die Stadt herum tragen müsse. Der Teufel war das zufrieden, hieb mit einer Axt gewaltig in den Stein, daß sie darin stecken blieb, nahm dann den Stein auf die Schulter, und trat den Marsch um die Stadt an. Der Fürst war unterdessen in der größten Angst. Er betete inbrünstig zu Gott um Abwendung des der Stadt bevorstehenden großen Unglücks, und sein Gebet wurde erhört. Zwei Mal hatte der Teufel die Stadt schon umgangen, da fiel ihm beim Hainholze der Stein von der Axt. Ergrimmt darüber,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/175
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/175>, abgerufen am 24.11.2024.