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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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gingen, lebendig kämen wir doch nimmer hinauf, und
er selbst hat ja gesagt, daß es bei seinem Weibe nicht
solche Eile habe. Und allerdings stürmte ein Gewitter
daher, wie man in Menschengedenken nicht oft erlebt.
Aus allen Schlünden und Gründen stürmte es heran,
stürmte von allen Seiten, von allen Winden getrieben
über Sumiswald zusammen; und jede Wolke ward zum
Kriegesheer und eine Wolke stürmte an die andere, eine
Wolke wollte der andern Leben, und eine Wolkenschlacht
begann und das Gewitter stund, und Blitz auf Blitz
ward entbunden, und Blitz auf Blitz schlug zur Erde
nieder, als ob sie sich einen Durchgang bahnen wollten
durch der Erde Mitte auf der Erde andere Seite. Ohne
Unterlaß brüllte der Donner, zornesvoll heulte der
Sturm, geborsten war der Wolken Schooß, Fluthen
stürzten nieder, aber seiner Gefährten wegen zauderte er.
Als so plötzlich und gewaltig die Wolkenschlacht los¬
brach, da hatte der Priester dem Sigristen nicht geant¬
wortet, aber sich nicht niedergesetzt, und ein immerstei¬
gendes Bangen ergriff ihn, ein Drang kam ihn an,
sich hinauszustürzen in der Elemente Toben; da ward
ihm als höre er durch des Donners schreckliche Stimme
eines Weibes markdurchschneidenden Wehruf; der Don¬
ner ward ihm plötzlich zu Gottes schrecklichem Schelt¬
wort seiner Säumniß; er machte sich auf, was auch
die beiden andern sagen mochten. Er schritt, gefaßt
auf Alles, hinaus in die feurigen Wetter, in des
Sturmes Wuth, der Wolken Fluth; langsam, unwillig
kamen die Beiden ihm nach.

"Es sauste und brauste und tosete, als sollten diese
Töne zusammenschmelzen zur letzten Posaune, die der
Welten Untergang verkündet, und feurige Garben fielen
über das Dorf, als sollte jede Hütte auflammen; aber

gingen, lebendig kämen wir doch nimmer hinauf, und
er ſelbſt hat ja geſagt, daß es bei ſeinem Weibe nicht
ſolche Eile habe. Und allerdings ſtürmte ein Gewitter
daher, wie man in Menſchengedenken nicht oft erlebt.
Aus allen Schlünden und Gründen ſtürmte es heran,
ſtürmte von allen Seiten, von allen Winden getrieben
über Sumiswald zuſammen; und jede Wolke ward zum
Kriegesheer und eine Wolke ſtürmte an die andere, eine
Wolke wollte der andern Leben, und eine Wolkenſchlacht
begann und das Gewitter ſtund, und Blitz auf Blitz
ward entbunden, und Blitz auf Blitz ſchlug zur Erde
nieder, als ob ſie ſich einen Durchgang bahnen wollten
durch der Erde Mitte auf der Erde andere Seite. Ohne
Unterlaß brüllte der Donner, zornesvoll heulte der
Sturm, geborſten war der Wolken Schooß, Fluthen
ſtürzten nieder, aber ſeiner Gefährten wegen zauderte er.
Als ſo plötzlich und gewaltig die Wolkenſchlacht los¬
brach, da hatte der Prieſter dem Sigriſten nicht geant¬
wortet, aber ſich nicht niedergeſetzt, und ein immerſtei¬
gendes Bangen ergriff ihn, ein Drang kam ihn an,
ſich hinauszuſtürzen in der Elemente Toben; da ward
ihm als höre er durch des Donners ſchreckliche Stimme
eines Weibes markdurchſchneidenden Wehruf; der Don¬
ner ward ihm plötzlich zu Gottes ſchrecklichem Schelt¬
wort ſeiner Säumniß; er machte ſich auf, was auch
die beiden andern ſagen mochten. Er ſchritt, gefaßt
auf Alles, hinaus in die feurigen Wetter, in des
Sturmes Wuth, der Wolken Fluth; langſam, unwillig
kamen die Beiden ihm nach.

„Es ſauſte und brauſte und toſete, als ſollten dieſe
Töne zuſammenſchmelzen zur letzten Poſaune, die der
Welten Untergang verkündet, und feurige Garben fielen
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[70/0080] gingen, lebendig kämen wir doch nimmer hinauf, und er ſelbſt hat ja geſagt, daß es bei ſeinem Weibe nicht ſolche Eile habe. Und allerdings ſtürmte ein Gewitter daher, wie man in Menſchengedenken nicht oft erlebt. Aus allen Schlünden und Gründen ſtürmte es heran, ſtürmte von allen Seiten, von allen Winden getrieben über Sumiswald zuſammen; und jede Wolke ward zum Kriegesheer und eine Wolke ſtürmte an die andere, eine Wolke wollte der andern Leben, und eine Wolkenſchlacht begann und das Gewitter ſtund, und Blitz auf Blitz ward entbunden, und Blitz auf Blitz ſchlug zur Erde nieder, als ob ſie ſich einen Durchgang bahnen wollten durch der Erde Mitte auf der Erde andere Seite. Ohne Unterlaß brüllte der Donner, zornesvoll heulte der Sturm, geborſten war der Wolken Schooß, Fluthen ſtürzten nieder, aber ſeiner Gefährten wegen zauderte er. Als ſo plötzlich und gewaltig die Wolkenſchlacht los¬ brach, da hatte der Prieſter dem Sigriſten nicht geant¬ wortet, aber ſich nicht niedergeſetzt, und ein immerſtei¬ gendes Bangen ergriff ihn, ein Drang kam ihn an, ſich hinauszuſtürzen in der Elemente Toben; da ward ihm als höre er durch des Donners ſchreckliche Stimme eines Weibes markdurchſchneidenden Wehruf; der Don¬ ner ward ihm plötzlich zu Gottes ſchrecklichem Schelt¬ wort ſeiner Säumniß; er machte ſich auf, was auch die beiden andern ſagen mochten. Er ſchritt, gefaßt auf Alles, hinaus in die feurigen Wetter, in des Sturmes Wuth, der Wolken Fluth; langſam, unwillig kamen die Beiden ihm nach. „Es ſauſte und brauſte und toſete, als ſollten dieſe Töne zuſammenſchmelzen zur letzten Poſaune, die der Welten Untergang verkündet, und feurige Garben fielen über das Dorf, als ſollte jede Hütte auflammen; aber

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/80>, abgerufen am 25.11.2024.