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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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los wie der Donner aus einer Fluh und er sagte ihnen:
Wenn er gnädig sei, so seien sie übermüthig. Wenn im
Polenlande einer das nackte Leben habe, so küsse er ei¬
nem die Füße, hier hätten sie Kind und Rind, Dach
und Fach, und doch nicht satt. Aber gehorsamer und
genügsamer mache ich euch, so wahr ich Hans von Stof¬
feln bin, und wenn in Monatsfrist die hundert Buchen
nicht oben stehen, so lasse ich euch peitschen bis kein
Fingerlang mehr ganz an euch ist, und Weiber und
Kinder werfe ich den Hunden vor.

"Da wagte keiner mehr eine Einrede, aber auch kei¬
ner begehrte von dem Trunk und Imbiß; sie drängten
sich, als der zornige Befehl gegeben war, zur Thüre
hinaus, und jeder wäre gerne der Erste gewesen, und
weit hin folgte ihnen des Ritters donnernde Stimme
nach, der andern Ritter Gelächter, der Knechte Spott,
der Rüden Geheul.

"Als der Weg sich beugte, vom Schlosse sie nicht
mehr konnten gesehen werden, setzten sie sich an des
Weges Rand und weinten bitterlich, Keiner hatte einen
Trost für den Andern, und Keiner hatte den Muth zu
rechtem Zorn, denn Noth und Plage hatten den Muth
ihnen ausgelöscht, so daß sie keine Kraft mehr zum Zorne
hatten, sondern nur noch zum Jammer. Ueber 3 Stun¬
den weit sollten sie durch wilde Wege die Buchen füh¬
ren mit Aesten und Wurzeln den steilen Berg hinauf;
und neben diesem Berge wuchsen viele und schöne Bu¬
chen, und die mußten sie stehen lassen. In Monatsfrist
sollte das Werk geschehen sein, zwei Tage drei, den
dritten vier Bäume, sollten sie schleppen durchs lange
Thal, den steilen Berg auf, mit ihrem ermatteten Vieh.
Und über alles dieses war es der Maimond, wo der
Bauer sich rühren muß auf seinem Acker, fast Tag und

los wie der Donner aus einer Fluh und er ſagte ihnen:
Wenn er gnädig ſei, ſo ſeien ſie übermüthig. Wenn im
Polenlande einer das nackte Leben habe, ſo küſſe er ei¬
nem die Füße, hier hätten ſie Kind und Rind, Dach
und Fach, und doch nicht ſatt. Aber gehorſamer und
genügſamer mache ich euch, ſo wahr ich Hans von Stof¬
feln bin, und wenn in Monatsfriſt die hundert Buchen
nicht oben ſtehen, ſo laſſe ich euch peitſchen bis kein
Fingerlang mehr ganz an euch iſt, und Weiber und
Kinder werfe ich den Hunden vor.

„Da wagte keiner mehr eine Einrede, aber auch kei¬
ner begehrte von dem Trunk und Imbiß; ſie drängten
ſich, als der zornige Befehl gegeben war, zur Thüre
hinaus, und jeder wäre gerne der Erſte geweſen, und
weit hin folgte ihnen des Ritters donnernde Stimme
nach, der andern Ritter Gelächter, der Knechte Spott,
der Rüden Geheul.

„Als der Weg ſich beugte, vom Schloſſe ſie nicht
mehr konnten geſehen werden, ſetzten ſie ſich an des
Weges Rand und weinten bitterlich, Keiner hatte einen
Troſt für den Andern, und Keiner hatte den Muth zu
rechtem Zorn, denn Noth und Plage hatten den Muth
ihnen ausgelöſcht, ſo daß ſie keine Kraft mehr zum Zorne
hatten, ſondern nur noch zum Jammer. Ueber 3 Stun¬
den weit ſollten ſie durch wilde Wege die Buchen füh¬
ren mit Aeſten und Wurzeln den ſteilen Berg hinauf;
und neben dieſem Berge wuchſen viele und ſchöne Bu¬
chen, und die mußten ſie ſtehen laſſen. In Monatsfriſt
ſollte das Werk geſchehen ſein, zwei Tage drei, den
dritten vier Bäume, ſollten ſie ſchleppen durchs lange
Thal, den ſteilen Berg auf, mit ihrem ermatteten Vieh.
Und über alles dieſes war es der Maimond, wo der
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[30/0040] los wie der Donner aus einer Fluh und er ſagte ihnen: Wenn er gnädig ſei, ſo ſeien ſie übermüthig. Wenn im Polenlande einer das nackte Leben habe, ſo küſſe er ei¬ nem die Füße, hier hätten ſie Kind und Rind, Dach und Fach, und doch nicht ſatt. Aber gehorſamer und genügſamer mache ich euch, ſo wahr ich Hans von Stof¬ feln bin, und wenn in Monatsfriſt die hundert Buchen nicht oben ſtehen, ſo laſſe ich euch peitſchen bis kein Fingerlang mehr ganz an euch iſt, und Weiber und Kinder werfe ich den Hunden vor. „Da wagte keiner mehr eine Einrede, aber auch kei¬ ner begehrte von dem Trunk und Imbiß; ſie drängten ſich, als der zornige Befehl gegeben war, zur Thüre hinaus, und jeder wäre gerne der Erſte geweſen, und weit hin folgte ihnen des Ritters donnernde Stimme nach, der andern Ritter Gelächter, der Knechte Spott, der Rüden Geheul. „Als der Weg ſich beugte, vom Schloſſe ſie nicht mehr konnten geſehen werden, ſetzten ſie ſich an des Weges Rand und weinten bitterlich, Keiner hatte einen Troſt für den Andern, und Keiner hatte den Muth zu rechtem Zorn, denn Noth und Plage hatten den Muth ihnen ausgelöſcht, ſo daß ſie keine Kraft mehr zum Zorne hatten, ſondern nur noch zum Jammer. Ueber 3 Stun¬ den weit ſollten ſie durch wilde Wege die Buchen füh¬ ren mit Aeſten und Wurzeln den ſteilen Berg hinauf; und neben dieſem Berge wuchſen viele und ſchöne Bu¬ chen, und die mußten ſie ſtehen laſſen. In Monatsfriſt ſollte das Werk geſchehen ſein, zwei Tage drei, den dritten vier Bäume, ſollten ſie ſchleppen durchs lange Thal, den ſteilen Berg auf, mit ihrem ermatteten Vieh. Und über alles dieſes war es der Maimond, wo der Bauer ſich rühren muß auf ſeinem Acker, faſt Tag und

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/40>, abgerufen am 24.11.2024.