Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.Ueber die Berge hob sich die Sonne, leuchtete in klarer In der Mitte der sonnenreichen Halde hatte die Na¬ Ueber die Berge hob ſich die Sonne, leuchtete in klarer In der Mitte der ſonnenreichen Halde hatte die Na¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0013" n="[3]"/> <p><hi rendition="#in">U</hi>eber die Berge hob ſich die Sonne, leuchtete in klarer<lb/> Majeſtät in ein freundliches aber enges Thal und weckte<lb/> zu fröhlichem Leben die Geſchöpfe, die geſchaffen ſind an<lb/> der Sonne ihres Lebens ſich zu freuen. Aus vergolde¬<lb/> tem Waldesſaume ſchmetterte die Amſel ihr Morgenlied,<lb/> zwiſchen funkelnden Blumen in perlendem Graſe erſcholl<lb/> der ſehnſüchtigen Wachtel eintönend Minneruf, über<lb/> dunkle Tannen tanzten brünſtige Krähen ihren Hochzeit¬<lb/> reigen oder krächzten zärtliche Wiegenlieder über die dor¬<lb/> nichten Bettchen ihrer ungefiederten Jungen.</p><lb/> <p>In der Mitte der ſonnenreichen Halde hatte die Na¬<lb/> tur einen fruchtbaren, beſchirmten Boden eingegraben;<lb/> mitten drinn ſtand ſtattlich und blank ein ſchönes Haus,<lb/> eingefaßt von einem prächtigen Baumgarten, in welchem<lb/> noch einige Hochäpfelbäume prangten in ihrem ſpäten<lb/> Blumenkleide; halb ſtund das vom Hausbrunnen be¬<lb/> wäſſerte üppige Gras noch, halb war es bereits dem<lb/> Futtergange zugewandert. Um das Haus lag ein ſonn¬<lb/> täglicher Glanz, den man mit einigen Beſenſtrichen, an¬<lb/> gebracht Samſtag Abends zwiſchen Tag und Nacht, nicht<lb/> zu erzeugen vermag, der ein Zeugniß iſt des köſtlichen<lb/> Erbgutes angeſtammter Reinlichkeit, die alle Tage ge¬<lb/> pflegt werden muß, der Familienehre gleich, welcher eine<lb/> einzige unbewachte Stunde Flecken bringen kann, die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0013]
Ueber die Berge hob ſich die Sonne, leuchtete in klarer
Majeſtät in ein freundliches aber enges Thal und weckte
zu fröhlichem Leben die Geſchöpfe, die geſchaffen ſind an
der Sonne ihres Lebens ſich zu freuen. Aus vergolde¬
tem Waldesſaume ſchmetterte die Amſel ihr Morgenlied,
zwiſchen funkelnden Blumen in perlendem Graſe erſcholl
der ſehnſüchtigen Wachtel eintönend Minneruf, über
dunkle Tannen tanzten brünſtige Krähen ihren Hochzeit¬
reigen oder krächzten zärtliche Wiegenlieder über die dor¬
nichten Bettchen ihrer ungefiederten Jungen.
In der Mitte der ſonnenreichen Halde hatte die Na¬
tur einen fruchtbaren, beſchirmten Boden eingegraben;
mitten drinn ſtand ſtattlich und blank ein ſchönes Haus,
eingefaßt von einem prächtigen Baumgarten, in welchem
noch einige Hochäpfelbäume prangten in ihrem ſpäten
Blumenkleide; halb ſtund das vom Hausbrunnen be¬
wäſſerte üppige Gras noch, halb war es bereits dem
Futtergange zugewandert. Um das Haus lag ein ſonn¬
täglicher Glanz, den man mit einigen Beſenſtrichen, an¬
gebracht Samſtag Abends zwiſchen Tag und Nacht, nicht
zu erzeugen vermag, der ein Zeugniß iſt des köſtlichen
Erbgutes angeſtammter Reinlichkeit, die alle Tage ge¬
pflegt werden muß, der Familienehre gleich, welcher eine
einzige unbewachte Stunde Flecken bringen kann, die
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