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Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.

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von einer unsichtbaren Macht getrieben, daher wirbelte,
als wäre in jedem Stücke ein eigenes Leben, als suchte
jedes sich zu retten und könnte nicht. Da spritzte zwi¬
schen dem dunkeln Gerölle das graue Wasser auf, und
Woge um Woge bäumte sich höher empor, ihre Häupter
zerschlugen sich an der Brücke, ihre Zungen leckten über
Tentsche. Mit Entsetzen sah man in diese schäumende
Wuth hinein, in welcher Hausgeräthe tanzte von jeg¬
licher Art; Bütten Spinnräder jagten, Tische Züber
vor sich her trieben, Körbe, ja Wiegen dahin fuhren,
ganze Stücke von Häusern und Brücken anfuhren. Je¬
des Herz brach in Jammer aus über das entsetzliche
Unglück, das man nicht sah, dessen Zeugen aber der
immer lauter brüllende Strom an den Augen vorüber
führte. Dem leichtern Geräthe führte er die gewaltigen
Tannen nach, Tausend um Tausend, welche er bei den
Sägen nahm und aus den Wäldern, stürmte mit ihnen
die Brücke, stauchte zu Hunderten sie auf, schmetterte
Trämel um Trämel an die Joche, schleuderte in wü¬
thendem Grimme ganze Tannen wie Schwefelhölzer
über die aufgestauchten Haufen hin an die Brücke hoch
empor, doch umsonst. Da wälzte er das Dach einer
gebrochenen Brücke heran, sperrte damit die Bahn zwi¬
schen den beiden Jochen mitten im Strome, warf Tanne
um Tanne dazu und stemmte mit der unermeßlichen
Gewalt seines ganzen Gewichtes sich gegen die Brücke;
sie bog sich, sie krachte, hoch auf spritzten die Wasser
mit jauchzendem Gebrülle. Ein jäher Schreck ergriff
die Menschen auf der Brücke, kaum trugen sie die zit¬
ternden Glieder auf sichern Grund; ein angstvolles
Bangen klemmte die Herzen der Umstehenden zusammen,
in des Menschen Brust stockte die Stimme. Der Nach¬
bar faßte am Arme den Nachbar, und hier und da

von einer unſichtbaren Macht getrieben, daher wirbelte,
als wäre in jedem Stücke ein eigenes Leben, als ſuchte
jedes ſich zu retten und könnte nicht. Da ſpritzte zwi¬
ſchen dem dunkeln Gerölle das graue Waſſer auf, und
Woge um Woge bäumte ſich höher empor, ihre Häupter
zerſchlugen ſich an der Brücke, ihre Zungen leckten über
Tentſche. Mit Entſetzen ſah man in dieſe ſchäumende
Wuth hinein, in welcher Hausgeräthe tanzte von jeg¬
licher Art; Bütten Spinnräder jagten, Tiſche Züber
vor ſich her trieben, Körbe, ja Wiegen dahin fuhren,
ganze Stücke von Häuſern und Brücken anfuhren. Je¬
des Herz brach in Jammer aus über das entſetzliche
Unglück, das man nicht ſah, deſſen Zeugen aber der
immer lauter brüllende Strom an den Augen vorüber
führte. Dem leichtern Geräthe führte er die gewaltigen
Tannen nach, Tauſend um Tauſend, welche er bei den
Sägen nahm und aus den Wäldern, ſtürmte mit ihnen
die Brücke, ſtauchte zu Hunderten ſie auf, ſchmetterte
Trämel um Trämel an die Joche, ſchleuderte in wü¬
thendem Grimme ganze Tannen wie Schwefelhölzer
über die aufgeſtauchten Haufen hin an die Brücke hoch
empor, doch umſonſt. Da wälzte er das Dach einer
gebrochenen Brücke heran, ſperrte damit die Bahn zwi¬
ſchen den beiden Jochen mitten im Strome, warf Tanne
um Tanne dazu und ſtemmte mit der unermeßlichen
Gewalt ſeines ganzen Gewichtes ſich gegen die Brücke;
ſie bog ſich, ſie krachte, hoch auf ſpritzten die Waſſer
mit jauchzendem Gebrülle. Ein jäher Schreck ergriff
die Menſchen auf der Brücke, kaum trugen ſie die zit¬
ternden Glieder auf ſichern Grund; ein angſtvolles
Bangen klemmte die Herzen der Umſtehenden zuſammen,
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bar faßte am Arme den Nachbar, und hier und da

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[119/0129] von einer unſichtbaren Macht getrieben, daher wirbelte, als wäre in jedem Stücke ein eigenes Leben, als ſuchte jedes ſich zu retten und könnte nicht. Da ſpritzte zwi¬ ſchen dem dunkeln Gerölle das graue Waſſer auf, und Woge um Woge bäumte ſich höher empor, ihre Häupter zerſchlugen ſich an der Brücke, ihre Zungen leckten über Tentſche. Mit Entſetzen ſah man in dieſe ſchäumende Wuth hinein, in welcher Hausgeräthe tanzte von jeg¬ licher Art; Bütten Spinnräder jagten, Tiſche Züber vor ſich her trieben, Körbe, ja Wiegen dahin fuhren, ganze Stücke von Häuſern und Brücken anfuhren. Je¬ des Herz brach in Jammer aus über das entſetzliche Unglück, das man nicht ſah, deſſen Zeugen aber der immer lauter brüllende Strom an den Augen vorüber führte. Dem leichtern Geräthe führte er die gewaltigen Tannen nach, Tauſend um Tauſend, welche er bei den Sägen nahm und aus den Wäldern, ſtürmte mit ihnen die Brücke, ſtauchte zu Hunderten ſie auf, ſchmetterte Trämel um Trämel an die Joche, ſchleuderte in wü¬ thendem Grimme ganze Tannen wie Schwefelhölzer über die aufgeſtauchten Haufen hin an die Brücke hoch empor, doch umſonſt. Da wälzte er das Dach einer gebrochenen Brücke heran, ſperrte damit die Bahn zwi¬ ſchen den beiden Jochen mitten im Strome, warf Tanne um Tanne dazu und ſtemmte mit der unermeßlichen Gewalt ſeines ganzen Gewichtes ſich gegen die Brücke; ſie bog ſich, ſie krachte, hoch auf ſpritzten die Waſſer mit jauchzendem Gebrülle. Ein jäher Schreck ergriff die Menſchen auf der Brücke, kaum trugen ſie die zit¬ ternden Glieder auf ſichern Grund; ein angſtvolles Bangen klemmte die Herzen der Umſtehenden zuſammen, in des Menſchen Bruſt ſtockte die Stimme. Der Nach¬ bar faßte am Arme den Nachbar, und hier und da

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_sagen_1842/129>, abgerufen am 22.11.2024.