Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.von bei den andern Leuten im Thale sich verlor, hielt "Du hast recht, Vettermann, antwortete der Götti, "Nein, sagte der Großvater. Das uralte Haus von bei den andern Leuten im Thale ſich verlor, hielt „Du haſt recht, Vettermann, antwortete der Götti, „Nein, ſagte der Großvater. Das uralte Haus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="109"/> von bei den andern Leuten im Thale ſich verlor, hielt<lb/> man es in der Familie ſehr heimlich und ſcheute ſich,<lb/> etwas davon unter die Menſchen zu laſſen. Nur in der<lb/> Familie redete man davon, damit kein Glied deſſelben<lb/> vergeſſe, was ein Haus bauet, und ein Haus zerſtört;<lb/> was Segen bringt und Segen vertreibt. Du hörſt es<lb/> meiner Alten wohl noch an, wie ungern ſie es hat,<lb/> wenn man ſo öffentlich davon redet. Aber mich dünkt,<lb/> es thäte je länger je nöther davon zu reden, wie weit<lb/> man es mit Hochmuth und Hoffart bringen kann.<lb/> Darum thue ich auch nicht mehr ſo geheim mit der<lb/> Sache, und es iſt nicht das erſte Mal, daß ich unter<lb/> guten Freunden ſie erzählte. Ich denke immer, was<lb/> unſere Familie ſo viele Jahre im Glücke erhalten, das<lb/> werde andern auch nicht ſchaden, und recht ſei es nicht,<lb/> ein Geheimniß mit dem zu machen, was Glück und<lb/> Gottes Segen bringt.“</p><lb/> <p>„Du haſt recht, Vettermann, antwortete der Götti,<lb/> aber fragen muß ich dich doch noch: war denn das<lb/> Haus, welches du vor ſieben Jahren einriſſeſt, das<lb/> uralte, ich kann das faſt nicht glauben.“</p><lb/> <p>„Nein, ſagte der Großvater. Das uralte Haus<lb/> war gar baufällig geworden ſchon vor faſt dreihundert<lb/> Jahren, und der Segen Gottes in Feldern und Mat¬<lb/> ten hatte ſchon lange nicht mehr Platz darin. Und<lb/> doch wollte es die Familie nicht verlaſſen und ein neues<lb/> bauen durften ſie nicht, ſie hatte nicht vergeſſen, wie<lb/> es dem früheren ergangen. So kam ſie in große Ver¬<lb/> legenheit, und fragten endlich einen weiſen Mann,<lb/> der zu Haslebach gewohnt haben ſoll, um Rath. Der<lb/> ſoll ihnen geantwortet haben: ein neues Haus könn¬<lb/> ten ſie wohl bauen an die Stelle des alten und nicht<lb/> anderswo, aber zwei Dinge müßten ſie wohl bewahren,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0119]
von bei den andern Leuten im Thale ſich verlor, hielt
man es in der Familie ſehr heimlich und ſcheute ſich,
etwas davon unter die Menſchen zu laſſen. Nur in der
Familie redete man davon, damit kein Glied deſſelben
vergeſſe, was ein Haus bauet, und ein Haus zerſtört;
was Segen bringt und Segen vertreibt. Du hörſt es
meiner Alten wohl noch an, wie ungern ſie es hat,
wenn man ſo öffentlich davon redet. Aber mich dünkt,
es thäte je länger je nöther davon zu reden, wie weit
man es mit Hochmuth und Hoffart bringen kann.
Darum thue ich auch nicht mehr ſo geheim mit der
Sache, und es iſt nicht das erſte Mal, daß ich unter
guten Freunden ſie erzählte. Ich denke immer, was
unſere Familie ſo viele Jahre im Glücke erhalten, das
werde andern auch nicht ſchaden, und recht ſei es nicht,
ein Geheimniß mit dem zu machen, was Glück und
Gottes Segen bringt.“
„Du haſt recht, Vettermann, antwortete der Götti,
aber fragen muß ich dich doch noch: war denn das
Haus, welches du vor ſieben Jahren einriſſeſt, das
uralte, ich kann das faſt nicht glauben.“
„Nein, ſagte der Großvater. Das uralte Haus
war gar baufällig geworden ſchon vor faſt dreihundert
Jahren, und der Segen Gottes in Feldern und Mat¬
ten hatte ſchon lange nicht mehr Platz darin. Und
doch wollte es die Familie nicht verlaſſen und ein neues
bauen durften ſie nicht, ſie hatte nicht vergeſſen, wie
es dem früheren ergangen. So kam ſie in große Ver¬
legenheit, und fragten endlich einen weiſen Mann,
der zu Haslebach gewohnt haben ſoll, um Rath. Der
ſoll ihnen geantwortet haben: ein neues Haus könn¬
ten ſie wohl bauen an die Stelle des alten und nicht
anderswo, aber zwei Dinge müßten ſie wohl bewahren,
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