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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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schauerliche Nacht im Walde; er dachte, das sei nicht von ungefähr geschehen, sondern es hätte für ihn eine absonderliche Bedeutung: der Teufel habe ihn nehmen wollen, dachte er, und verdient hätte er es; nun aber sei er demselben entrissen und gerettet worden, also dem Teufel solle er nicht werden, sondern für jemanden Besseres aufbewahrt, dachte er. Aber was Kurt eigentlich gerettet, das begriff er nicht: er dachte an ein silbernes Kreuz, welches sie an selbem Morgen dem Müller abgenommen, das er zu verspielen vergessen und noch bei sich getragen hatte.

Dieser Talisman schützt bekanntlich und wirklich vor dem Teufel; wer das wahre Kreuz bei sich trägt, über den hat der Teufel keine Macht, aber das wahre Kreuz ist weder eins von Silber, noch eins von Gold, sondern es ist der Sinn, der willig und mit Dank trägt, was ihm Gott auferlegt. Mit dem Kreuze ward viel Unfug getrieben von je, doch wohl nie größerer, als jetzt von Denen, welche das Kreuz in jeder Form und wo sie es finden, verhöhnen und verspotten (ärger als ehedem die respectiven Juden Jesum am Kreuze verhöhnten), und jeglichen Kreuzesträger verhöhnen und mißhandeln, während sie jeden Missethäter und jeden Uebelthäter hoch loben und preisen. Dann dachte Kurt wieder an die Gestalt, in welcher seine Agnes zerflossen, als sein Auge ihm brach, an das wunderbare Frauenbild mit dem goldenen Lockenmantel. War das ein von Gott gesandter Engel, der seiner Pein ein Ende

schauerliche Nacht im Walde; er dachte, das sei nicht von ungefähr geschehen, sondern es hätte für ihn eine absonderliche Bedeutung: der Teufel habe ihn nehmen wollen, dachte er, und verdient hätte er es; nun aber sei er demselben entrissen und gerettet worden, also dem Teufel solle er nicht werden, sondern für jemanden Besseres aufbewahrt, dachte er. Aber was Kurt eigentlich gerettet, das begriff er nicht: er dachte an ein silbernes Kreuz, welches sie an selbem Morgen dem Müller abgenommen, das er zu verspielen vergessen und noch bei sich getragen hatte.

Dieser Talisman schützt bekanntlich und wirklich vor dem Teufel; wer das wahre Kreuz bei sich trägt, über den hat der Teufel keine Macht, aber das wahre Kreuz ist weder eins von Silber, noch eins von Gold, sondern es ist der Sinn, der willig und mit Dank trägt, was ihm Gott auferlegt. Mit dem Kreuze ward viel Unfug getrieben von je, doch wohl nie größerer, als jetzt von Denen, welche das Kreuz in jeder Form und wo sie es finden, verhöhnen und verspotten (ärger als ehedem die respectiven Juden Jesum am Kreuze verhöhnten), und jeglichen Kreuzesträger verhöhnen und mißhandeln, während sie jeden Missethäter und jeden Uebelthäter hoch loben und preisen. Dann dachte Kurt wieder an die Gestalt, in welcher seine Agnes zerflossen, als sein Auge ihm brach, an das wunderbare Frauenbild mit dem goldenen Lockenmantel. War das ein von Gott gesandter Engel, der seiner Pein ein Ende

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[0188] schauerliche Nacht im Walde; er dachte, das sei nicht von ungefähr geschehen, sondern es hätte für ihn eine absonderliche Bedeutung: der Teufel habe ihn nehmen wollen, dachte er, und verdient hätte er es; nun aber sei er demselben entrissen und gerettet worden, also dem Teufel solle er nicht werden, sondern für jemanden Besseres aufbewahrt, dachte er. Aber was Kurt eigentlich gerettet, das begriff er nicht: er dachte an ein silbernes Kreuz, welches sie an selbem Morgen dem Müller abgenommen, das er zu verspielen vergessen und noch bei sich getragen hatte. Dieser Talisman schützt bekanntlich und wirklich vor dem Teufel; wer das wahre Kreuz bei sich trägt, über den hat der Teufel keine Macht, aber das wahre Kreuz ist weder eins von Silber, noch eins von Gold, sondern es ist der Sinn, der willig und mit Dank trägt, was ihm Gott auferlegt. Mit dem Kreuze ward viel Unfug getrieben von je, doch wohl nie größerer, als jetzt von Denen, welche das Kreuz in jeder Form und wo sie es finden, verhöhnen und verspotten (ärger als ehedem die respectiven Juden Jesum am Kreuze verhöhnten), und jeglichen Kreuzesträger verhöhnen und mißhandeln, während sie jeden Missethäter und jeden Uebelthäter hoch loben und preisen. Dann dachte Kurt wieder an die Gestalt, in welcher seine Agnes zerflossen, als sein Auge ihm brach, an das wunderbare Frauenbild mit dem goldenen Lockenmantel. War das ein von Gott gesandter Engel, der seiner Pein ein Ende

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/188>, abgerufen am 22.11.2024.