Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Wohl, da fuhren sie auseinander, wie Funken aus glühendem Eisen fahren, von der Schmiede schwerem Hammer getroffen, oder wie schwatzende Weiber auseinander fahren würden, wenn mitten unter sie eine Bombe fiele. Das hereingeplatzte Wesen war wie zu einem Klumpen gerollt am Boden, accurat wie es der Teufel machen soll, wenn er wie vom Himmel herab unter die Leute fällt und sich Den ausersieht, mit welchem er davon fahren will.

Es war auch Keiner unter ihnen, der ihn nicht für den Teufel gehalten hätte. Das Plötzliche ist es, was heraufsprengt das Eigenthümliche in den Tiefen der Seelen, und dies ist bei den Ruchlosesten und scheinbar Ungläubigsten zumeist der dickste Aberglaube. Sami, dein Dach mußt neu machen, es hält ja keine Krähe mehr, geschweige einen Menschen, so sprach endlich das dunkle Wesen mit kläglicher Stimme und rieb sich die Beine. Da erhob sich ein lautes Gelächter rings aus allen Ecken der Hütte, wohin die Erschrockenen sich geflüchtet, sie erkannten die Stimme des vermeintlichen Teufels, sie gehörte Xaveri, dem Erzschelm. Lachend und spottend umringten sie den gefallenen Teufel, und Lachen und Spotten wollte nicht enden, bis Xaveri endlich zornig ward und sagte: Es sei ihm leid, daß er hier lauter Narren finde, er wolle weisere Leute suchen, um ihnen die Nachricht, welche er habe, mitzutheilen. Potz Kukuk, wie rasch verstummte das Gelächter, näher drängte sich Jeder

Wohl, da fuhren sie auseinander, wie Funken aus glühendem Eisen fahren, von der Schmiede schwerem Hammer getroffen, oder wie schwatzende Weiber auseinander fahren würden, wenn mitten unter sie eine Bombe fiele. Das hereingeplatzte Wesen war wie zu einem Klumpen gerollt am Boden, accurat wie es der Teufel machen soll, wenn er wie vom Himmel herab unter die Leute fällt und sich Den ausersieht, mit welchem er davon fahren will.

Es war auch Keiner unter ihnen, der ihn nicht für den Teufel gehalten hätte. Das Plötzliche ist es, was heraufsprengt das Eigenthümliche in den Tiefen der Seelen, und dies ist bei den Ruchlosesten und scheinbar Ungläubigsten zumeist der dickste Aberglaube. Sami, dein Dach mußt neu machen, es hält ja keine Krähe mehr, geschweige einen Menschen, so sprach endlich das dunkle Wesen mit kläglicher Stimme und rieb sich die Beine. Da erhob sich ein lautes Gelächter rings aus allen Ecken der Hütte, wohin die Erschrockenen sich geflüchtet, sie erkannten die Stimme des vermeintlichen Teufels, sie gehörte Xaveri, dem Erzschelm. Lachend und spottend umringten sie den gefallenen Teufel, und Lachen und Spotten wollte nicht enden, bis Xaveri endlich zornig ward und sagte: Es sei ihm leid, daß er hier lauter Narren finde, er wolle weisere Leute suchen, um ihnen die Nachricht, welche er habe, mitzutheilen. Potz Kukuk, wie rasch verstummte das Gelächter, näher drängte sich Jeder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="0">
        <p><pb facs="#f0153"/>
Wohl, da fuhren sie auseinander,                     wie Funken aus glühendem Eisen fahren, von der Schmiede schwerem Hammer                     getroffen, oder wie schwatzende Weiber auseinander fahren würden, wenn mitten                     unter sie eine Bombe fiele. Das hereingeplatzte Wesen war wie zu einem Klumpen                     gerollt am Boden, accurat wie es der Teufel machen soll, wenn er wie vom Himmel                     herab unter die Leute fällt und sich Den ausersieht, mit welchem er davon fahren                     will.</p><lb/>
        <p>Es war auch Keiner unter ihnen, der ihn nicht für den Teufel gehalten hätte. Das                     Plötzliche ist es, was heraufsprengt das Eigenthümliche in den Tiefen der                     Seelen, und dies ist bei den Ruchlosesten und scheinbar Ungläubigsten zumeist                     der dickste Aberglaube. Sami, dein Dach mußt neu machen, es hält ja keine Krähe                     mehr, geschweige einen Menschen, so sprach endlich das dunkle Wesen mit                     kläglicher Stimme und rieb sich die Beine. Da erhob sich ein lautes Gelächter                     rings aus allen Ecken der Hütte, wohin die Erschrockenen sich geflüchtet, sie                     erkannten die Stimme des vermeintlichen Teufels, sie gehörte Xaveri, dem                     Erzschelm. Lachend und spottend umringten sie den gefallenen Teufel, und Lachen                     und Spotten wollte nicht enden, bis Xaveri endlich zornig ward und sagte: Es sei                     ihm leid, daß er hier lauter Narren finde, er wolle weisere Leute suchen, um                     ihnen die Nachricht, welche er habe, mitzutheilen. Potz Kukuk, wie rasch                     verstummte das Gelächter, näher drängte sich Jeder<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0153] Wohl, da fuhren sie auseinander, wie Funken aus glühendem Eisen fahren, von der Schmiede schwerem Hammer getroffen, oder wie schwatzende Weiber auseinander fahren würden, wenn mitten unter sie eine Bombe fiele. Das hereingeplatzte Wesen war wie zu einem Klumpen gerollt am Boden, accurat wie es der Teufel machen soll, wenn er wie vom Himmel herab unter die Leute fällt und sich Den ausersieht, mit welchem er davon fahren will. Es war auch Keiner unter ihnen, der ihn nicht für den Teufel gehalten hätte. Das Plötzliche ist es, was heraufsprengt das Eigenthümliche in den Tiefen der Seelen, und dies ist bei den Ruchlosesten und scheinbar Ungläubigsten zumeist der dickste Aberglaube. Sami, dein Dach mußt neu machen, es hält ja keine Krähe mehr, geschweige einen Menschen, so sprach endlich das dunkle Wesen mit kläglicher Stimme und rieb sich die Beine. Da erhob sich ein lautes Gelächter rings aus allen Ecken der Hütte, wohin die Erschrockenen sich geflüchtet, sie erkannten die Stimme des vermeintlichen Teufels, sie gehörte Xaveri, dem Erzschelm. Lachend und spottend umringten sie den gefallenen Teufel, und Lachen und Spotten wollte nicht enden, bis Xaveri endlich zornig ward und sagte: Es sei ihm leid, daß er hier lauter Narren finde, er wolle weisere Leute suchen, um ihnen die Nachricht, welche er habe, mitzutheilen. Potz Kukuk, wie rasch verstummte das Gelächter, näher drängte sich Jeder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:57:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:57:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/153
Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/153>, abgerufen am 24.11.2024.