Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.ist's immer ein großer Trost für sie, es wird ihnen am das Herz, als sei die Sache schon halb gemacht. Der Winter war wieder gekommen über das Land herb und streng. Der Winter war für Frau Agnes keine schlimme Zeit. Das Holz brauchte sie nicht zu kaufen für achtzehn Thaler das Klafter, und in solchen Wintern war um Koppigen herum bei den warmen Quellen, welche nie einfroren, Wild genug, und zwar Hornvieh und Federvieh, über deren größere Nützlichkeit jüngst im Kanton Bern sich ein sehr spitziger Krieg erhoben hat. Für damalige adelige Strauchreiter war es eine schlimme Zeit, eine Art von Fastenzeit. Im Winter, und bei den damaligen heillosen Verbindungsmitteln, stockte der Verkehr. Fuhren waren nicht auf den Straßen, Wanderer selten und noch seltener solche, bei denen etwas zu erjagen war. Im Winter zudem sind Fährten sicherer zu verfolgen, wenn Jemand Lust zur Jagd hat, Wildschweinen und räuberischen Junkern ist's möglich aufs Fell zu kommen. Die Herren lebten also sehr knapp und mißmuthige Gesichter machten sie in ihrem Räuberschloß. Im Kessel war zwar immer Fleisch und eine dicke Brühe darum, der Wein war auch noch nicht ausgegangen, aber zu verdienen war nichts, es waren eben schlechte Zeiten, wie man zu sagen pflegt. Märkte gab es nicht, sie mußten sich an Meierhöfe machen oder Klosterhäuser, aber dabei setzten sie sich der größten Gefahr aus, denn wenn das Volk gegen sie in Harnisch kam, so waren ist's immer ein großer Trost für sie, es wird ihnen am das Herz, als sei die Sache schon halb gemacht. Der Winter war wieder gekommen über das Land herb und streng. Der Winter war für Frau Agnes keine schlimme Zeit. Das Holz brauchte sie nicht zu kaufen für achtzehn Thaler das Klafter, und in solchen Wintern war um Koppigen herum bei den warmen Quellen, welche nie einfroren, Wild genug, und zwar Hornvieh und Federvieh, über deren größere Nützlichkeit jüngst im Kanton Bern sich ein sehr spitziger Krieg erhoben hat. Für damalige adelige Strauchreiter war es eine schlimme Zeit, eine Art von Fastenzeit. Im Winter, und bei den damaligen heillosen Verbindungsmitteln, stockte der Verkehr. Fuhren waren nicht auf den Straßen, Wanderer selten und noch seltener solche, bei denen etwas zu erjagen war. Im Winter zudem sind Fährten sicherer zu verfolgen, wenn Jemand Lust zur Jagd hat, Wildschweinen und räuberischen Junkern ist's möglich aufs Fell zu kommen. Die Herren lebten also sehr knapp und mißmuthige Gesichter machten sie in ihrem Räuberschloß. Im Kessel war zwar immer Fleisch und eine dicke Brühe darum, der Wein war auch noch nicht ausgegangen, aber zu verdienen war nichts, es waren eben schlechte Zeiten, wie man zu sagen pflegt. Märkte gab es nicht, sie mußten sich an Meierhöfe machen oder Klosterhäuser, aber dabei setzten sie sich der größten Gefahr aus, denn wenn das Volk gegen sie in Harnisch kam, so waren <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0146"/> ist's immer ein großer Trost für sie, es wird ihnen am das Herz, als sei die Sache schon halb gemacht. </p><lb/> <p>Der Winter war wieder gekommen über das Land herb und streng. Der Winter war für Frau Agnes keine schlimme Zeit. Das Holz brauchte sie nicht zu kaufen für achtzehn Thaler das Klafter, und in solchen Wintern war um Koppigen herum bei den warmen Quellen, welche nie einfroren, Wild genug, und zwar Hornvieh und Federvieh, über deren größere Nützlichkeit jüngst im Kanton Bern sich ein sehr spitziger Krieg erhoben hat. Für damalige adelige Strauchreiter war es eine schlimme Zeit, eine Art von Fastenzeit. Im Winter, und bei den damaligen heillosen Verbindungsmitteln, stockte der Verkehr. Fuhren waren nicht auf den Straßen, Wanderer selten und noch seltener solche, bei denen etwas zu erjagen war. Im Winter zudem sind Fährten sicherer zu verfolgen, wenn Jemand Lust zur Jagd hat, Wildschweinen und räuberischen Junkern ist's möglich aufs Fell zu kommen. Die Herren lebten also sehr knapp und mißmuthige Gesichter machten sie in ihrem Räuberschloß. Im Kessel war zwar immer Fleisch und eine dicke Brühe darum, der Wein war auch noch nicht ausgegangen, aber zu verdienen war nichts, es waren eben schlechte Zeiten, wie man zu sagen pflegt. Märkte gab es nicht, sie mußten sich an Meierhöfe machen oder Klosterhäuser, aber dabei setzten sie sich der größten Gefahr aus, denn wenn das Volk gegen sie in Harnisch kam, so waren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0146]
ist's immer ein großer Trost für sie, es wird ihnen am das Herz, als sei die Sache schon halb gemacht.
Der Winter war wieder gekommen über das Land herb und streng. Der Winter war für Frau Agnes keine schlimme Zeit. Das Holz brauchte sie nicht zu kaufen für achtzehn Thaler das Klafter, und in solchen Wintern war um Koppigen herum bei den warmen Quellen, welche nie einfroren, Wild genug, und zwar Hornvieh und Federvieh, über deren größere Nützlichkeit jüngst im Kanton Bern sich ein sehr spitziger Krieg erhoben hat. Für damalige adelige Strauchreiter war es eine schlimme Zeit, eine Art von Fastenzeit. Im Winter, und bei den damaligen heillosen Verbindungsmitteln, stockte der Verkehr. Fuhren waren nicht auf den Straßen, Wanderer selten und noch seltener solche, bei denen etwas zu erjagen war. Im Winter zudem sind Fährten sicherer zu verfolgen, wenn Jemand Lust zur Jagd hat, Wildschweinen und räuberischen Junkern ist's möglich aufs Fell zu kommen. Die Herren lebten also sehr knapp und mißmuthige Gesichter machten sie in ihrem Räuberschloß. Im Kessel war zwar immer Fleisch und eine dicke Brühe darum, der Wein war auch noch nicht ausgegangen, aber zu verdienen war nichts, es waren eben schlechte Zeiten, wie man zu sagen pflegt. Märkte gab es nicht, sie mußten sich an Meierhöfe machen oder Klosterhäuser, aber dabei setzten sie sich der größten Gefahr aus, denn wenn das Volk gegen sie in Harnisch kam, so waren
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