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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Aussehen gewonnen, die Thorflügel waren eingehängt ordentliche Tische, wo man sie haben mußte, eine ziemliche Wirthschaft, ein anständiger Haushalt war wieder da, Vieh brüllte in den Ställen, bebaute Aecker gab es wieder, der Keller war nicht ganz leer, auch Speise für den morgigen Tag fand sich gewöhnlich vor, die Edelfrauen mußten nicht mehr mit eigenen Händen den Fischen das Genick eindrücken, die wilden Vögel rupfen und den Braten am Spieße drehen. Es war ein ordentlich wohnlich Haus geworden, und doch war Niemanden wohl darin, denn es sind nicht die Räume, welche ein Haus wohnlich und heimelig machen, der Hausgeist ist es, der dieses macht. Das war eben auch Ursache, warum der Herr von Denz nur selten einsprach, wenn er auch Etwas im Keller fand, die Hunde nicht mehr die Tische umwarfen n. d eine ägyptische Finsterniß anrichteten in der Halle; er mochte das immerwährende Klagen auch nicht leiden, er glaubte auf der Welt zu sein, um lustige Tage zu verbringen, so viele er konnte, deren waren keine mehr in Koppigen zu finden. Selbst Kurt machte ihm ein grob Gesicht und gab ihm kein freundliches Wort; Kurt betrachtete nämlich sein Schicksal als ein unglückliches und den Schwiegervater als den Stifter desselben, denn die Menschen haben zuweilen sehr seltsame Ansichten; sein Schlößchen kam ihm alle Tage kleiner vor, seine Heirath alle Tage dümmer, er glaubte seine Bestimmung verfehlt zu haben, und daran war eben der Alte die alleinige Ursache;

Aussehen gewonnen, die Thorflügel waren eingehängt ordentliche Tische, wo man sie haben mußte, eine ziemliche Wirthschaft, ein anständiger Haushalt war wieder da, Vieh brüllte in den Ställen, bebaute Aecker gab es wieder, der Keller war nicht ganz leer, auch Speise für den morgigen Tag fand sich gewöhnlich vor, die Edelfrauen mußten nicht mehr mit eigenen Händen den Fischen das Genick eindrücken, die wilden Vögel rupfen und den Braten am Spieße drehen. Es war ein ordentlich wohnlich Haus geworden, und doch war Niemanden wohl darin, denn es sind nicht die Räume, welche ein Haus wohnlich und heimelig machen, der Hausgeist ist es, der dieses macht. Das war eben auch Ursache, warum der Herr von Denz nur selten einsprach, wenn er auch Etwas im Keller fand, die Hunde nicht mehr die Tische umwarfen n. d eine ägyptische Finsterniß anrichteten in der Halle; er mochte das immerwährende Klagen auch nicht leiden, er glaubte auf der Welt zu sein, um lustige Tage zu verbringen, so viele er konnte, deren waren keine mehr in Koppigen zu finden. Selbst Kurt machte ihm ein grob Gesicht und gab ihm kein freundliches Wort; Kurt betrachtete nämlich sein Schicksal als ein unglückliches und den Schwiegervater als den Stifter desselben, denn die Menschen haben zuweilen sehr seltsame Ansichten; sein Schlößchen kam ihm alle Tage kleiner vor, seine Heirath alle Tage dümmer, er glaubte seine Bestimmung verfehlt zu haben, und daran war eben der Alte die alleinige Ursache;

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[0121] Aussehen gewonnen, die Thorflügel waren eingehängt ordentliche Tische, wo man sie haben mußte, eine ziemliche Wirthschaft, ein anständiger Haushalt war wieder da, Vieh brüllte in den Ställen, bebaute Aecker gab es wieder, der Keller war nicht ganz leer, auch Speise für den morgigen Tag fand sich gewöhnlich vor, die Edelfrauen mußten nicht mehr mit eigenen Händen den Fischen das Genick eindrücken, die wilden Vögel rupfen und den Braten am Spieße drehen. Es war ein ordentlich wohnlich Haus geworden, und doch war Niemanden wohl darin, denn es sind nicht die Räume, welche ein Haus wohnlich und heimelig machen, der Hausgeist ist es, der dieses macht. Das war eben auch Ursache, warum der Herr von Denz nur selten einsprach, wenn er auch Etwas im Keller fand, die Hunde nicht mehr die Tische umwarfen n. d eine ägyptische Finsterniß anrichteten in der Halle; er mochte das immerwährende Klagen auch nicht leiden, er glaubte auf der Welt zu sein, um lustige Tage zu verbringen, so viele er konnte, deren waren keine mehr in Koppigen zu finden. Selbst Kurt machte ihm ein grob Gesicht und gab ihm kein freundliches Wort; Kurt betrachtete nämlich sein Schicksal als ein unglückliches und den Schwiegervater als den Stifter desselben, denn die Menschen haben zuweilen sehr seltsame Ansichten; sein Schlößchen kam ihm alle Tage kleiner vor, seine Heirath alle Tage dümmer, er glaubte seine Bestimmung verfehlt zu haben, und daran war eben der Alte die alleinige Ursache;

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/121>, abgerufen am 25.11.2024.