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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
Gerhard.
Justine.
Herr Gevatter!
Herr Pistorius!
Gerhard. Sie haben mir ja eine Frau an-
gerathen --
Justine. Verordnet sogar.
Pistorius (sprudelnd.) Den Teufel auch! Eine
Krankenwärterinn braucht er. Und dabey
ist meine Fiecke hergekommen. So ein Mäd-
chen finden Sie weder in Europa, noch in
Deutschland. Ich kann sie brauchen, wie einen
gelernten Provisor. Keinem Hofrath gäb' ich
sie. Aber Ihnen hätt' ich sie wohl gegönnt.
Gerhard (betreten.) Herr Gevatter -- Da-
von hör' ich das erste Wort.
Pistorius. Legen Sie sich nur aufs Läugnen!
Immer schöner! -- Hab ich mich nicht zu Ihrem
Freyersmann angeboten, he?
Gerhard. Ja, aber --
Pistorius. Und gesagt, daß ich Ihnen schon
Ihr Theil ausgesucht hätte, he?
Gerhard. Ja, aber --
Pistorius. Und daß mir das Mädchen so
lieb wäre, als meine leibliche Tochter?
Gerhard. Ja, aber --
Pistorius. Und haben Sie nicht eingeschla-
gen?

Gerhard.
Die Erbſchleicher.
Gerhard.
Juſtine.
Herr Gevatter!
Herr Piſtorius!
Gerhard. Sie haben mir ja eine Frau an-
gerathen —
Juſtine. Verordnet ſogar.
Piſtorius (ſprudelnd.) Den Teufel auch! Eine
Krankenwaͤrterinn braucht er. Und dabey
iſt meine Fiecke hergekommen. So ein Maͤd-
chen finden Sie weder in Europa, noch in
Deutſchland. Ich kann ſie brauchen, wie einen
gelernten Proviſor. Keinem Hofrath gaͤb’ ich
ſie. Aber Ihnen haͤtt’ ich ſie wohl gegoͤnnt.
Gerhard (betreten.) Herr Gevatter — Da-
von hoͤr’ ich das erſte Wort.
Piſtorius. Legen Sie ſich nur aufs Laͤugnen!
Immer ſchoͤner! — Hab ich mich nicht zu Ihrem
Freyersmann angeboten, he?
Gerhard. Ja, aber —
Piſtorius. Und geſagt, daß ich Ihnen ſchon
Ihr Theil ausgeſucht haͤtte, he?
Gerhard. Ja, aber —
Piſtorius. Und daß mir das Maͤdchen ſo
lieb waͤre, als meine leibliche Tochter?
Gerhard. Ja, aber —
Piſtorius. Und haben Sie nicht eingeſchla-
gen?

Gerhard.
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[80/0086] Die Erbſchleicher. Gerhard. Juſtine. Herr Gevatter! Herr Piſtorius! Gerhard. Sie haben mir ja eine Frau an- gerathen — Juſtine. Verordnet ſogar. Piſtorius (ſprudelnd.) Den Teufel auch! Eine Krankenwaͤrterinn braucht er. Und dabey iſt meine Fiecke hergekommen. So ein Maͤd- chen finden Sie weder in Europa, noch in Deutſchland. Ich kann ſie brauchen, wie einen gelernten Proviſor. Keinem Hofrath gaͤb’ ich ſie. Aber Ihnen haͤtt’ ich ſie wohl gegoͤnnt. Gerhard (betreten.) Herr Gevatter — Da- von hoͤr’ ich das erſte Wort. Piſtorius. Legen Sie ſich nur aufs Laͤugnen! Immer ſchoͤner! — Hab ich mich nicht zu Ihrem Freyersmann angeboten, he? Gerhard. Ja, aber — Piſtorius. Und geſagt, daß ich Ihnen ſchon Ihr Theil ausgeſucht haͤtte, he? Gerhard. Ja, aber — Piſtorius. Und daß mir das Maͤdchen ſo lieb waͤre, als meine leibliche Tochter? Gerhard. Ja, aber — Piſtorius. Und haben Sie nicht eingeſchla- gen? Gerhard.

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/86>, abgerufen am 27.11.2024.