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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
Bergeren, Ottomanen, Chissonieren, Tru-
meaux,
Consolen, Vasen, Büsten, Basreliefs und
Estampen. Wir nehmen das Modejournal zu
Hülfe. Das ist bald geschehen. -- Wo ist der
Saal, Jungfer Justine?
Justine. Der Kornboden, wollen Sie sagen?
Therese. Kein Saal im Hause! Aber wo soll
ich denn den Hochzeitball geben?
Justine.
Gerhard.
Den Hoch-
zeitball?
(sehen sich einander
bedenklich an.)
Therese. Ja, meinen Freundinnen muß ich
Wort halten. Es ist ein gegenseitiges Verspre-
chen unter zwölf jungen Demoisellen, die Eine
Tanzstunde besuchen. Und mich trift die Ehre,
den Anfang zu machen. -- Sie tanzen doch, Pa-
pachen?
Gerhard. Behüte der Himmel!
Therese (immer muthwilliger.) Aber wie kann
man nicht tanzen?
Gerhard. Ehemals war ich ein starker Tän-
zer.
Therese. Ey was? Ein Bräutigam spricht
nicht von ehemals. Was er war, muß er
noch seyn.
Justine. Die Mamsell hat Recht. Sie müs-
sen tanzen.
Die Erbſchleicher.
Bergèren, Ottomanen, Chiſſonièren, Tru-
meaux,
Conſolen, Vaſen, Buͤſten, Basreliefs und
Eſtampen. Wir nehmen das Modejournal zu
Huͤlfe. Das iſt bald geſchehen. — Wo iſt der
Saal, Jungfer Juſtine?
Juſtine. Der Kornboden, wollen Sie ſagen?
Thereſe. Kein Saal im Hauſe! Aber wo ſoll
ich denn den Hochzeitball geben?
Juſtine.
Gerhard.
Den Hoch-
zeitball?
(ſehen ſich einander
bedenklich an.)
Thereſe. Ja, meinen Freundinnen muß ich
Wort halten. Es iſt ein gegenſeitiges Verſpre-
chen unter zwoͤlf jungen Demoiſellen, die Eine
Tanzſtunde beſuchen. Und mich trift die Ehre,
den Anfang zu machen. — Sie tanzen doch, Pa-
pachen?
Gerhard. Behuͤte der Himmel!
Thereſe (immer muthwilliger.) Aber wie kann
man nicht tanzen?
Gerhard. Ehemals war ich ein ſtarker Taͤn-
zer.
Thereſe. Ey was? Ein Braͤutigam ſpricht
nicht von ehemals. Was er war, muß er
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[62/0068] Die Erbſchleicher. Bergèren, Ottomanen, Chiſſonièren, Tru- meaux, Conſolen, Vaſen, Buͤſten, Basreliefs und Eſtampen. Wir nehmen das Modejournal zu Huͤlfe. Das iſt bald geſchehen. — Wo iſt der Saal, Jungfer Juſtine? Juſtine. Der Kornboden, wollen Sie ſagen? Thereſe. Kein Saal im Hauſe! Aber wo ſoll ich denn den Hochzeitball geben? Juſtine. Gerhard. Den Hoch- zeitball?(ſehen ſich einander bedenklich an.) Thereſe. Ja, meinen Freundinnen muß ich Wort halten. Es iſt ein gegenſeitiges Verſpre- chen unter zwoͤlf jungen Demoiſellen, die Eine Tanzſtunde beſuchen. Und mich trift die Ehre, den Anfang zu machen. — Sie tanzen doch, Pa- pachen? Gerhard. Behuͤte der Himmel! Thereſe (immer muthwilliger.) Aber wie kann man nicht tanzen? Gerhard. Ehemals war ich ein ſtarker Taͤn- zer. Thereſe. Ey was? Ein Braͤutigam ſpricht nicht von ehemals. Was er war, muß er noch ſeyn. Juſtine. Die Mamſell hat Recht. Sie muͤſ- ſen tanzen.

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/68>, abgerufen am 27.11.2024.