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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
armen Sünder, stier und unbeweglich, und konn-
ten vor Harren der Dinge kaum Athem holen,
und schielten und durchbohrten einander mit den
Augen. -- Nun kam der Donnerschlag! nun
ging das Unglück los! Eine allgemeine Verwan-
delung der Gesichter! Ein Gemurmel, wie bey ei-
nem Auflauf! Dem schwoll der Kamm; Jener
wurde zur Leiche; hier stampfte einer; dort biß
sich einer in die Lippen. Andere konnten sich des
Schluchzens nicht erwehren. Und gleich ver-
scheuchten Dieben, zogen sie endlich ab, mit spi-
tzigem Kinn und einer Nase -- so lang. Um
die Komödie mit anzusehen, Herr Gerhard, kom-
men Sie aus der andern Welt zurück!
Gerhard. Bin ich doch noch nicht dort!
Ich lobe mir früh gesattelt und spät geritten.
Mein Aussehen trügt. Laßt mich nur erst den
Stock wegwerfen! Ich führ' ihn so nur noch pro
forma
.
Justine (schalkhaft.) Ey, mit frischgeputztem
Barte und in der Stutzperücke, sehen Sie nicht
kränker aus, als ich.
Gerhard (schmunzelnd.) Im Ernste, Justin-
chen?
Justine. Was die Augen unter dem schwar-
zen Walde funkeln!
Die Erbſchleicher.
armen Suͤnder, ſtier und unbeweglich, und konn-
ten vor Harren der Dinge kaum Athem holen,
und ſchielten und durchbohrten einander mit den
Augen. — Nun kam der Donnerſchlag! nun
ging das Ungluͤck los! Eine allgemeine Verwan-
delung der Geſichter! Ein Gemurmel, wie bey ei-
nem Auflauf! Dem ſchwoll der Kamm; Jener
wurde zur Leiche; hier ſtampfte einer; dort biß
ſich einer in die Lippen. Andere konnten ſich des
Schluchzens nicht erwehren. Und gleich ver-
ſcheuchten Dieben, zogen ſie endlich ab, mit ſpi-
tzigem Kinn und einer Naſe — ſo lang. Um
die Komoͤdie mit anzuſehen, Herr Gerhard, kom-
men Sie aus der andern Welt zuruͤck!
Gerhard. Bin ich doch noch nicht dort!
Ich lobe mir fruͤh geſattelt und ſpaͤt geritten.
Mein Ausſehen truͤgt. Laßt mich nur erſt den
Stock wegwerfen! Ich fuͤhr’ ihn ſo nur noch pro
forma
.
Juſtine (ſchalkhaft.) Ey, mit friſchgeputztem
Barte und in der Stutzperuͤcke, ſehen Sie nicht
kraͤnker aus, als ich.
Gerhard (ſchmunzelnd.) Im Ernſte, Juſtin-
chen?
Juſtine. Was die Augen unter dem ſchwar-
zen Walde funkeln!
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[27/0033] Die Erbſchleicher. armen Suͤnder, ſtier und unbeweglich, und konn- ten vor Harren der Dinge kaum Athem holen, und ſchielten und durchbohrten einander mit den Augen. — Nun kam der Donnerſchlag! nun ging das Ungluͤck los! Eine allgemeine Verwan- delung der Geſichter! Ein Gemurmel, wie bey ei- nem Auflauf! Dem ſchwoll der Kamm; Jener wurde zur Leiche; hier ſtampfte einer; dort biß ſich einer in die Lippen. Andere konnten ſich des Schluchzens nicht erwehren. Und gleich ver- ſcheuchten Dieben, zogen ſie endlich ab, mit ſpi- tzigem Kinn und einer Naſe — ſo lang. Um die Komoͤdie mit anzuſehen, Herr Gerhard, kom- men Sie aus der andern Welt zuruͤck! Gerhard. Bin ich doch noch nicht dort! Ich lobe mir fruͤh geſattelt und ſpaͤt geritten. Mein Ausſehen truͤgt. Laßt mich nur erſt den Stock wegwerfen! Ich fuͤhr’ ihn ſo nur noch pro forma. Juſtine (ſchalkhaft.) Ey, mit friſchgeputztem Barte und in der Stutzperuͤcke, ſehen Sie nicht kraͤnker aus, als ich. Gerhard (ſchmunzelnd.) Im Ernſte, Juſtin- chen? Juſtine. Was die Augen unter dem ſchwar- zen Walde funkeln!

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/33>, abgerufen am 23.11.2024.