Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. wenn Sie wüßten, welch ein Unterschied zwischenMann und Mann ist; wenn Sie eine der Rie- senseelen kennten, an die sich die unsrige an- schmiegt, wie der Epheu an die Ulme. Justine. Mir hat meine Großmutter die Leh- re gegeben: schmiege dich weder an Riesen, noch an Zwerge! W. Ungew. O, Kind, lassen Sie die sinn- lichen Nebenbegriffe weg! Ich spreche von Män- nern, die ganz Geist sind, von Männern, wie mir das Schicksal einen zum Begleiter - - - Justine (hastig einfallend.) Sind Sie vielleicht die Frau Kriegsräthinn Windstill? W. Ungew. (verwundert.) Wie, Kind? Wo- her haben Sie diesen Namen? Justine (sich umsehend.) Herr Gerhard kömmt. Eilfter Auftritt. Gerhard. Vorige. W. Ungew. eilt ihm mit offenen Armen entge- gen.) Bin ich vor meinem Ende noch so glücklich, liebster, theuerster Herr Vetter -- (lehnt sich in der Umarmung auf seine Schulter.) Die Erbſchleicher. wenn Sie wuͤßten, welch ein Unterſchied zwiſchenMann und Mann iſt; wenn Sie eine der Rie- ſenſeelen kennten, an die ſich die unſrige an- ſchmiegt, wie der Epheu an die Ulme. Juſtine. Mir hat meine Großmutter die Leh- re gegeben: ſchmiege dich weder an Rieſen, noch an Zwerge! W. Ungew. O, Kind, laſſen Sie die ſinn- lichen Nebenbegriffe weg! Ich ſpreche von Maͤn- nern, die ganz Geiſt ſind, von Maͤnnern, wie mir das Schickſal einen zum Begleiter - - - Juſtine (haſtig einfallend.) Sind Sie vielleicht die Frau Kriegsraͤthinn Windſtill? W. Ungew. (verwundert.) Wie, Kind? Wo- her haben Sie dieſen Namen? Juſtine (ſich umſehend.) Herr Gerhard koͤmmt. Eilfter Auftritt. Gerhard. Vorige. W. Ungew. eilt ihm mit offenen Armen entge- gen.) Bin ich vor meinem Ende noch ſo gluͤcklich, liebſter, theuerſter Herr Vetter — (lehnt ſich in der Umarmung auf ſeine Schulter.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#WUNGE"> <p><pb facs="#f0128" n="122"/><fw place="top" type="header">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> wenn Sie wuͤßten, welch ein Unterſchied zwiſchen<lb/> Mann und <hi rendition="#g">Mann</hi> iſt; wenn Sie eine der Rie-<lb/> ſenſeelen kennten, an die ſich die unſrige an-<lb/> ſchmiegt, wie der Epheu an die Ulme.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </speaker> <p>Mir hat meine Großmutter die Leh-<lb/> re gegeben: ſchmiege dich weder an Rieſen, noch<lb/> an Zwerge!</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>O, Kind, laſſen Sie die ſinn-<lb/> lichen Nebenbegriffe weg! Ich ſpreche von Maͤn-<lb/> nern, die ganz Geiſt ſind, von Maͤnnern, wie<lb/> mir das Schickſal einen zum Begleiter - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(haſtig einfallend.)</stage> <p>Sind Sie vielleicht<lb/> die Frau Kriegsraͤthinn Windſtill?</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <stage>(verwundert.)</stage> <p>Wie, Kind? Wo-<lb/> her haben Sie dieſen Namen?</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(ſich umſehend.)</stage> <p>Herr Gerhard koͤmmt.</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eilfter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Gerhard</hi>. <hi rendition="#g">Vorige</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <stage>eilt ihm mit offenen Armen entge-<lb/> gen.)</stage> <p>Bin ich vor meinem Ende noch ſo gluͤcklich,<lb/> liebſter, theuerſter Herr Vetter —</p> <stage>(lehnt ſich in<lb/> der Umarmung auf ſeine Schulter.)</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0128]
Die Erbſchleicher.
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Mann und Mann iſt; wenn Sie eine der Rie-
ſenſeelen kennten, an die ſich die unſrige an-
ſchmiegt, wie der Epheu an die Ulme.
Juſtine. Mir hat meine Großmutter die Leh-
re gegeben: ſchmiege dich weder an Rieſen, noch
an Zwerge!
W. Ungew. O, Kind, laſſen Sie die ſinn-
lichen Nebenbegriffe weg! Ich ſpreche von Maͤn-
nern, die ganz Geiſt ſind, von Maͤnnern, wie
mir das Schickſal einen zum Begleiter - - -
Juſtine (haſtig einfallend.) Sind Sie vielleicht
die Frau Kriegsraͤthinn Windſtill?
W. Ungew. (verwundert.) Wie, Kind? Wo-
her haben Sie dieſen Namen?
Juſtine (ſich umſehend.) Herr Gerhard koͤmmt.
Eilfter Auftritt.
Gerhard. Vorige.
W. Ungew. eilt ihm mit offenen Armen entge-
gen.) Bin ich vor meinem Ende noch ſo gluͤcklich,
liebſter, theuerſter Herr Vetter — (lehnt ſich in
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