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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
schen Mondes rund umher auf der schlummernden
Natur verbreitet! die sanfte Nervenerschütterung
der leicht fortrollenden Räder! Unwiderstehlich
neigten sich unsre Liebescentra gegen einander --
Die Augen schwammen -- die Besinnung verlor
sich in Allentzücken -- und kathegorisch schwebte
der ewige Theilungstraktat unsrer Seelen auf un-
sern Lippen --
(hat sich so dicht an sie gedrängt und
so nahe hingebeugt, daß er sie eben küssen will.)
Justine (schreyend.) Herr Professor! (Stößt
ihn zurück, daß er auf einen Sessel taumelt.)
Erlau-
ben Sie, daß ich sehe, wo Herr Gerhard bleibt.

(Schnell ab nach Gerhards Schreibstube.)
Dritter Auftritt.
Weinhold (allein.)
(Im Sessel.) Ein herrliches Mädchen! und
eben so pfiffig, als hübsch! -- Daß ich das Ding
nicht eher gewußt habe! Daß ich nicht allein auf
den Fischfang ausgegangen bin! -- Des alten
Vetters Goldfische, und dieß Weißfischchen
beyher -- das wär' ein Zug! Der könnt' einem
braven Soldaten auf die Beine helfen! --
(Springt
Die Erbſchleicher.
ſchen Mondes rund umher auf der ſchlummernden
Natur verbreitet! die ſanfte Nervenerſchuͤtterung
der leicht fortrollenden Räder! Unwiderſtehlich
neigten ſich unſre Liebescentra gegen einander —
Die Augen ſchwammen — die Beſinnung verlor
ſich in Allentzuͤcken — und kathegoriſch ſchwebte
der ewige Theilungstraktat unſrer Seelen auf un-
ſern Lippen —
(hat ſich ſo dicht an ſie gedrängt und
ſo nahe hingebeugt, daß er ſie eben küſſen will.)
Juſtine (ſchreyend.) Herr Profeſſor! (Stößt
ihn zurück, daß er auf einen Seſſel taumelt.)
Erlau-
ben Sie, daß ich ſehe, wo Herr Gerhard bleibt.

(Schnell ab nach Gerhards Schreibſtube.)
Dritter Auftritt.
Weinhold (allein.)
(Im Seſſel.) Ein herrliches Maͤdchen! und
eben ſo pfiffig, als huͤbſch! — Daß ich das Ding
nicht eher gewußt habe! Daß ich nicht allein auf
den Fiſchfang ausgegangen bin! — Des alten
Vetters Goldfiſche, und dieß Weißfiſchchen
beyher — das waͤr’ ein Zug! Der koͤnnt’ einem
braven Soldaten auf die Beine helfen! —
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[107/0113] Die Erbſchleicher. ſchen Mondes rund umher auf der ſchlummernden Natur verbreitet! die ſanfte Nervenerſchuͤtterung der leicht fortrollenden Räder! Unwiderſtehlich neigten ſich unſre Liebescentra gegen einander — Die Augen ſchwammen — die Beſinnung verlor ſich in Allentzuͤcken — und kathegoriſch ſchwebte der ewige Theilungstraktat unſrer Seelen auf un- ſern Lippen — (hat ſich ſo dicht an ſie gedrängt und ſo nahe hingebeugt, daß er ſie eben küſſen will.) Juſtine (ſchreyend.) Herr Profeſſor! (Stößt ihn zurück, daß er auf einen Seſſel taumelt.) Erlau- ben Sie, daß ich ſehe, wo Herr Gerhard bleibt. (Schnell ab nach Gerhards Schreibſtube.) Dritter Auftritt. Weinhold (allein.) (Im Seſſel.) Ein herrliches Maͤdchen! und eben ſo pfiffig, als huͤbſch! — Daß ich das Ding nicht eher gewußt habe! Daß ich nicht allein auf den Fiſchfang ausgegangen bin! — Des alten Vetters Goldfiſche, und dieß Weißfiſchchen beyher — das waͤr’ ein Zug! Der koͤnnt’ einem braven Soldaten auf die Beine helfen! — (Springt

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/113>, abgerufen am 22.12.2024.