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Goldschmidt, Henriette: Das Erziehungswerk Friedrich Fröbels. Eisenach, 1899.

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Gehilfin gefunden, die Gehilfin im biblischen Sinne, "die Wesen war von
seinem Wesen?"

Hier in Blankenburg arbeitete sie mit ihm an seinen Spiel- und Be-
schäftigungsmitteln, hier sprach sie ihr volles Verständnis und ihre kluge
Lebenserfahrung in den Worten aus: "Ein leichter Sinn, der faßt es nicht,
ein leiser Sinn der haßt es nicht, ein lauter Sinn verspottet's nur, ein
tiefer folgt allein der Spur."

Haben wir doch die Freude, heute noch eine lebendige Zeugin jener
wunderbaren Zeit aus Blankenburg's Kindergarten, seine bevorzugteste und
erste Schülerin "die treue Seele" als Greisin hier zu sehen, sie, die vor-
bildlich gezeigt, wieviel Lieb' und Treue, wieviel Mütterlichkeit eine Frau
besitzt, auch wenn sie nicht Kinder geboren.

Und war es nicht eine Frau, die mit wahrhaft apostolischem Eifer die
Mission für das neue Erziehungswerk, wie eine frohe Botschaft zuerst im
Vaterlande, und als sie hier nur ein schwaches Echo fand, dann sogar auf
höhern Befehl verstummen mußte, in alle Lande trug? Der Name Bertha
von Marenholtz-Bülow
muß in einer Versammlung wie die unsrige
in dankbarer Verehrung genannt werden. Die Worte auf ihrem Grabstein
in Dresden: "Der siegreichen Verkünderin der Fröbelschen Erziehungs-
ideen". Diese Worte sind ein Merk- und Wahrzeichen für den Beginn
einer neuen Zeit, für den Eintritt der Frau in die Kulturarbeit unseres Volkes.

Ohne Ueberhebung dürfen wir sagen: "Der Siegeszug, den die Fröbel-
sche Lehre dann doch angetreten, ist zum größten Teil auf die Begeisterung
der Frauen zurückzuführen."

Ich sagte: Bertha von Marenholtz-Bülow trug die Fröbellehre in alle
Lande. Daß sie das konnte, darin zeigt sich wiederum das Charakteristische
dieser Lehre, sie kann überall verstanden werden, sie ist international,
kosmopolitisch, human.

Auch hier ist der Zusammenhang mit den Dichtern und Denkern unserer
klassischen Periode unverkennbar. Gleich ihnen war Fröbel erfüllt von
dem Hohen und Heiligen des deutschen Volksgeistes, aber fern waren sie
von jenem engherzigen Chauvinismus, dem die Grenzen des Vaterlandes,
die Grenzen des Menschenthums, leider nicht selten, die Grenzen der
Menschenliebe und Menschenachtung bedeuten.

Fröbel respektierte die Nationalitäts-, die konfessionellen Unterschiede,
auch die Standesunterschiede als notwendige Stufen und Formen der Ent-
wickelung. Nicht Einerleiheit, sondern Einheit ist ihm das Grundprinzip,
das innerste Gesetz des Seins und Lebens. Hier, an dieser Stelle sagte
er: "Sein Erziehungswerk sei ein Sproß aus dem innersten Gemüt und
Streben des Volkes, geboren in der Auferstehung des deutschen Gesamt-
lebens, aus dem heiligen Kampfe des Vaterlandes," aber er sagte auch,
"Einheit ist des Menschen Kraft, seines Lebens Nerv" und der Gedanke der
Einheit "Lebenseinigung" ist der Nerv seiner Lehre und Methode. Von der
einheitlichsten Form im Naturleben, der runden Kreisform, ausgehend, ge-
langt er zu dem einheitlichsten Verhältnis im Menschenleben, zu dem Ver-
hältnis zwischen Mutter und Kind, und Gott allein ist ihm Grund und
Ursach alles Seins und Lebens.

In den schlichten Worten aus den Mutter- und Koseliedern erkennt
man seine Lebens- und Weltanschauung: "Stört das Kindlein nicht in
seinem süßen Traume, sich mit Allen eins zu fühlen in den Weltenraume."

Gehilfin gefunden, die Gehilfin im biblischen Sinne, „die Wesen war von
seinem Wesen?“

Hier in Blankenburg arbeitete sie mit ihm an seinen Spiel- und Be-
schäftigungsmitteln, hier sprach sie ihr volles Verständnis und ihre kluge
Lebenserfahrung in den Worten aus: „Ein leichter Sinn, der faßt es nicht,
ein leiser Sinn der haßt es nicht, ein lauter Sinn verspottet's nur, ein
tiefer folgt allein der Spur.“

Haben wir doch die Freude, heute noch eine lebendige Zeugin jener
wunderbaren Zeit aus Blankenburg's Kindergarten, seine bevorzugteste und
erste Schülerin „die treue Seele“ als Greisin hier zu sehen, sie, die vor-
bildlich gezeigt, wieviel Lieb' und Treue, wieviel Mütterlichkeit eine Frau
besitzt, auch wenn sie nicht Kinder geboren.

Und war es nicht eine Frau, die mit wahrhaft apostolischem Eifer die
Mission für das neue Erziehungswerk, wie eine frohe Botschaft zuerst im
Vaterlande, und als sie hier nur ein schwaches Echo fand, dann sogar auf
höhern Befehl verstummen mußte, in alle Lande trug? Der Name Bertha
von Marenholtz-Bülow
muß in einer Versammlung wie die unsrige
in dankbarer Verehrung genannt werden. Die Worte auf ihrem Grabstein
in Dresden: „Der siegreichen Verkünderin der Fröbelschen Erziehungs-
ideen“. Diese Worte sind ein Merk- und Wahrzeichen für den Beginn
einer neuen Zeit, für den Eintritt der Frau in die Kulturarbeit unseres Volkes.

Ohne Ueberhebung dürfen wir sagen: „Der Siegeszug, den die Fröbel-
sche Lehre dann doch angetreten, ist zum größten Teil auf die Begeisterung
der Frauen zurückzuführen.“

Ich sagte: Bertha von Marenholtz-Bülow trug die Fröbellehre in alle
Lande. Daß sie das konnte, darin zeigt sich wiederum das Charakteristische
dieser Lehre, sie kann überall verstanden werden, sie ist international,
kosmopolitisch, human.

Auch hier ist der Zusammenhang mit den Dichtern und Denkern unserer
klassischen Periode unverkennbar. Gleich ihnen war Fröbel erfüllt von
dem Hohen und Heiligen des deutschen Volksgeistes, aber fern waren sie
von jenem engherzigen Chauvinismus, dem die Grenzen des Vaterlandes,
die Grenzen des Menschenthums, leider nicht selten, die Grenzen der
Menschenliebe und Menschenachtung bedeuten.

Fröbel respektierte die Nationalitäts-, die konfessionellen Unterschiede,
auch die Standesunterschiede als notwendige Stufen und Formen der Ent-
wickelung. Nicht Einerleiheit, sondern Einheit ist ihm das Grundprinzip,
das innerste Gesetz des Seins und Lebens. Hier, an dieser Stelle sagte
er: „Sein Erziehungswerk sei ein Sproß aus dem innersten Gemüt und
Streben des Volkes, geboren in der Auferstehung des deutschen Gesamt-
lebens, aus dem heiligen Kampfe des Vaterlandes,“ aber er sagte auch,
„Einheit ist des Menschen Kraft, seines Lebens Nerv“ und der Gedanke der
Einheit „Lebenseinigung“ ist der Nerv seiner Lehre und Methode. Von der
einheitlichsten Form im Naturleben, der runden Kreisform, ausgehend, ge-
langt er zu dem einheitlichsten Verhältnis im Menschenleben, zu dem Ver-
hältnis zwischen Mutter und Kind, und Gott allein ist ihm Grund und
Ursach alles Seins und Lebens.

In den schlichten Worten aus den Mutter- und Koseliedern erkennt
man seine Lebens- und Weltanschauung: „Stört das Kindlein nicht in
seinem süßen Traume, sich mit Allen eins zu fühlen in den Weltenraume.“

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[10/0010] Gehilfin gefunden, die Gehilfin im biblischen Sinne, „die Wesen war von seinem Wesen?“ Hier in Blankenburg arbeitete sie mit ihm an seinen Spiel- und Be- schäftigungsmitteln, hier sprach sie ihr volles Verständnis und ihre kluge Lebenserfahrung in den Worten aus: „Ein leichter Sinn, der faßt es nicht, ein leiser Sinn der haßt es nicht, ein lauter Sinn verspottet's nur, ein tiefer folgt allein der Spur.“ Haben wir doch die Freude, heute noch eine lebendige Zeugin jener wunderbaren Zeit aus Blankenburg's Kindergarten, seine bevorzugteste und erste Schülerin „die treue Seele“ als Greisin hier zu sehen, sie, die vor- bildlich gezeigt, wieviel Lieb' und Treue, wieviel Mütterlichkeit eine Frau besitzt, auch wenn sie nicht Kinder geboren. Und war es nicht eine Frau, die mit wahrhaft apostolischem Eifer die Mission für das neue Erziehungswerk, wie eine frohe Botschaft zuerst im Vaterlande, und als sie hier nur ein schwaches Echo fand, dann sogar auf höhern Befehl verstummen mußte, in alle Lande trug? Der Name Bertha von Marenholtz-Bülow muß in einer Versammlung wie die unsrige in dankbarer Verehrung genannt werden. Die Worte auf ihrem Grabstein in Dresden: „Der siegreichen Verkünderin der Fröbelschen Erziehungs- ideen“. Diese Worte sind ein Merk- und Wahrzeichen für den Beginn einer neuen Zeit, für den Eintritt der Frau in die Kulturarbeit unseres Volkes. Ohne Ueberhebung dürfen wir sagen: „Der Siegeszug, den die Fröbel- sche Lehre dann doch angetreten, ist zum größten Teil auf die Begeisterung der Frauen zurückzuführen.“ Ich sagte: Bertha von Marenholtz-Bülow trug die Fröbellehre in alle Lande. Daß sie das konnte, darin zeigt sich wiederum das Charakteristische dieser Lehre, sie kann überall verstanden werden, sie ist international, kosmopolitisch, human. Auch hier ist der Zusammenhang mit den Dichtern und Denkern unserer klassischen Periode unverkennbar. Gleich ihnen war Fröbel erfüllt von dem Hohen und Heiligen des deutschen Volksgeistes, aber fern waren sie von jenem engherzigen Chauvinismus, dem die Grenzen des Vaterlandes, die Grenzen des Menschenthums, leider nicht selten, die Grenzen der Menschenliebe und Menschenachtung bedeuten. Fröbel respektierte die Nationalitäts-, die konfessionellen Unterschiede, auch die Standesunterschiede als notwendige Stufen und Formen der Ent- wickelung. Nicht Einerleiheit, sondern Einheit ist ihm das Grundprinzip, das innerste Gesetz des Seins und Lebens. Hier, an dieser Stelle sagte er: „Sein Erziehungswerk sei ein Sproß aus dem innersten Gemüt und Streben des Volkes, geboren in der Auferstehung des deutschen Gesamt- lebens, aus dem heiligen Kampfe des Vaterlandes,“ aber er sagte auch, „Einheit ist des Menschen Kraft, seines Lebens Nerv“ und der Gedanke der Einheit „Lebenseinigung“ ist der Nerv seiner Lehre und Methode. Von der einheitlichsten Form im Naturleben, der runden Kreisform, ausgehend, ge- langt er zu dem einheitlichsten Verhältnis im Menschenleben, zu dem Ver- hältnis zwischen Mutter und Kind, und Gott allein ist ihm Grund und Ursach alles Seins und Lebens. In den schlichten Worten aus den Mutter- und Koseliedern erkennt man seine Lebens- und Weltanschauung: „Stört das Kindlein nicht in seinem süßen Traume, sich mit Allen eins zu fühlen in den Weltenraume.“

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Zitationshilfe: Goldschmidt, Henriette: Das Erziehungswerk Friedrich Fröbels. Eisenach, 1899, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goldschmidt_froebel_1899/10>, abgerufen am 24.11.2024.