Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite
XII.
Die Maus und die Katze.

Es war einmal ein Mäuschen in einer
Kinderstube, das nur des Abends vor
kam, und die Krümchen von dem Butterbrode
der Kinder aufsuchte.

Ein großer Kater lag auch immer in die-
ser Stube den ganzen Tag auf den Betten
herum, und pflegte sich recht gut, wie ein
Faulenzer. Des Mittags fraß er sein Süpp-
chen so gut, wie es die Kinder hatten. Denn
er war unverschämt genug, mit den Kindern
in der Aeltern Stube zu Tische zu gehen. Wenn
nun des Abends sich das arme Mäuschen nur
blicken ließ, so paßte er auf, und wollte es
fangen.

Dies war aber so schlau, daß es sich nicht
weit vom Loche verstieg. Daher der Kater
manchen vergeblichen Sprung that, daß die

Kinder
XII.
Die Maus und die Katze.

Es war einmal ein Maͤuschen in einer
Kinderſtube, das nur des Abends vor
kam, und die Kruͤmchen von dem Butterbrode
der Kinder aufſuchte.

Ein großer Kater lag auch immer in die-
ſer Stube den ganzen Tag auf den Betten
herum, und pflegte ſich recht gut, wie ein
Faulenzer. Des Mittags fraß er ſein Suͤpp-
chen ſo gut, wie es die Kinder hatten. Denn
er war unverſchaͤmt genug, mit den Kindern
in der Aeltern Stube zu Tiſche zu gehen. Wenn
nun des Abends ſich das arme Maͤuschen nur
blicken ließ, ſo paßte er auf, und wollte es
fangen.

Dies war aber ſo ſchlau, daß es ſich nicht
weit vom Loche verſtieg. Daher der Kater
manchen vergeblichen Sprung that, daß die

Kinder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0078" n="56"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#aq">XII.</hi><lb/>
Die Maus und die Katze.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s war einmal ein <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;uschen</hi> in einer<lb/>
Kinder&#x017F;tube, das nur des Abends vor<lb/>
kam, und die Kru&#x0364;mchen von dem Butterbrode<lb/>
der Kinder auf&#x017F;uchte.</p><lb/>
        <p>Ein großer Kater lag auch immer in die-<lb/>
&#x017F;er Stube den ganzen Tag auf den Betten<lb/>
herum, und pflegte &#x017F;ich recht gut, wie ein<lb/>
Faulenzer. Des Mittags fraß er &#x017F;ein Su&#x0364;pp-<lb/>
chen &#x017F;o gut, wie es die Kinder hatten. Denn<lb/>
er war unver&#x017F;cha&#x0364;mt genug, mit den Kindern<lb/>
in der Aeltern Stube zu Ti&#x017F;che zu gehen. Wenn<lb/>
nun des Abends &#x017F;ich das arme Ma&#x0364;uschen nur<lb/>
blicken ließ, &#x017F;o paßte er auf, und wollte es<lb/>
fangen.</p><lb/>
        <p>Dies war aber &#x017F;o &#x017F;chlau, daß es &#x017F;ich nicht<lb/>
weit vom Loche ver&#x017F;tieg. Daher der Kater<lb/>
manchen vergeblichen Sprung that, daß die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kinder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0078] XII. Die Maus und die Katze. Es war einmal ein Maͤuschen in einer Kinderſtube, das nur des Abends vor kam, und die Kruͤmchen von dem Butterbrode der Kinder aufſuchte. Ein großer Kater lag auch immer in die- ſer Stube den ganzen Tag auf den Betten herum, und pflegte ſich recht gut, wie ein Faulenzer. Des Mittags fraß er ſein Suͤpp- chen ſo gut, wie es die Kinder hatten. Denn er war unverſchaͤmt genug, mit den Kindern in der Aeltern Stube zu Tiſche zu gehen. Wenn nun des Abends ſich das arme Maͤuschen nur blicken ließ, ſo paßte er auf, und wollte es fangen. Dies war aber ſo ſchlau, daß es ſich nicht weit vom Loche verſtieg. Daher der Kater manchen vergeblichen Sprung that, daß die Kinder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/78
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/78>, abgerufen am 22.11.2024.