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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

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den. Sie selbst gieng nie in die Küche, um
nur einmal nachzusehen. Sie hätte sich etwan
einen Finger schwarz machen können. Wenn
sie Koffee getrunken hatte, las sie allerhand
schlechte Bücher. Dann wurde gegessen. Die
Leute mochten zusehen, wo sie was bekamen.
Sie sahen aber auch zu, wo sie was bekamen.
Nach Tische hielt sie Mittagsruhe, und dann
gieng sie in Gesellschaft, bis des Nachts um
eilf und zwölf Uhr. Kam der Mann nach
Hause, so fand er immer das ledige Nest.

Alles, was der Mann, sie selbst, und die
Kinder an Leinwand, Hemden, Strümpfen
und Kleidungsstücken gebrauchten, wurde außer
dem Hause gemacht. Ob die Leute des Abends
was thaten, oder faulenzten, darnach wurde
nicht gefragt. Kurz, sie gab für alle diese
Dinge, die sie selbst hätte machen können,
mehr Geld aus, als der Mann einnahm. Sie
machte Schulden, griff die Kassengelder des

Man-
Q 3

den. Sie ſelbſt gieng nie in die Kuͤche, um
nur einmal nachzuſehen. Sie haͤtte ſich etwan
einen Finger ſchwarz machen koͤnnen. Wenn
ſie Koffee getrunken hatte, las ſie allerhand
ſchlechte Buͤcher. Dann wurde gegeſſen. Die
Leute mochten zuſehen, wo ſie was bekamen.
Sie ſahen aber auch zu, wo ſie was bekamen.
Nach Tiſche hielt ſie Mittagsruhe, und dann
gieng ſie in Geſellſchaft, bis des Nachts um
eilf und zwoͤlf Uhr. Kam der Mann nach
Hauſe, ſo fand er immer das ledige Neſt.

Alles, was der Mann, ſie ſelbſt, und die
Kinder an Leinwand, Hemden, Struͤmpfen
und Kleidungsſtuͤcken gebrauchten, wurde außer
dem Hauſe gemacht. Ob die Leute des Abends
was thaten, oder faulenzten, darnach wurde
nicht gefragt. Kurz, ſie gab fuͤr alle dieſe
Dinge, die ſie ſelbſt haͤtte machen koͤnnen,
mehr Geld aus, als der Mann einnahm. Sie
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Q 3
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[245/0267] den. Sie ſelbſt gieng nie in die Kuͤche, um nur einmal nachzuſehen. Sie haͤtte ſich etwan einen Finger ſchwarz machen koͤnnen. Wenn ſie Koffee getrunken hatte, las ſie allerhand ſchlechte Buͤcher. Dann wurde gegeſſen. Die Leute mochten zuſehen, wo ſie was bekamen. Sie ſahen aber auch zu, wo ſie was bekamen. Nach Tiſche hielt ſie Mittagsruhe, und dann gieng ſie in Geſellſchaft, bis des Nachts um eilf und zwoͤlf Uhr. Kam der Mann nach Hauſe, ſo fand er immer das ledige Neſt. Alles, was der Mann, ſie ſelbſt, und die Kinder an Leinwand, Hemden, Struͤmpfen und Kleidungsſtuͤcken gebrauchten, wurde außer dem Hauſe gemacht. Ob die Leute des Abends was thaten, oder faulenzten, darnach wurde nicht gefragt. Kurz, ſie gab fuͤr alle dieſe Dinge, die ſie ſelbſt haͤtte machen koͤnnen, mehr Geld aus, als der Mann einnahm. Sie machte Schulden, griff die Kaſſengelder des Man- Q 3

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/267>, abgerufen am 24.11.2024.