Da giebts Zuckerpuppen mit allerhand Farben bemalt -- hölzerne beschmierte Pup- pen, gefärbte Brustkuchen -- Das Schlimmste sind die mit Goldschaum oder Zinnplättchen dick beschmierten Marzepanstücken. Das wird denn alles in den Festtagen durch einander heruntergewürget.
Ist denn das für die Gesundheit so ge- fährlich, fragte der Vater?
Allerdings, sagte der Arzt. Glauben Sie nur, mir möchten manchmal die Augen über- gehen, wenn ich sehen muß, wie offenbar da- durch eine ganze Nachwelt gemordet, oder doch wenigstens ungesund, schwach, elend und unbrauchbar gemacht wird. Wenn ich auf meinen Vortheil, und nicht auf der Kin- der Leben sehen wollte, so würde ich schwei- gen. Denn ich habe zu keiner Zeit mehr zu thun, als nach Weihnachten. Aber ich sehe auf mein Gewissen. Und die Arzneykunst wird
offenbar
Da giebts Zuckerpuppen mit allerhand Farben bemalt — hoͤlzerne beſchmierte Pup- pen, gefaͤrbte Bruſtkuchen — Das Schlimmſte ſind die mit Goldſchaum oder Zinnplaͤttchen dick beſchmierten Marzepanſtuͤcken. Das wird denn alles in den Feſttagen durch einander heruntergewuͤrget.
Iſt denn das fuͤr die Geſundheit ſo ge- faͤhrlich, fragte der Vater?
Allerdings, ſagte der Arzt. Glauben Sie nur, mir moͤchten manchmal die Augen uͤber- gehen, wenn ich ſehen muß, wie offenbar da- durch eine ganze Nachwelt gemordet, oder doch wenigſtens ungeſund, ſchwach, elend und unbrauchbar gemacht wird. Wenn ich auf meinen Vortheil, und nicht auf der Kin- der Leben ſehen wollte, ſo wuͤrde ich ſchwei- gen. Denn ich habe zu keiner Zeit mehr zu thun, als nach Weihnachten. Aber ich ſehe auf mein Gewiſſen. Und die Arzneykunſt wird
offenbar
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[206/0228]
Da giebts Zuckerpuppen mit allerhand
Farben bemalt — hoͤlzerne beſchmierte Pup-
pen, gefaͤrbte Bruſtkuchen — Das Schlimmſte
ſind die mit Goldſchaum oder Zinnplaͤttchen
dick beſchmierten Marzepanſtuͤcken. Das wird
denn alles in den Feſttagen durch einander
heruntergewuͤrget.
Iſt denn das fuͤr die Geſundheit ſo ge-
faͤhrlich, fragte der Vater?
Allerdings, ſagte der Arzt. Glauben Sie
nur, mir moͤchten manchmal die Augen uͤber-
gehen, wenn ich ſehen muß, wie offenbar da-
durch eine ganze Nachwelt gemordet, oder
doch wenigſtens ungeſund, ſchwach, elend
und unbrauchbar gemacht wird. Wenn ich
auf meinen Vortheil, und nicht auf der Kin-
der Leben ſehen wollte, ſo wuͤrde ich ſchwei-
gen. Denn ich habe zu keiner Zeit mehr zu
thun, als nach Weihnachten. Aber ich ſehe
auf mein Gewiſſen. Und die Arzneykunſt wird
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/228>, abgerufen am 25.11.2024.
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