Ich schlief einmal auf einem Amte, wo der Amtmann mein sehr guter Freund war. Des Nachts wurde vor meiner Stube, wo ich lag, ein gewaltiger Lärm. Ich stand auf, steckte mein Licht an, und gieng heraus. Da waren es die Mägde in der Gesindekammer. Da hörte ich allerley Stimmen. "Ach der verdammte Alp! Wo mag das Unthier einmal wieder herkommen? Höre einmal einer an, wie das arme Mensch krunkt -- wie ers drückt und peiniget! -- Und doch sieht man nichts. Marie! hörst du nicht? Wache doch auf? Und so weiter --
Eine andere Magd sagte: Du wirst gewiß den Anwurf nicht übergekettelt haben, daß das Unthier hereingekommen ist. Ja! ant- wortete die andere: freylich hab' ichs gethan. Nun, so verstehe ichs nicht, sprach die erste, wo das Ding, Gott sey bey uns! wieder her- gekommen ist. Es ist lange nicht da gewesen.
Inzwi-
N 4
Ich ſchlief einmal auf einem Amte, wo der Amtmann mein ſehr guter Freund war. Des Nachts wurde vor meiner Stube, wo ich lag, ein gewaltiger Laͤrm. Ich ſtand auf, ſteckte mein Licht an, und gieng heraus. Da waren es die Maͤgde in der Geſindekammer. Da hoͤrte ich allerley Stimmen. „Ach der verdammte Alp! Wo mag das Unthier einmal wieder herkommen? Hoͤre einmal einer an, wie das arme Menſch krunkt — wie ers druͤckt und peiniget! — Und doch ſieht man nichts. Marie! hoͤrſt du nicht? Wache doch auf? Und ſo weiter —
Eine andere Magd ſagte: Du wirſt gewiß den Anwurf nicht uͤbergekettelt haben, daß das Unthier hereingekommen iſt. Ja! ant- wortete die andere: freylich hab’ ichs gethan. Nun, ſo verſtehe ichs nicht, ſprach die erſte, wo das Ding, Gott ſey bey uns! wieder her- gekommen iſt. Es iſt lange nicht da geweſen.
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[199/0221]
Ich ſchlief einmal auf einem Amte, wo
der Amtmann mein ſehr guter Freund war.
Des Nachts wurde vor meiner Stube, wo
ich lag, ein gewaltiger Laͤrm. Ich ſtand auf,
ſteckte mein Licht an, und gieng heraus. Da
waren es die Maͤgde in der Geſindekammer.
Da hoͤrte ich allerley Stimmen. „Ach der
verdammte Alp! Wo mag das Unthier einmal
wieder herkommen? Hoͤre einmal einer an, wie
das arme Menſch krunkt — wie ers druͤckt
und peiniget! — Und doch ſieht man nichts.
Marie! hoͤrſt du nicht? Wache doch auf?
Und ſo weiter —
Eine andere Magd ſagte: Du wirſt gewiß
den Anwurf nicht uͤbergekettelt haben, daß
das Unthier hereingekommen iſt. Ja! ant-
wortete die andere: freylich hab’ ichs gethan.
Nun, ſo verſtehe ichs nicht, ſprach die erſte,
wo das Ding, Gott ſey bey uns! wieder her-
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/221>, abgerufen am 23.11.2024.
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