holte die Windbüchse, und schoß ihn herunter. Da lag er, und ich lebe noch.
Mutter. Zuweilen soll es aber doch zu- treffen, daß der Kranke stirbt, wo der Vogel vor dem Fenster schreyet. Ich habe das selbst bey meinem seligen Vater erlebt, daß er ans Fenster geflogen kam, und ganz toll war, da er in letzten Zügen lag. Es kann das aber andere Ursachen haben, und ganz natürlich zugehen.
Erich. Darauf will ich gleich hernach antworten. Jetzt aber sage ich nur so viel: Es kann wohl seyn, daß etwan einmal hier oder da einer in der Gegend oder Straße gestor- ben ist, da der Vogel rief. Das trifft wohl zusammen. Aber sage mir einmal, Wilhelm, ob du glauben kannst, daß der Vogel daran Schuld sey, und daß sein Schreyen nichts anders, als den Tod des Menschen, bedeutet habe?
Wilhelm.
holte die Windbuͤchſe, und ſchoß ihn herunter. Da lag er, und ich lebe noch.
Mutter. Zuweilen ſoll es aber doch zu- treffen, daß der Kranke ſtirbt, wo der Vogel vor dem Fenſter ſchreyet. Ich habe das ſelbſt bey meinem ſeligen Vater erlebt, daß er ans Fenſter geflogen kam, und ganz toll war, da er in letzten Zuͤgen lag. Es kann das aber andere Urſachen haben, und ganz natuͤrlich zugehen.
Erich. Darauf will ich gleich hernach antworten. Jetzt aber ſage ich nur ſo viel: Es kann wohl ſeyn, daß etwan einmal hier oder da einer in der Gegend oder Straße geſtor- ben iſt, da der Vogel rief. Das trifft wohl zuſammen. Aber ſage mir einmal, Wilhelm, ob du glauben kannſt, daß der Vogel daran Schuld ſey, und daß ſein Schreyen nichts anders, als den Tod des Menſchen, bedeutet habe?
Wilhelm.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0188"n="166"/>
holte die Windbuͤchſe, und ſchoß ihn herunter.<lb/>
Da lag er, und ich lebe noch.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Mutter</hi>. Zuweilen ſoll es aber doch zu-<lb/>
treffen, daß der Kranke ſtirbt, wo der Vogel<lb/>
vor dem Fenſter ſchreyet. Ich habe das ſelbſt<lb/>
bey meinem ſeligen Vater erlebt, daß er ans<lb/>
Fenſter geflogen kam, und ganz toll war, da<lb/>
er in letzten Zuͤgen lag. Es kann das aber<lb/>
andere Urſachen haben, und ganz natuͤrlich<lb/>
zugehen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Erich</hi>. Darauf will ich gleich hernach<lb/>
antworten. Jetzt aber ſage ich nur ſo viel: Es<lb/>
kann wohl ſeyn, daß etwan einmal hier oder<lb/>
da einer in der Gegend oder Straße geſtor-<lb/>
ben iſt, da der Vogel rief. Das trifft wohl<lb/>
zuſammen. Aber ſage mir einmal, <hirendition="#fr">Wilhelm</hi>,<lb/>
ob du glauben kannſt, daß der Vogel daran<lb/>
Schuld ſey, und daß ſein Schreyen nichts<lb/>
anders, als den Tod des Menſchen, bedeutet<lb/>
habe?</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Wilhelm</hi>.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[166/0188]
holte die Windbuͤchſe, und ſchoß ihn herunter.
Da lag er, und ich lebe noch.
Mutter. Zuweilen ſoll es aber doch zu-
treffen, daß der Kranke ſtirbt, wo der Vogel
vor dem Fenſter ſchreyet. Ich habe das ſelbſt
bey meinem ſeligen Vater erlebt, daß er ans
Fenſter geflogen kam, und ganz toll war, da
er in letzten Zuͤgen lag. Es kann das aber
andere Urſachen haben, und ganz natuͤrlich
zugehen.
Erich. Darauf will ich gleich hernach
antworten. Jetzt aber ſage ich nur ſo viel: Es
kann wohl ſeyn, daß etwan einmal hier oder
da einer in der Gegend oder Straße geſtor-
ben iſt, da der Vogel rief. Das trifft wohl
zuſammen. Aber ſage mir einmal, Wilhelm,
ob du glauben kannſt, daß der Vogel daran
Schuld ſey, und daß ſein Schreyen nichts
anders, als den Tod des Menſchen, bedeutet
habe?
Wilhelm.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/188>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.